Der König bleibt auf dem Thron
16.04.2024 Sport, Schwingen1500 Zuschauer und Traumwetter am Guggibad-Schwinget – Joel Strebel siegt erneut
Er ist und bleibt der König vom Guggibad: Joel Strebel. Doch er schreibt nicht die einzige richtig tolle Geschichte bei diesem Traumschwingfest.
Stefan ...
1500 Zuschauer und Traumwetter am Guggibad-Schwinget – Joel Strebel siegt erneut
Er ist und bleibt der König vom Guggibad: Joel Strebel. Doch er schreibt nicht die einzige richtig tolle Geschichte bei diesem Traumschwingfest.
Stefan Sprenger
Noch selten war er am Guggibad-Schwinget so nervös. Wieso das so war, weiss Joel Strebel auch nicht genau. Was der Eidgenosse sicher weiss: «Der zweite Gang nervt mich gewaltig.» Gegen den Gebenstorfer Dominik Schwegler (drei Kränze) kommt er nur zu einem «Gestellten». «Das war gar nicht gut. Da wäre ich am liebsten wieder nach Hause», sagt der 27-Jährige aus Aristau. Es ist der einzige Makel eines sonst perfekten Auftritts. Denn ansonsten bodigt Strebel alle seine Gegner, darunter zwei Mal den Eidgenossen Patrick Räbmatter. Erst im ersten Gang, dann im Schlussgang. Auch nicht selbstverständlich, dass Strebel den 150-kg-Brocken aus Uerkheim mit offensichtlicher Leichtigkeit doppelt ins Sägemehl befördert.
«Hätte besser nicht sein können»
Nach 2018, 2022, 2023 jetzt auch 2024: Joel Strebel ist und bleibt der König vom Guggibad. Noch kein anderer Freiämter hat es je geschafft, das Heimfest so oft zu gewinnen. Geschweige denn drei Mal in Serie. «Das macht schon stolz», sagt Strebel – bevor er wieder darauf hinweist, wie sehr ihn der «Gestellte» gegen Schwegler nervt.
Der Guggibad-Schwinget 2024 ist eine Ausgabe für die Geschichtsbücher des Schwingklubs Freiamt. Denn von der erfrischenden Jodlermesse vom berühmten Seelsorger Adrian Bolzern bis hin zum Schlussgang passte fast alles zusammen. Das Wetter traumhaft, die Kulisse mit 1500 Zuschauern herrlich. Es war auch für Reto Leuthard, der seinen letzten Auftritt hatte, ein perfekter Tag. Er landete am Ende auf dem 2. Rang hinter seinem Kumpel Strebel und sagt: «Mein Abschluss hätte nicht besser sein können.» Mit gleich vielen Punkten auf Rang 2b landete Pascal Joho. Der Sarmenstorfer, der aktuell im Militär weilt, war am Guggibad zum ersten Mal in diesem Jahr im Sägemehl. Logisch, war er hochzufrieden mit seinem Auftritt. Einziger Wermutstropfen bei ganz vielen tollen Geschichten war die Verletzung von Lukas Döbeli, dem zweiten Freiämter Eidgenossen am Guggibad.
Traumfest mit tollen Geschichten
Schwingen, Guggibad-Schwinget: Joel Strebel gewinnt, Reto Leuthard brilliert zum Abschluss, 1500 Zuschauer sind dabei
Traumwetter, Traumkulisse, und Traumleistungen der Freiämter Schwinger. Auf dem Guggibad passte für die Freiämter fast alles zusammen.
Stefan Sprenger
Punkt 16.49 Uhr. Die Szene des Tages ereignet sich nicht im Sägemehlring, sondern daneben. Reto Leuthard umarmt Joel Strebel. Die beiden Kumpels sind vereint. Leuthard bei seinem Abschied und Strebel Sekunden nach seinem neuerlichen Triumph auf dem Guggibad. Passend: Strebel auf Rang 1, Leuthard auf Rang 2. Es ist der bestmögliche Abschluss eines perfekten Freiämter Schwingertages.
Für Reto Leuthard war es das letzte Schwingfest. Und der Merenschwander haut nochmals alles raus, was in seinem 120-kg-Körper steckt. Er gewinnt vier Mal, stellt zwei Gänge. «Hätte er nur immer so stark geschwungen», sagt Joel Strebel lachend. Leuthard nagelt nach dem letzten Gang (den er gewinnt) seine Zwilchhose ans Brett.
Die ganze Truppe des Schwingklubs Freiamt feiert ihn ab, er wird auf den Schultern getragen, die 1500 Zuschauer jubeln ihm entgegen.
Beim sonst so ruhigen und geerdeten Leuthard drückt eine Träne durch. «Meine Leistung war top. Trotz starkem Notenblatt mit zwei Teilverbandskranzern verliere ich keinen Gang. Ich habe nochmals alles gegeben, bin unbeschwert rein und hatte viel Spass. Es war in vielerlei Hinsicht ein traumhafter Abschluss», sagt er. Den ganzen Tag hindurch wollten ihn viele Menschen überzeugen, doch nicht aufzuhören. Seine Antwort war jeweils: «Auch du kannst mich nicht mehr überreden. Der Entscheid steht fest.» Leuthard sagt zu seinem Abschied: «So ein Ende wünscht man sich als Schwinger. Einfach perfekt. Danke an alle, die mich die letzten 20 Jahre in diesem Sport begleitet und unterstützt haben.»
