Der Traum des kleinen Jungen
28.04.2023 MuriLouis Frey restauriert einen Dufaux-Rennwagen und einen Popp-Patent-Motorwagen
Oldtimer sind der Alltag des Murianers Louis Frey. Und doch ist dieser Auftrag für ihn etwas ganz Spezielles. «Der Dufaux stand am Anfang meiner Oldtimer-Faszination», sagt ...
Louis Frey restauriert einen Dufaux-Rennwagen und einen Popp-Patent-Motorwagen
Oldtimer sind der Alltag des Murianers Louis Frey. Und doch ist dieser Auftrag für ihn etwas ganz Spezielles. «Der Dufaux stand am Anfang meiner Oldtimer-Faszination», sagt er.
Annemarie Keusch
In der Eingangshalle links. Da stand er. Auch wenn Jahrzehnte vergangen sind, weiss es Louis Frey noch ganz genau. Mit seinen Eltern war er damals im Verkehrshaus und blieb vor diesem Auto immer wieder stehen. Es ist der Dufaux-Rennwagen, der nun in seiner Garage in Muri steht. «Schon mein Vater hat immer für dieses Auto geschwärmt. Es ist ein grosser Grund dafür, dass ich Freude an Oldtimern bekommen habe», sagt Frey.
In Fahrt hat er diesen Wagen nie gesehen. Vergessen hat er ihn aber auch nie, zumal er nach wie vor – mittlerweile mit den eigenen Kindern – gerne Zeit im Verkehrshaus in Luzern verbringt. «So kam bei mir die Idee auf, dieses spezielle Auto zum Fahren zu bringen», erzählt er. Der Erste mit dieser Intention war Frey nicht, aber der Erste, bei dem die Verantwortlichen des Verkehrshauses Luzern einwilligten. «Eine ganz grosse Ehre für mich.»
Von London nach Brighton
Seit letztem Herbst nun steht der Dufaux-Rennwagen mit Jahrgang 1904 in seiner Garage in Muri. Und neben ihm ein Gefährt, das gar noch älter ist, ein Popp-Patent-Motorwagen von 1898. Das älteste Auto der Schweiz. «Es war Auflage des Verkehrshauses, dass wir auch diesen wieder zum Fahren bringen», sagt Louis Frey und lacht. Einiges an Arbeit ist schon getan, der Grossteil steht noch an. «Bei solch alten Autos ist der Aufwand schwierig abzuschätzen. Aber es macht riesig Spass», sagt er.
Im November werden beide Wagen fahren. Dann starten sie am «London to Brighton Veteran Car Run» – mit Louis Frey als Pilot.
Weil ein Fahrzeug fahren soll
In seiner Werkstatt restauriert Louis Frey aktuell zwei ganz besondere Oldtimer
Ein Dufaux-Rennwagen, Jahrgang 1904, und ein Popp-Patent-Motorwagen, Jahrgang 1898. Beide sind ganz spezielle Autos, nicht nur für Oldtimerfans wie Louis Frey. In seiner Garage werden die Autos wieder fahrtüchtig gemacht. «Schliesslich heissen sie Fahrzeuge, nicht Stehzeuge.»
Annemarie Keusch
Es ist genau das, was Louis Frey an der Arbeit mit Oldtimern fasziniert. «Das Unvorhersehbare», sagt er. Dass er nie weiss, was noch alles gemacht werden muss. Entsprechend ist es schwierig abzuschätzen, wie viel Zeit es noch braucht, bis der Dufaux-Rennwagen und der Popp-Patent-Motorwagen so restauriert sind, dass sie am «London to Brighton Veteran Car Run» teilnehmen können. Anfang November findet dieses statt. «Das ist das Ziel und das erreichen wir auch», sagt Frey zuversichtlich. Nur, wie der Weg zu diesem Ziel aussehen wird, das ist noch unklar.
Dass in der Garage von Louis Frey in Muri an ganz alten Fahrzeugen gearbeitet wird, das ist nicht selten. Und trotzdem, diese zwei Exemplare sind auch für ihn speziell. Natürlich, weil er beide seit Jahrzehnten von Besuchen im Verkehrshaus in Luzern kennt. Aber im Verlaufe des Gesprächs erzählt er viele spannende Details. Etwa, dass der Popp-Patent-Motorwagen das älteste Schweizer Auto sei. Und dass Lorenz Popp damals nur zwei Fahrzeuge baute. «Eines ging nach Berlin. Über dessen Verbleib weiss man nichts. Vermutlich ist der hier der einzige Verbleibende», sagt Frey. Solche Geschichten gibts auch zum Dufaux-Motorwagen. Es sei das erste Auto, das mit einem Achtzylinder-Reihenmotor ausgestattet war. «Und es ist das Weltrekordauto. Das erste, das 160 Kilometer pro Stunde fuhr», weiss Frey. Ob es das Fahrzeug ist, das seit rund einem halben Jahr in seiner Werkstatt steht, oder das zweite, das es in Mulhouse gibt, das wisse niemand.
