Der Samichlaus bleibt zu Hause

  03.11.2020 Muri

Die St.-Nikolaus-Gruppe Kolping Muri und die Chlausgesellschaft Boswil-Kallern sind die grössten dieser Vereine in der Region. Die Präsidenten sprechen über die Absage (fast) aller geplanten Anlässe und über mögliche Alternativen. --ake


Ihr Samichlausherz blutet

In Muri und in Boswil sind fast sämtliche Chlausanlässe abgesagt

Als Samichlaus und Schmutzli den Kindern und den älteren Leuten eine Freude bereiten, das machen die Mitglieder der St.-Nikolaus-Gruppe Kolping Muri und der Chlausgesellschaft Boswil-Kallern seit vielen Jahren. Nun sorgt das Coronavirus dafür, dass fast das gesamte Programm gestrichen wurde.

Annemarie Keusch

Nein, leicht fiel es den Vorständen der beiden grössten Samichlausorganisationen im Bezirk Muri nicht. Vor allem die Präsidenten hadern mit den laufend steigenden Coronazahlen, die ihnen gar nichts anderes übrig liessen, als die Absagen zu verkünden. «Im Sommer waren wir noch sehr zuversichtlich und überzeugt davon, dass etwas stattfinden kann, egal wie sich die Lage entwickelt», sagt Hanspeter Luzio, Präsident der Chlausgesellschaft Boswil-Kallern. Der Vorstand habe immer neue Ideen gesucht, neue Konzepte erarbeitet. Nun ist aber klar, weder die Hausbesuche noch das Chlaushüsli und der Besuch bei den Alleinstehenden können stattfinden. Auch der Auszug aus der Kirche ist abgesagt. Fraglich sind noch die Besuche in den Schulen und im «Solino – Wohnen im Alter». «Dort fällt der Entscheid in Absprache mit der Schule und den Solino-Verantwortlichen», sagt Luzio.

Gleich lang sieht die Absageliste bei der Nikolausgruppe Kolping Muri aus. Auch der Verein um Präsident Martin Burkart musste das Chlaushüsli, die Hausbesuche und die Besuche in Institutionen wie dem Rothhaus oder der Pflegi absagen. Auch in Muri ist der Entscheid bezüglich Schulbesuche noch ausstehend. «Vor zwei Monaten waren wir noch überzeugt, dass wir Hausbesuche bei den Kindern machen», sagt Burkart.

Hoffen, es sei das einzige «Chlaus»-lose Jahr

Der Grund für die Absagen liegt im Coronavirus und den Massnahmen, um dieses einzudämmen. «Klar, es wäre möglich, einen kleinen Anlass zu organisieren. Aber es besteht die Gefahr, dass wir dann überrannt werden», sagt Burkart. «Es geht um die Gesundheit und Sicherheit aller», ergänzt Hanspeter Luzio. Sie hätten sich lange gegen die Absagen gewehrt, immer neue Ideen gesucht. «Am meisten davon betroffen sind die Kinder und die älteren Leute. Das tut uns sehr leid», sagt Martin Burkart. Beide hoffen, dass es das einzige Jahr ohne Samichlaus bleibt.

Dass die Absagen unumgänglich sind, habe sich auch an den Generalversammlungen der beiden Vereine gezeigt. «Alle stehen hinter dem Entscheid», betonen Martin Burkart und Hanspeter Luzio.

Chlaus-Familie nicht -Verein

Sowohl Luzio als auch Burkart sind lange in den Vereinen aktiv. Luzio war bei der Gründung der Chlausgesellschaft vor 24 Jahren dabei, seit vielen Jahren ist er Präsident des rund 50 Mitglieder zählenden Vereins. Ähnlich siehts bei Martin Burkart aus. Schon 25 Jahre lang gehört er der Nikolausgruppe Kolping Muri an. 82 Aktivmitglieder und 25 Helfer gehören dazu. «Für mich war immer ausser Diskussion, dass ich diesem Verein beitrete», sagt Burkart. Sein Vater war Oberklaus, er bekam seit Kindheit viel mit, wurden die Routen doch an ihrem Küchentisch geplant.

Das Brauchtum zu pflegen, ist es, was beide Präsidenten motiviert. Denn als Präsidenten von Samichlausvereinen betreiben sie einen relativ grossen Aufwand, auch wenn sich die Saison auf wenige Tage beschränkt. 110 Besuche bei Familien alleine in Muri müssen geplant sein. Das Chlaushüsli in Boswil, das Jahr für Jahr mehr Leute anzieht, muss aufgestellt werden. «Es ist sehr wichtig, dass dieses Brauchtum weitergetragen wird», sagt Martin Burkart. Und in ihren Vereinen haben sie viele Mitglieder, die gleich oder ähnlich denken. «Ich würde es gar nicht als Verein, sondern viel mehr als Chlausfamilie bezeichnen», sagt Hanspeter Luzio.

Visuelle Überraschung am ersten Advent

Sie haben alles probiert. «Nach der GV testeten wir, ob es wirklich nicht geht mit Masken», sagt Hanspeter Luzio. Das Resultat war klar. «Nach spätestens einer Viertelstunde bleibt die Luft weg und besonders für Brillenträger wäre es eine Tortur.» Ganz auf den Samichlaus verzichten wollen aber beide Samichlausvereine nicht. Den elf Meter hohen Leuchtchlaus hoch über Boswil stellt der Verein trotz Corona, oder vielmehr erst recht, auf. «Wir sind noch am Abklären, ob am 6. Dezember zu Ehren des Samichlauses die Kirchenglocken läuten.»

Etwas Spezielles hat sich auch die Nikolausgruppe Kolping Muri einfallen lassen. «Es gibt eine visuelle Überraschung», sagt Martin Burkart. Am ersten Advent, am 29. November, schickt der Samichlaus auf der Homepage www.samichlaus-muri.ch Grüsse in einem Video. Und Martin Burkart und Hanspeter Luzio appellieren an die Eltern. «Stellt ein Chlaussäckli vor die Tür, das der Chlaus in der Nacht deponierte, erzählt Geschichten, feiert Advent.»


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote