Der totale Triumph
30.09.2025 Wohlen, WahlenGemeinderatswahlen: SVP stellt mit Roland Vogt den Gemeindeammann, Claudia Hauri holt zweiten Sitz
Bei der Volkspartei gab es nur strahlende Gesichter. Alle Ziele erreicht, kann die Parteiführung voller Stolz vermelden. Roland Vogt wird künftig die Wohler ...
Gemeinderatswahlen: SVP stellt mit Roland Vogt den Gemeindeammann, Claudia Hauri holt zweiten Sitz
Bei der Volkspartei gab es nur strahlende Gesichter. Alle Ziele erreicht, kann die Parteiführung voller Stolz vermelden. Roland Vogt wird künftig die Wohler Regierung anführen. Mit Claudia Hauri eroberte die SVP einen zweiten Sitz. Der angestrebte Kurswechsel ist perfekt.
Daniel Marti
«Super zufrieden, ein Top-Resultat.» Mehr musste Parteipräsident Roland Büchi gar nicht sagen. «Es ist ein Novum, dass die SVP zwei Sitze im Gemeinderat hat. Und es ist ein Novum, dass wir den Gemeindeammann stellen. Da sind wir einfach nur stolz», sagte er und strahlte um die Wette. «Anscheinend hat die Mehrheit des Volkes die gleiche Meinung wie die SVP. Es braucht einen Kurswechsel.»
Und der grosse Gewinner sass im Restaurant Rössli und konnte sein Glück noch gar nicht so richtig fassen, «Ich realisiere es noch gar nicht», da brauche er noch ein wenig Zeit, sagte Roland Vogt, der Gemeindeammann ab 1. Januar 2026. Spätestens der erste Tag im Gemeindehaus als Ammann werde dann zum emotionalen Höhepunkt, fügt er an. «Wenn man Wahlen gewinnt, fühlt man sich immer gut.»
Der riesigen Verantwortung bewusst
Aber in Wohlen Gemeindeammann zu werden – er distanzierte Amtsinhaber Arsène Perroud um über 340 Stimmen –, ist mit ganz vielen Aufgaben verbunden. «Die riesige Verantwortung, die ich tragen werde, ist mir bewusst. Wir müssen als Team liefern.» Er habe den Kurswechsel gefordert, «nun müssen wir das offen angehen». Und das Wahlversprechen erfüllen.
Irgendwelche Zurückhaltung wird er da nicht an den Tag legen («ich habe keinen Bammel davor»), er wolle zuversichtlich vorangehen. Nach dem Abgang von Arsène Perroud werden neben Vogt vier neue Gemeinderatsmitglieder die Geschicke von Wohlen lenken. «Auch das ist mir bewusst, das ist eine zusätzliche Herausforderung.» Er setzt dabei auf die neue bürgerliche Mehrheit. Er weiss aber auch, dass Verwaltung und Einwohnerrat mitziehen müssen. Nur mit dieser Geschlossenheit könne Wohlen die anstehenden Probleme lösen. Verkehr, Schulraum, Finanzen heissen die heiklen Stellen. «Beim Verkehr müssen wir uns mit dem Kanton an einen Tisch setzen und konsequent aufzeigen, dass Wohlen bei diesem Punkt leidet.» Die Situation beim Schulraum müsse nochmals genau analysiert werden. «Und wir müssen das Wachstum hinterfragen, dies hatte einen Einfluss auf alles, Kultur Gesellschaft, Schule.»
Und der Finanzhaushalt der Gemeinde Wohlen sei natürlich ein Grossprojekt. «Da setzen wir grosse Hoffnungen in die neue Gemeinderätin Claudia Hauri. Ihre Erfahrungen aus der Wirtschaft müssen wir umsetzen können», so Parteikollege Vogt.
Wertschätzung für Perroud
Der neue Gemeindeammann hat – natürlich – auch ein gutes Wort für den abgewählten Gemeindeammann Arsène Perroud. Der Rechtsrutsch sei nicht überraschend gekommen, «der hat sich schleichend abgezeichnet. Und Wohlen wollte jetzt eine klar bürgerliche Regierung.» Dies wertete Vogt nicht zwingend als Votum gegen Perroud. «Er ist ein toller Mensch. Wir verstehen uns sehr gut, obwohl wir politisch eine ganz andere Meinung haben.» Eine Abwahl sei nie schön, aber beide hätten gewusst, dass die Entscheidung knapp und eng ausfallen werde. Und Vogt ist für Perrouds Zukunft zuversichtlich. Um ihn müsse man sich keine Sorgen machen, «er wird woanders wieder Fuss fassen».
Zudem hat Vogt den Wahlkampf gegen seinen Konkurrenten als fair und anständig empfunden.
Roland Vogt hofft nun, dass die nächsten drei Monate bis zur Übergabe harmonisch verlaufen werden. Er ist überzeugt davon, dass beide, Perroud und Vogt, bis dahin einen guten Job machen werden.
