Der sagenhafte Sagenweg im Waltenschwiler Wald

  22.06.2021 Bremgarten

In mystischer Umgebung ein feines Naturspektakel: der Freiämter Sagenweg

Auf 750 Metern Länge auf Waldsträsschen locken zwölf familienfreundliche Stationen im stillen Wald und erzählen sagenhafte Geschichten aus dem alten Freiamt. Auf moderne Art und Weise, erlebnis- und familienfreundlich.

Der Reportagetermin am letzten frühen Freitagabend passte perfekt. Irene Briner hatte zur zweiten Spezialführung «Frauenpower» zu starken Frauen im Freiamt eingeladen. Ein Anlass zu «50 Jahre Frauenstimmrecht in der Schweiz» auf einem Freiämter Sagenweg? Aber natürlich: Irene Briner – Erzählerin, Kulturvermittlerin und Projektleiterin – ist für themenspezifische Führungen auf und rund um den Sagenweg prädestiniert. Sie gehört dem Begleitteam Sagenweg noch bis Ende Jahr an. Am Gespräch teilgenommen hat auch Karin Renner, sie ist die neue Leiterin des Sagenwegteams.

Sagen haben immer einen ernsten Kern Wahrheit

Der Freiämter Sagenweg ist ein erlebnisreicher, familienfreundlicher Spaziergang in die geheimnisvolle Welt der Freiämter Sagen. Eine Zeitreise zurück in die Vergangenheit, aber auch in die grenzenlose Fantasie derjenigen, die ihn begehen. Sagen sind ein wertvoller Beitrag zur Identifikation einer Region. Gerade das Freiamt hütet einen reichen Schatz an Sagen und Legenden. Offiziell gibt es 54 verbriefte Sagen im Freiamt, auf dem Sagenweg sind zwölf auf Tafeln vorgestellt. Die Besucher können die Geschichten vor Ort lesen oder auf ihrem Smartphone hören. Die App gibt es in Mundart und auf Englisch. Auch auf der interessanten Homepage von Erlebnis Freiamt, freiaemtersagenweg. ch, sind die zwölf Sagen detailliert geschildert.

Mystische und mächtige, überraschende und geheimnisvolle Skulpturen an den Sagen-Stationen regen die Fantasien an. Der Reihe nach: «Tanzplatz von Zufikon» (geschaffen von Pat Stacey, Flawil), «Teufel auf der Isenburg» (Bertha Shortiss, Altdorf), «Der rote Wyssenbacherr (Thomas Baggenstoss, Merlil schachen), «Rüssegger Licht» (Felix Bitterli, Sins), «Wohler Eichmann» (Christine Lifart, Mergoscia), «Zwerg von Muri» (Silja Coutsii cos, Schönenwerd), «Die drei Angelsachsen» (Samuel Ernst, Mellingen), «Der Stifeliryter» (Alex Schaufelbühl, Niederwil), «Kegler im Uezwiler Wald» (Nicolas Wittwer, Merlischachen), «Hexenmusik im Maiengrün» (Rene Philipp, Berikon), «Waltenschwiler Hexe» (Roman Sonderegger, Berikon), «Brennende Männer» (Rafael Häfliger, Wohlen).

Da war ein steiniger Weg zu gehen

Der Freiämter Sagenweg im Waltenschwiler Wald geht auf die zwei eigensinnigen Bildhauer und Holzbearbeiter Rafael Häfliger und Alex Schaufelbühl zurück. Im Sommer 2003 fand gleich neben dem Erdmannlistein im Bremgarter Wald ein viel beachtetes Bildhauersymposium für Stein und Holz statt, die dabei entstandenen Kunstwerke waren aber üchtig, die Künstler nahmen sie nach getaner Arbeit einfach wieder mit. Häfliger und Schaufelbühl aber wollten etwas Bleibendes und Nachhaltiges schaffen und sehr grosse sturmerprobte und spieltaugliche Figuren in die Natur stellen. Sie hatten gegen riesige Widerstände anzukämpfen, die Idee fand aber in der Bevölkerung sympathische Zustimmung und solide Anerkennung auch durch kantonale Instanzen, die ein öffentliches Interesse erkannten.

Für die angefragten Bildhauer war die Aufgabe sehr speziell: Ein Künstler ist sich halt nicht gewohnt, ein Werk im Detail zu beschreiben, das er noch gar nicht geschaffen hat. Für den Sagenweg aber musste zu jedem Objekt ein eigenes sehr detailliertes Baugesuch eingereicht werden.

Es gibt dazu eine Anekdote: Einiges vor der Eröffnung im August 2010 stellten die Initianten fest, dass die zwölfte Station noch fehlte. Sie überzeugten die Bremgarter Ortsbürger, ein «Drachebänkli» zu spendieren. Es war ein Kunstgriff, noch ein mystisch-magisches Fabelwesen in den Sagenweg zu integrieren. Das «Drachebänkli» ist trocken gut drei Tonnen schwer und konnte deshalb ohne Fundament und Verankerung aufgestellt werden und brauchte vor allem keine Baubewilligung.

Der Platz rundum entlastet die Region Erdmannlistein, in die sich jährlich 600 Schulklassen drängen. --rts


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