Leuthard war eine grosse Figur am Guggibad-Schwinget. Doch es gab auch noch weitere Freiämter, die für tolle Geschichten sorgen. Beispielsweise Pascal Joho. Er siegt vier Mal, dabei auch gegen Teilverbandskranzer Kaj Hügli – und geht zwei Mal als Verlierer aus dem Ring. Mit 57 Punkten landet er auf dem Rang 2b.
Joho: «Ist doch geil»
Was doch sehr erstaunt: Es ist in diesem Jahr der erste Einsatz für den Sarmenstorfer. Joho ist Januar im Militär, in der Infanterie in Gossau. Er habe nie trainiert im Jahr 2024. «Deshalb war das heute doch ein ungewöhnliches Gefühl, wieder im Sägemehl zu stehen», sagt er. Dass er gleich solch eine Leistung zeigt, überrascht auch ihn. «Und es freut mich natürlich enorm.» Das Podest besteht aus Joho, Leuthard und Strebel. Ein Freiämter Dreifachsieg. Das gab es noch nie auf dem heimischen Guggibad. «Ist doch geil», sagt Joho lachend.
Übrigens: Sein Bruder Philip Joho hat sich vor rund zwei Monaten im Kadertraining der Nordwestschweizer das Kreuzband gerissen und wird diese Saison nicht schwingen können. Ebenfalls von Verletzungen geplagt wird der zweite Freiämter Eidgenosse am Guggibad. Lukas Döbeli hatte in den letzten Wochen mit einer Oberschenkelzerrung zu kämpfen. Im 4. Gang am Guggibad geht wieder etwas am Oberschenkel kaputt. Zu jenem Zeitpunkt hat Döbeli zwei Siege und einen «Gestellten» auf dem Konto. Doch dann macht er einen Schritt nach vorne und «es hat mir eins reingezwickt», wie er sagt. Döbeli stellt den 4. Gang, im 5. Gang ist er gehemmt, spürt den Muskel immer mehr. Und gibt dann schliesslich auf. «Schade. Es war so ein tolles Guggibad-Schwinget mit so vielen Menschen. Ich hätte es mir anders gewünscht», sagt Döbeli und klärt nun beim Arzt ab, was genau hinter der Verletzung steckt.
Die Freiämter zeigen eine starke Teamleistung. Auch Niklas Stocker (Boswil, Rang 7c), Dario Meier (Waltenschwil, Rang 9a) oder Nils Gehrig (Buttwil, Rang 10a) überzeugen mit je drei Siegen. Nils Gehrig, 17 Jahre jung, wohnt in der Nähe vom Guggibad und lieferte auch eine tolle Geschichte. Er ging mit Kurt Strebel (Vater von Joel) eine Wette ein. Falls er nicht drei Siege holt, hätte er einen Tag beim Landschaftsgärtner-Unternehmen von Kurt Strebel einen Tag aushelfen müssen. «Geschafft», sagt Nils Gehrig, der schon im fünften Gang seinen dritten Sieg feierte.
Weniger Bier getrunken
Nebst den Einheimischen Lukas Döbeli und Joel Strebel war mit Patrick Räbmatter ein dritter Eidgenosse dabei. Tobias Widmer musste kurzfristig und aufgrund von Knieproblemen absagen. «Vielleicht hatte er auch Angst vor Joel Strebel», mutmasst Reto Leuthard mit einem Augenzwinkern.
Joel Strebel war unwiderstehlich unterwegs. Zwei Mal legt er den 150-kg-Brocken Räbmatter ins Sägemehl, gewinnt auch dazwischen fast alle Gänge. Einzig Dominik Schwegler kann er nicht bezwingen und stellt. «Das hat mich genervt, da wäre ich am liebsten nach Hause», sagt Strebel. Er findet, dass «der letzte Zacken gefehlt hat». Gereicht hat es trotzdem zum dritten Sieg in Serie. Er war zu Beginn etwas nervös, habe sich danach aber «sehr gut gefühlt». Strebel, der erneute König vom Guggibad, sagt nachdem er Siegesrind «Livia» kurz streichelte: «1500 Zuschauer, bestes Wetter. Es war ein Traumtag.»
Auch Marco Küng, Präsident des SK Freiamt und OK-Präsident des Guggibad-Schwinget meint: «Es hätte kaum besser laufen können. Wir haben nur Komplimente erhalten für dieses Schwingfest.» Auffallend: «Es wurde einiges weniger Bier getrunken als sonst»..
Punkt 16.49 Uhr ist das Guggibad zu Ende. Sieger Strebel und Abgänger Leuthard umarmen sich. «Es war eine geile Zeit. Und dieser Abschluss einfach perfekt», findet Leuthard.