Fokus aufs Gemeindehaus
Wie seine persönliche Aufgabenaufteilung ab 2026 sein wird, dies wird der neue Gemeindeammann mit seinem Arbeitgeber noch besprechen. «Wir werden eine Lösung finden. Meine Haupttätigkeit wird jedoch im Gemeindehaus sein», so viel kann er schon mal verraten. Wie hoch sein Ammann-Pensum sein wird, das lässt er vorerst noch offen. Aber der Familienvater ist ein erfahrener Politiker, der weiss, was er fürs neue Amt mitbringen muss, auch an zeitlicher Präsenz. Einwohnerrat, Grossrat und seit zehn Jahren Gemeinderat – das erzeugt viel Erfahrung. Davon sollen alle profitieren.
Nicht einmal davon geträumt
Dass er allerdings einmal Gemeindeammann von Wohlen werden könnte, «das hätte ich mir nie erträumt», so Vogt. Er habe in der Politik viele Menschen kennengelernt und die Ära Dubler und Perroud erlebt. «Beide Gemeindeammänner haben übrigens für Wohlen Gutes geleistet.» An diesen beiden Vorgängern habe er erkannt, dass es speziell ist, Gemeindeammann von Wohlen zu sein. «Jetzt auf dieser Stufe zu sein, ist schon besonders», gibt er zu.
Und auf diesem Posten möchte er auch länger bleiben: «Ich peile schon eine Amtszeit von acht Jahren an.» Denn auch Roland Vogt weiss, dass es in der Politik nicht immer schnell geht. «Änderungen können oft nicht sofort umgesetzt werden oder zeigen erst später Wirkung. Es braucht auch bei zielgerichteter Arbeit oft Zeit und Geduld.»
Roland Vogt geht seinen neuen Job also mit einer gesunden Einstellung an. Und er hofft, dass er von allen Seiten Unterstützung bekommt. Diese ist ihm schon mal doppelt sicher: von der Partei und von der Familie. «Die ganze Familie freut sich auf diese neue Herausforderung», sagt er strahlend.
Energie und Wissen einsetzen
Claudia Hauri und Manfred Breitschmid
Total glücklich am Sonntagabend war Claudia Hauri. Sie sei völlig überrascht, sagte sie strahlend. Sie habe sich eine 50:50-Chance ausgedacht, «und nun freue ich mich riesig über die Wahl». Aber sie warnte auch gleich: «Ich habe Respekt vor dieser Aufgabe. Denn nun kommt auch eine Herausforderung auf uns alle zu.» Als Finanzexpertin ist sie angetreten, als Finanzexpertin ist sie wohl auch gewählt worden von den 1802 Personen, die ihr die Stimme gegeben haben. Also eine Art Hoffnungsträgerin. Was aber auch Druck bedeuten kann. «Ich gebe alles, was ich kann», verspricht sie, «letztlich ist der Gemeinderat auch ein Team. Ich werde versuchen, meine Energie und mein Wissen in dieses Team einzubringen.»
Am liebsten würde Claudia Hauri der Gemeinde auch gleich eine bessere Finanzlage in Aussicht stellen, «das passiert aber nicht von heute auf morgen».
Hier müsse man längerfristig denken. «Es braucht eine Trendwende, aber erst gibt es wohl eine Durststrecke. Denn wir müssen jetzt zuerst neue Prioritäten setzen und allenfalls verzichten lernen. Und wir müssen kritischer werden, denn wir brauchen ein neues Kostenbewusstsein.»
«Es stimmt so für mich»
Claudia Hauri kann völlig unverbraucht ihren Job im Gemeinderat angehen. Erst vor vier Jahren folgte der Einstieg im Einwohnerrat. Und vor fünf Jahren hat sie nicht einmal an eine Herausforderung in der Politik gedacht. «Da habe ich meine Energie in den Beruf gesteckt.» Eben als Finanzexpertin in grossen und bedeutungsvollen Firmen. Nun wird sie wohl in drei Monaten die Finanzexpertin des Unternehmens Gemeinde Wohlen sein. «Dieses Resultat ist für die SVP hervorragend. Ich hoffe, dass es so weitergeht bei den Einwohnerratswahlen.» Auch Manfred Breitschmid war hocherfreut über den Wahlausgang – auch wenn er selbst mit 1596 Stimmen eine erfolgreiche Wahl nur um 131 Stimmen verpasste.
«Alles, was besser ist als der neunte Platz, ist doch gut», zieht er ein positives Fazit. Und er kennt die ungeschriebenen Wahlgesetze. «Leute, die austeilen, haben oft Mühe, genügend Stimmen zu bekommen.»
Er sei ein kritischer Betrachter, und damit seien die Wahlchancen schon etwas geringer. «Wer gewählt werden will, müsste schon ein bisschen weniger Gas geben.» Ihm war diese Haltung jedoch egal. Manfred Breitschmid wollte seiner Taktik treu bleiben. «Darum ist es gut so, wie es herausgekommen ist. Für mich stimmt es.» --dm