Der Ruhige und Genaue

  30.10.2020 Region Oberfreiamt

Sanitärinstallateur Sandro Meier holt an den «Swiss Skills» die Bronzemedaille

22 Sanitärinstallateur-Lehrabgänger. Alle gaben ihr Bestes, auch wenn die Rahmenbedingungen anders waren als bei bisherigen «Swiss Skills». Dass Sandro Meier aus Aristau den dritten Platz holte, ist für ihn und seinen Ausbildungsbetrieb ein grosser Erfolg.

Annemarie Keusch

Das Filmteam mit Kamera war da. Aber das ist wohl die einzige Parallele der diesjährigen «Swiss Skills» im Vergleich zu letztjährigen Anlässen. Die jungen Berufsleute trafen sich nicht zentral in Bern, vor viel Publikum, mit grosser Medienpräsenz. «Ja, es war schon schade, dass es in einer normalen Werkstatt war und ohne Zuschauer», sagt Sandro Meier. Vor rund zwei Wochen absolvierte er seine Meisterschaften im solothurnischen Lostorf. 22 frisch ausgebildete Sanitärinstallateure unter sich – nur eben mit Kamerabegleitung.

Am Schluss fehlte nur ein wenig Zeit

Es sei ähnlich gewesen wie die Lehrabschlussprüfung, sagt Sandro Meier mit ein wenig Abstand. «Nur der Zeitdruck war viel höher», sagt er. Damit umgehen zu können, war eine der Herausforderungen – und die einzige, die der junge Aristauer nicht perfekt meisterte. «Ich wurde nicht ganz fertig», sagt der 20-Jährige. Nicht alle Rohrbefestigungen konnte er anbringen, letzte Ausrichtungen fehlten. «Dass die Arbeit, die ich in der vorgegebenen Zeit schaffte, gut war, das wusste ich», sagt er selbstbewusst. Dass die Genauigkeit stimmt, darauf habe er von Beginn an geachtet. Sowohl Meier als auch Kilian Küng, Geschäftsführer und Inhaber des Ausbildungsbetriebs Marcel Küng Haustechnik GmbH in Beinwil, bezeichnen die Genauigkeit als eine von Meiers grossen Stärken.

Die Freude über den dritten Platz ist da bei Sandro Meier, auch wenn er sie gegen aussen weniger zeigen kann als andere, auch wenn die Freude alles andere als überschwänglich ist. «Es ist eine Bestätigung dafür, dass meine Arbeit gut ist», sagt er ganz sachlich, aber mit einem Lächeln auf den Lippen. Speziell war nicht nur die Meisterschaft an sich, sondern auch die Siegerehrung – zu Hause am Laptop.


Traumberuf auf den zweiten Blick

Sandro Meier aus Aristau ist der drittbeste Lehrabgänger der Sanitärinstallateure im Land

Die Abwechslung ist es, die Sandro Meier am Beruf des Sanitärinstallateurs gefällt. Auch das Arbeiten mit verschiedenen Materialien sagt ihm zu. Und die Genauigkeit, die ist eine seiner grossen Stärken. Sie verhalf ihm zum dritten Rang an den nationalen Berufsmeisterschaften, den «Swiss Skills».

Annemarie Keusch

Dass es ein handwerklicher Beruf wird, war für Sandro Meier immer klar. Aufgewachsen auf einem Landwirtschaftsbetrieb gehört das «Basteln» für ihn seit Kindsbeinen zu seinen Lieblingsbeschäftigungen. Elektroinstallateur war der erste Beruf, den er mit einer Schnupperlehre besser kennenlernte. Es folgten weitere und am Schluss – auf Raten des Vaters – eine Schnupperlehre als Sanitärinstallateur. «Das hat mir dann noch besser gefallen als alles andere», sagt Sandro Meier heute. Hinund her gerissen sei er ein Stück weit gewesen.

Den Entscheid fällte er auch im Wissen, dass er die Lehrstelle bei der Marcel Küng Haustechnik GmbH in Beinwil auf sicher hatte. «Heute weiss ich, dass das der richtige Entscheid war», sagt Meier. Und das sagt auch Kilian Küng, Geschäftsführer und Inhaber der Beinwiler Firma, die aktuell rund 25 Mitarbeitende beschäftigt. Ideale Voraussetzungen, um einen guten Lehrabschluss zu bieten, ist eines der Ziele der Marcel Küng Haustechnik GmbH. Und es ist eines, das mit dem Abschluss von Sandro Meier mehr als erfüllt wurde.

