Der neue Alltag im Büro
29.10.2024 MuriMit offener Philosophie
Simon Bachmann ist neuer Chef Regionalpolizei
Prävention im Schulzimmer. Es war lange ein Teil der vielfältigen Arbeit, die Simon Bachmann als Fachbereichsleiter Jugendpolizei schätzte. Er war draussen, auf ...
Mit offener Philosophie
Simon Bachmann ist neuer Chef Regionalpolizei
Prävention im Schulzimmer. Es war lange ein Teil der vielfältigen Arbeit, die Simon Bachmann als Fachbereichsleiter Jugendpolizei schätzte. Er war draussen, auf Patrouille, trat mit allerlei Menschen in Kontakt. Seit fast zehn Jahren gehört Bachmann zum Korps der Regionalpolizei Muri. Seit wenigen Monaten aber hat er eine ganz neue Funktion. Als Nachfolger von Renato Orsi ist er Chef der Regionalpolizei geworden.
Seit Juni ist Simon Bachmann neuer Chef Regionalpolizei und Abteilungsleiter Sicherheit der Gemeinde
Seit fast zehn Jahren gehört Simon Bachmann zum Korps der Regionalpolizei Muri. Nach dem Abschied von Renato Orsi tritt er in dessen Fussstapfen und leitet den Posten. «Ich möchte seine offenen Philosophie weiterleben», sagt Bachmann. Eigenverantwortung werde auch unter ihm grossgeschrieben.
Annemarie Keusch
Halloween. Übermorgen ist es so weit. Simon Bachmann freut sich darauf. Er wird an diesem Abend wieder auf Patrouille sein, wieder präsent auf der Strasse. «Als Chef Regionalpolizei ist mein Hauptarbeitsplatz das Büro geworden», sagt er. Nicht mit bedauerndem Unterton. «Bisher konnte ich den Alltag draussen gar nicht vermissen, weil ich mit so viel Neuem beschäftigt bin», sagt er. Aber am 31. Oktober, dann gehts wieder raus. Präsenz markieren, in Kontakt treten mit den Jugendlichen, Personenkontrollen durchführen, Präventionsarbeit leisten. «In den letzten Jahren hat das gerade an Halloween jeweils ganz gut geklappt», sagt Bachmann. Grosse Sachschäden wie auch schon gebe es in Muri und Umgebung viel weniger.
Aber eben, auf Patrouille, «draussen», ist Simon Bachmann kaum mehr. Er hat seit Juni andere Aufgaben. Der Alltag ist neu, spielt sich primär am Schreibtisch ab. «Gerade in den ersten Monaten sind die Arbeitstage länger. Es braucht Zeit, bis ich mich in allen neuen Aufgaben zurechtfinde», gesteht Bachmann. Und das, obwohl die Übergabe ideal gewesen sei. Die interne Nachfolgeregelung ermöglichte es, dass sein Vorgänger Renato Orsi ihm die wichtigsten Informationen transportieren konnte. «Gerade im Budgetprozess war das Gold wert», betont Simon Bachmann. Und trotzdem: Gerade die Aufgaben, die das Amt als Abteilungsleiter Bereich Sicherheit der Gemeinde Muri mitbringt, sind für ihn neu. «Die Zusammenarbeit mit Feuerwehr und Zivilschutz, die politischen Aspekte, die Sitzungen», nennt er Beispiele. Auch das Engagement im Verband der Aargauer Regionalpolizeien bekam er vorher nur am Rande mit. «Organisatorische Aufgaben, Schnittstellen zu den Gemeinden, sich der Probleme der Bevölkerung annehmen. Meine neue Tätigkeit ist äusserst vielseitig», schwärmt Bachmann. Um richtig eingearbeitet zu sein, um den Grossteil der Erfahrungen sicher einmal gemacht zu haben, dauere es aber mindestens ein Jahr. Zusammengefasst sagt Simon Bachmann: «Ich bin gut gestartet in meiner neuen Arbeit, fühle mich wohl.»
