Der nächste Schritt folgt immer
09.12.2025 Muri, BildungBildung ermöglichen
Das Murianer Hilfsprojekt «Zukunft für Burkina Faso» hat ein zweistöckiges Schulhaus erstellt
Ein neues Primarschulgebäude bietet im Zentrum St. Georges, Burkina Faso, Platz für acht ...
Bildung ermöglichen
Das Murianer Hilfsprojekt «Zukunft für Burkina Faso» hat ein zweistöckiges Schulhaus erstellt
Ein neues Primarschulgebäude bietet im Zentrum St. Georges, Burkina Faso, Platz für acht Klassen. Möglich machte den Bau Unterstützung aus Muri.
Seit sie im Sommer 2008 ein Volontariat in einem Waisenhaus in Burkina Faso absolviert hat, lässt das westafrikanische Binnenland Brigitte Keusch nicht mehr los. Mit der Gründung des Vereins Zukunft für Burkina Faso hilft die Murianerin den ärmsten Menschen und schenkt ihnen den Glauben an eine lebenswerte Zukunft.
Der jüngste Erfolg ihres grossen Engagements ist das neue Primarschulgebäude im Zentrum St. Georges. «Das erste doppelstöckige Gebäude, das wir gebaut haben», wie Brigitte Keusch stolz festhält. Es bietet den Primarschülerinnen und -schülern helle und grosszügige Unterrichtsräume. Die Klassenzimmer im ersten Stock werden über eine aussen liegende Galerie erschlossen. An den Mauern rund um das Schulzentrum wurden mit den übrig gebliebenen Baumaterialien Boutiquen erstellt. Anfangs sollen die Mieteinnahmen als Einnahmequelle für weitere Projekte dienen. «Mit der Zeit wollen wir darin Berufswahlateliers bauen», verrät Brigitte Keusch. Ein grosser Schritt ist mit dem Bau des Primarschulgebäudes im Schulzentrum St. Georges getan. Weitere sollen folgen. --red
Hilfsprojekt «Zukunft für Burkina Faso» erreicht den nächsten Meilenstein
Im Schulzentrum St. Georges steht seit wenigen Wochen ein doppelstöckiges Primarschulhaus. Fast 600 Kinder gehen in den beiden Schulzentren, die dank der Hilfe des Vereins «Zukunft für Burkina Faso» gebaut wurden, zur Schule. Bereits denkt Präsidentin Brigitte Keusch an die nächsten Projekte.
Annemarie Keusch
Es war ein klassisches Missverständnis. «Zum Glück», sagt Brigitte Keusch und lacht. Sie ist Präsidentin und treibende Kraft hinter dem Verein «Zukunft für Burkina Faso». Täglich erhält sie Bilder aus Ouahigouya, der Stadt im Norden Burkina Fasos, wo der Verein seit 2009 zwei Schulzentren aufgebaut hat und ständig weiter ausbaut. Zweibis dreimal wöchentlich telefoniert sie auch mit Adama Guiro. Er ist die Vertrauensperson vor Ort. Er leitet die Schulen, lanciert neue Projekte. «Er wurde über die Jahre zum Unternehmer», sagt Keusch. Der Austausch sei intensiv und eng. Aber eben nicht vor Missverständnissen gefeit. «Deux étages. Zwei Etagen», so sagte es Brigitte Keusch. Das Erdgeschoss und ein Obergeschoss. «Schliesslich ist das neue Primarschulgebäude im Zentrum St. Georges das erste doppelstöckige Gebäude, das wir bauen.» Nur versteht Adama Guiro unter zwei Etagen zwei zusätzlich zum Erdgeschoss – also eigentlich drei. Aber eben, heute kann sie darüber lachen, sieht das Positive. «Jetzt ist das Fundament so gebaut, dass problemlos ein dritter Stock möglich wäre.» Auch am Gebäude selbst sei alles entsprechend vorbereitet.
Seit dem Spatenstich im Januar 2023 bis zur Eröffnung sind gut zweieinhalb Jahre vergangen. «Ein Jahr länger als geplant.» Die politische Situation habe die Pläne in Verzug gebracht, erklärt Keusch. Nicht, dass es auf das Schulzentrum einen Anschlag gegeben hätte. «Aber wegen Anschlägen war das Befahren der Strassen in ländliche Gebiete zu gefährlich.» Sand und Kies mussten aber von dort geholt werden, Stahl gar aus der Hauptstadt Ouagadougou. Aber auch die Regenzeit sorgte für Verzögerungen. «Wenn es stark regnet, kann nicht gebaut werden. Mehrmals sorgten Lieferengpässe dafür, dass das Material später kam, just in der Zeit, in der es stark regnete.»
Acht neue Schulzimmer
Aus der Fassung brachte das Brigitte Keusch nicht. «Nicht mehr», sagt sie und lacht. Geduld haben, sich anders organisieren, flexibel sein. «Das können die Leute in Burkina Faso einfach und auch ich habe es mittlerweile etwas gelernt.» Auch, weil es bei den vergangenen Bauprojekten teilweise ähnlich war. Und da hat Keusch ganz viel Erfahrung. Zwei Schulzentren hat der Verein gebaut. St. Benoît mit Kindergarten, Primarschule und erster Etappe Sekundarschule. St. Georges mit Kindergarten und mittlerweile Primarschule. Fast 600 Kinder gehen in beiden Zentren zur Schule. «Rückblickend ist das schon sehr beeindruckend, was alles entstanden ist.» Indem sie und der Verein am Ball blieben, neue Ideen einbrachten, Vertrauen zu Adama Guiro und seinem Team vor Ort aufbauten. «Und vor allem, indem wir immer Schritt für Schritt vorwärtsgingen – alle miteinander.»
So, wie es auch auf der letzten Baustelle zum Erfolg führte. Es sind eindrückliche Zahlen, die Brigitte Keusch zu diesem Bauprojekt nennt. 16 048 Backsteine wurden verbaut. «Alle von Hand hergestellt. Für uns ist das unvorstellbar.» Auf die obere Ebene wurden sie per Flaschenzug gehievt. 127,6 Kubikmeter Beton wurden angerührt.
Um die Mauer aus Sand, Kies und Backsteinen zu festigen, vor allem aber, um den Zwischenboden zu giessen. «Dafür arbeiteten die Bauarbeiter drei Tage und Nächte durch, damit der Beton zwischendrin nie antrocknen konnte.» Acht Schulzimmer sind entstanden. Rund 180 000 Franken hat das doppelstöckige Gebäude gekostet. Geld, das Brigitte Keusch und die anderen Vorstandsmitglieder gesammelt haben. «Auch hier Schritt für Schritt.»
Berufsbildung miteingliedern
Ein grosser Schritt ist mit dem Bau des Primarschulgebäudes im Schulzentrum St. Georges getan. Aber eben, weitere folgen. Oder sind schon erfolgt. An den Mauern rund um das Schulzentrum wurden mit den übrigen Baumaterialien Boutiquen erstellt. «Anfangs sind es Läden, deren Mieteinnahmen uns helfen. Mit der Zeit wollen wir darin Berufswahlateliers bauen.» Die Unterstützung soll über die obligatorische Schulzeit und entsprechend nachhaltig sein – und idealerweise irgendwann selbsttragend. «Wir sind auf gutem Weg.» Viele kleine Zeichen lassen Brigitte Keusch diese Aussage machen. Dass Adama Guiro die Verantwortung vor Ort auf mehr Schultern verteilt, ist eines. Dass in einer Klasse als praktischer Unterricht Seifen für das ganze Schulzentrum hergestellt werden, ein anderes. «Es ist eine kleine Summe, die wir sparen. Aber es ist ein deutliches Zeichen, dass die Einstellung stimmt. Bei Lehrpersonen und Leitung.»
Langes Warten auf nächste Reise
Und auch bei den Kindern und ihren Eltern. St. Georges und St. Benoît sind beliebt. Im St. Benoît gehen auch Kinder zur Schule, deren Eltern sich das Schulgeld von umgerechnet knapp 60 Franken pro Jahr nicht leisten könnten. Auch hier springt der Verein ein. Im St. Georges zahlen alle. Wer kann, schickt seine Kinder nicht in die öffentliche Schule. Brigitte Keusch spricht von Klassen mit rund 120 Kindern. «Wir haben 30. Logisch, dass die Qualität besser ist.» Diese hochzuhalten und so das Vertrauen bei der Bevölkerung weiter zu festigen, das sei das Ziel.
Apropos Ziel. Oder vielleicht ist Wunsch, fast Traum, der mittlerweile passendere Ausdruck. Sieben Jahre sind vergangen, seit Brigitte Keusch zuletzt in Burkina Faso, in Ouahigouya war. «Es wäre an der Zeit», sagt sie. An der Eröffnung des doppelstöckigen Schulhauses dabei sein – zumindest eine Zeit lang sah es gut aus. Dann folgte der nächste Anschlag im Land, just als Adama Guiro in der Schweiz weilte. «Es geht aktuell einfach nicht. Die Lage ist viel zu unsicher. Aber inzwischen bin ich nicht mehr enttäuscht, sondern freue mich dann einfach, wenn es irgendwann klappt.» Schritt für Schritt – es passt auch hier.
Mehr Infos: www.zukunft-burkina-faso.ch




