Der schnellste Kambodschaner

  07.08.2020 Sport

Der Freiämter Pin Wanheab hält mehrere Rekorde in Kambodscha

Die 100 Meter schaffte Pin Wanheab in einer Zeit von 10.75. Der Freiämter, der heute in Winterthur lebt, ist in Kambodscha ein kleiner Leichtathletik-Star. Der 34-Jährige, der sich selbst als «Sprint-Senior» bezeichnet, hält mehrere Landesrekorde in Kambodscha.

Stefan Sprenger

Aufgestellt, witzig und sehr schnell. Das ist Pin Wanheab. Aufgewachsen ist er in Dottikon und Villmergen. Beim FC Wohlen und beim FC Villmergen hat er als Junior Fussball gespielt. Und erst im fortgeschrittenen Sportalter mit 21 Jahren kam er zur Leichtathletik. Er kratzte dabei mit seinen Zeiten oft an der nationalen Spitze. Trotzdem: Bis ganz nach oben hat es ihm in der Schweiz nie gereicht.

Dafür in Kambodscha. Dort war der Doppelbürger jahrelang die Nummer 1 in den Sprintdisziplinen. Seine Bestzeiten: 100 Meter in 10.75, 200 Meter in 21.85 und 400 Meter in 50.00. Die jüngste seiner persönlichen Bestzeiten stellte er im Jahr 2016 an einem Meeting in Wohlen auf. 1000 Meter rannte er in den Niedermatten in 3.29,63. «Die Heimat schien mich zu beflügeln», lacht Wanheab.

Er arbeitet als medizinischer Masseur, ist beispielsweise der Betreuer von Silvan Wicki, der jüngst mit seinen starken Leistungen auf sich aufmerksam machte. Im Jahr 2020 ist Wicki der schnellste Europäer über 100 und 200 Meter. «Ich betreue ihn an den Wettkämpfen und leiste so quasi mein Sponsoring für diesen tollen Athleten», erzählt Wanheab. Er selbst arbeitet 60 Prozent, um genügend trainieren zu können. Fünfmal pro Woche feilt er an Technik und Kraft.

7. Rang an den südostasiatischen Spielen

Mit seinen Leistungen schaffte er es schon an internationale Wettkämpfe. An den Sea-Games, den sudostasiatischen Spielen, war er 2011 dabei und schaffte es auf 100 Metern auf den 7. Rang. Dies war der grösste Erfolg seiner Karriere. 2013 war er zudem an den Asia-Meisterschaften dabei. In Kambodscha, dem Land, aus dem seine Eltern kommen, hält er mehrere Landesrekorde. Und seit Jahren ist er der schnellste Kambodschaner. «2019 wurde ich aber überboten», sagt er lachend. In den vergangenen 12 Jahren hätte er auch an die Olympischen Spiele gehen können – als schnellster Vertreter von Kambodscha. «Aber nur dabei sein ist eben nicht alles. Ich möchte schon etwas zeigen. Und an Olympia wäre ich wohl untergegangen.»

Den Titel des «schnellsten Kambodschaners» will er sich aber zurückholen. «Ich will immer schneller werden und arbeite stark an mir, der Technik, der Kraft und im mentalen Bereich.»

Er kann nicht aufhören

Doch mit seinen 34 Jahren ist er nicht mehr der Jüngste. Der verheiratete Familienvater bezeichnet sich selbst lachend als «Sprint-Senior». Und eigentlich wollte er in diesem Jahr aufhören. «Aber ich kann irgendwie nicht. Vielleicht bin ich ein Träumer, dass ich denke, noch schneller zu werden. Aber ich versuche es. Und solange ich die 100 Meter unter elf Sekunden laufe, höre ich auch nicht auf.» So darf die Region weiterhin behaupten, dass der schnellste Kambodschaner aus dem Freiamt kommt.


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