Arbeit als Jugendpolizist erfüllte ihn
Und dennoch, es war nicht sein Ziel, Chef der Regionalpolizei Muri zu werden. «Warum nicht? Weil mir meine Aufgabe vorher sehr viel Erfüllung gab.» Bachmann war Fachbereichsleiter Jugendpolizei, versuchte, jungen Menschen, die delinquierten, zurück auf den richtigen Weg zu helfen. «Das gelang oft», betont er. Im Netzwerk mit Schule, Schulsozialarbeitern, Eltern und in schwerwiegenderen Fällen der Jugendanwaltschaft. Ein Grossteil der Arbeit bestand aber auch aus präventiven Aufgaben. Bachmann war im Unterricht präsent, informierte beispielsweise über Cyber Mobbing, Pornografie oder das Recht am eigenen Bild. Noch ist Simon Bachmann daran, seinen Nachfolger Marco Moreno einzuarbeiten. «Auch das macht mir grossen Spass.»
Es ist ein Zeichen dafür, wie wichtig dem neuen Chef Regionalpolizei die Zusammenarbeit im Team ist. Mit dem Team diesen weiteren Schritt zu gehen, sich vom Team unterstützt zu fühlen, das war für Simon Bachmann auch der Hauptgrund, weshalb er sich für die Nachfolge von Renato Orsi bewarb. Denn mit seinen 38 Jahren gehört er zu den jüngsten in einem solchen Amt. «Das hat Vor- und Nachteile», ist Bachmann überzeugt. Die Erfahrung fehle ihm vielleicht in gewissen Bereichen. Dafür sei er unter Umständen hie und da offener, bringe einen neuen Fokus rein.
Von der Grossstadt aufs Land
Dass Simon Bachmann Polizist werden wollte, war für ihn früh klar. Schon beim Bewerbungsgespräch für die Lehrstelle als Polymechaniker stellte er dies klar. «Ich kann gar nicht genau begründen, warum. Die Action hat mich sicher fasziniert. Und vermutlich habe ich nicht daran gedacht, in diesem Beruf so viel schreiben zu müssen», meint er und lacht. Nach der Lehre und einem Sprachaufenthalt in Australien folgte die Polizeischule. Und Bachmann, der in Bremgarten aufwuchs, zog es in die Stadt, nach Basel. «Die Polizeiarbeit ist dort ganz anders, die Patrouillendichte viel höher, entsprechend jene der Vorfälle auch.» Fünfeinhalb Jahre blieb er am Rheinknie. Als sich ihm und seiner Frau die Möglichkeit bot, hier in der Region ein Haus zu bauen, kam er zurück ins Freiamt. «Nein, langweilig ist es hier im Vergleich zu Basel nicht. Die Polizeidichte ist schliesslich auch viel tiefer.» Auf dem Land gebe es dieselben Vorfälle wie in der Stadt, einfach weniger. «Gerade häusliche Gewalt hat in den letzten Jahren stark zugenommen.»
Bachmann bildete sich immer weiter, absolvierte ein CAS in Kriminalprävention, ist Dozent an der FHNW für Weiterbildung von Polizisten. Nun ist er Chef Regionalpolizei und Abteilungsleiter Sicherheit der Gemeinde Muri. Der Start sei bestens geglückt, sagt der Vater zweier kleiner Kinder. Welches sind seine weiteren beruflichen Ziele? Simon Bachmann lacht. «Zuerst will ich im neuen Amt richtig ankommen», sagt er. Das brauche auch nach 9½ Jahren bei der Regionalpolizei Muri Zeit. Und Bachmann plant längerfristig. «Ich gehe nach wie vor jeden Tag sehr gerne arbeiten», sagt der passionierte Hobby-Saxofonist. Trotz allem übermorgen, an Halloween, ganz besonders.