Zum ersten Mal eine Solaranlage erklären

Kilian Küng schwärmt vom 20-jährigen Aristauer. «Er arbeitet sehr selbstständig. Wenn man ihm eine Arbeit auf einer Baustelle übergibt, weiss man, dass diese sorgfältig erledigt wird. Damit bereichert er unser Team.» Von Anfang an kam aber nicht nur vom Ausbildungsbetrieb viel Effort, sondern auch von Sandro Meier selber. «Ich habe mir ab dem ersten Lehrjahr Mühe gegeben, in Kursen gelernt, genau zu arbeiten, und das im Betrieb umgesetzt.» Nach der Lehre resultierte eine Abschlussnote von 5,2, im praktischen Bereich gar 5,4. Und damit war Meier für die Teilnahme an den nationalen Berufsmeisterschaften «Swiss Skills» ermächtigt.

Vor zwei Wochen startete er im Feld von 22 Sanitärinstallateuren. Badezimmerinstallationen mussten erstellt werden, mit verschiedenen Rohren und Verbindungstechniken. Biegen, löten, Kunststoff kleben – die Lehrabgänger waren in allen Bereichen ihrer Ausbildung gefragt. Und bei Sandro Meier ging es noch darüber hinaus. In einem Fachgespräch musste er eine Solaranlage erklären. «Weder in der Schule haben wir das behandelt noch im Geschäft habe ich je eine Solaranlage verbaut.» Aber der 20-Jährige wusste sich zu helfen – mit der Hilfe eines erfahrenen Monteurs und mit Theoriestudium. Überhaupt hat er sich konzentriert auf die «Swiss Skills» vorbereitet. «Ich war an einigen Wochen zuvor immer am Samstag hier im Betrieb und habe geübt», sagt Meier.

Per Livestream von Erfolg erfahren

Und dieser Aufwand hat sich gelohnt. Denn schon vor dem Wettkampf selber hat sich der 20-Jährige gesagt: «Wenn ich schon mitmachen kann, dann richtig.» Zwar wurde es zeitlich am Ende der zwei Tage eng und die Aufgaben wurden nicht ganz fertig. Für den dritten Platz hat es aber gereicht. Erfahren hat er dies zusammen mit Familie und Freunden vor dem Laptop. Coronavirusbedingt fand das Rangverlesen via Livestream statt. «Das brauchte Geduld», sagt Kilian Küng. Ein Beruf nach dem anderen kam dran. Eine halbe Stunde mindestens habe es gedauert, bis das Podest der Sanitärinstallateure bekannt gegeben wurde. «Natürlich hat es mich gefreut, dass es gereicht hat», sagt Sandro Meier.

Sofort den Livestream abgeschaltet und ihn angerufen hat Kilian Küng. Wer Zweiter und Erster wurde, hat er gar nicht mitverfolgt. «Ich freute mich sehr für ihn.» Er ist der erste Lehrling der Marcel Küng Haustechnik GmbH, der die Teilnahme an den «Swiss Skills» schaffte. «Dass die Abschlussarbeiten unserer Lehrlinge mit einer Note über 5 benotet werden, ist fast schon Tradition und darauf sind wir stolz. Aber das hier ist schon etwas ganz Spezielles.»

Rekrutenschule stünde im Winter an

Emotionen zu zeigen, ist nicht Sandro Meiers Stärke. «Ja, er ist ein Ruhiger», sagt Kilian Küng und lächelt. Überschwänglich freut er sich nicht über seinen grossen Erfolg. Emotionen zeigte er aber auch vor dem Wettkampf keine. «Nein, nervös war ich nicht. Ich wusste ja in etwa, was auf mich zukommt.» Den Preis für seine Leistung kann Meier an der Siegerehrung abholen, wegen der aktuellen Lage ist diese aktuell im April geplant. «Das geht eben nicht anders.»

Und wie geht sein beruflicher Weg weiter? «Vorerst nicht anders», sagt Sandro Meier. Im Winter würde die Rekrutenschule anstehen, wenn sich wegen des Virus nichts daran ändert. Dem Ausbildungsbetrieb bleibt der 20-Jährige treu. «Und ins Büro wechseln kommt jetzt auch noch nicht infrage.» Vielmehr wäre vielleicht eine Zweitausbildung dereinst eine Option, etwa als Landwirt. Aber aktuell will Meier einfach Sanitärinstallateur sein – und darin ist er offenbar richtig gut, so gut wie kaum andere Lehrabgänger im Land.


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