Solche Herausforderungen reizen ihn
Die Fahrzeuge stehen seit Jahrzehnten im Verkehrshaus Luzern. Dass sie fahrtüchtig waren, daran mag sich kaum mehr jemand erinnern. Louis Frey will das ändern. «Schliesslich sind es Fahrzeuge, nicht Stehzeuge», sagt er und lacht. Entsprechend ging er auf die Verantwortlichen des Verkehrshauses zu. Nun stehen die Fahrzeuge seit Herbst in seiner Garage. «Ja, vielleicht war es etwas naiv. Was alles getan werden muss, darüber machte ich mir im Vorfeld überhaupt keine Gedanken.» Aber es sind solche Herausforderungen, die ihn reizen, die ihm an der Arbeit mit Oldtimern Spass machen. «Dafür brauchts Liebe und Verständnis», meint er.
Verständnis, das er sich auch damit aneignet, dass er Systeme in ihre Einzelteile zerlegt, um den Aufbau nachvollziehen zu können. «Beim Popp haben wir das getan», erzählt er. Mittlerweile ist das Kurbelwellenlager ersetzt, die Gemischaufbereitungsanlage und das Kühlsystem gereinigt, das Bremssystem neu aufgebaut. «Das fehlte», weiss Frey. «Schön war, dass wir im Archiv die alte Patentschrift des Fahrzeugs fanden. So konnten wir das Bremssystem nach alten Plänen aufbauen.» Freys Augen beginnen zu leuchten, wenn er vom Zündsystem erzählt, mit dem der Popp-Patent-Motorwagen angetrieben ist. «Mit offener Flamme werden Stifte zum Glühen gebracht, die den Funken auslösen», sagt er. Und das alles unter dem Sitz des Fahrers.
Zeit bleibt bis im Oktober
Aber auch beim Dufaux-Motorwagen ist einiges passiert. «Alle Öle gewechselt, Motor und Getriebe gespült, Zündung und Vergaser revidiert», zählt Frey auf. Als Nächstes versuche er das Fahrzeug zu starten. «Dann sehen wir, was es noch alles braucht. Ist der Motor gut, dann haben wir gewonnen, wenn nicht, warten mindestens 500 Arbeitsstunden auf uns.» Frey meint damit nicht nur sich selbst, sondern sein ganzes Team und mit René Gauch einen weiteren Oldtimer-Spezialisten.
Bis im Oktober haben sie Zeit, Anfang November sollen beide Fahrzeuge am «London to Brighton Veteran Car Run» teilnehmen. Auch Louis Frey wird dabei sein, voraussichtlich als Pilot des Dufaux-Rennwagens. «Ich freue mich riesig, auch weil ich an diesem Rennen noch nie dabei war.» Über hundert Kilometer führt es. «Vier Stunden werden wir mindestens unterwegs sein», sagt Frey. Öl nachfüllen, das sei wohl auch unterwegs nötig. «Den Dufaux muss man ganz sicher während des Fahrens schmieren», meint er. Frey spricht vom ältesten und langsamsten Rennen im Oldtimer-verrückten England. Bis gestartet werden kann, ist noch einiges an Arbeit nötig. Aber dass ihm diese beiden Fahrzeuge ganz besonders wichtig sind, das ist zu spüren. Immerhin weckten sie einst seine Freude für Oldtimer.
Historic Vehicle Days
Morgen Samstag und übermorgen Sonntag werden die nationalen Historic Vehicle Days gefeiert. Daran beteiligt sich auch die Garage Louis Frey an der Aarauerstrasse 21 in Muri. Morgen Samstag ab 10 Uhr können sich Oldtimer-Interessierte mit Gleichgesinnten treffen und den Tag geniessen. Es gibt Feines vom Grill und Getränke. Vor Ort zeigt zudem eine Kunstschreinerin Holzarbeiten am Oldtimer. Von 12 bis 18 Uhr sorgen «Zappi & 3 Saints» mit vereinzelten kurzen Sets für musikalische Unterhaltung. Von 20.30 bis 22 Uhr präsentieren sie ein volles Konzertprogramm. --ake