Der Weg ist das Ziel
30.04.2024 MuriAuf dem Pfad der Perlen
Der Freiämterweg verbindet die Region
Seit 2004 können Wandervögel das gesamte Freiamt zu Fuss erkunden. Die insgesamt 200 Kilometer werden von passionierten Helfenden gewartet.
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Auf dem Pfad der Perlen
Der Freiämterweg verbindet die Region
Seit 2004 können Wandervögel das gesamte Freiamt zu Fuss erkunden. Die insgesamt 200 Kilometer werden von passionierten Helfenden gewartet.
Von Hägglingen nach Sins, vom Mutschellen zum Lindenberg – dank dem Freiämterweg gibt es zwischen den 53 Ortschaften der Region verknüpfende Pfade. Doch nicht nur das: Immer wieder führt er an regionalen Schätzen vorbei, die sonst unentdeckt bleiben würden. Auch gerade deshalb engagieren sich unter anderem Ruedi Gautschi, Peter Burri und Felix Saxer mit Herzblut für den lokalen Wanderweg. --cbl
Die vier Wege von Erlebnis Freiamt: Auf den Pfaden des Freiämterwegs lassen sich unbekannte Perlen erkunden
Vom Mutschellen zum höchsten Punkt des Lindenbergs und von Othmarsingen nach Sins – seit 2004 ist dank dem Freiämterweg die ganze Region durch Wanderwege verbunden. Der Blick auf ein Projekt, das gepflastert ist mit Besonderheiten – und kontinuierlich um ein paar Meter wächst.
Celeste Blanc
Die Schuhe zuknüpfen, den Rucksack schultern und dann losziehen, um Schritt für Schritt in die Welt hinauszugehen: Das Wandern ist für Ruedi Gautschi, Peter Burri und Felix Saxer pure Leidenschaft. Regelmässig sind die drei Herren auf verschiedenen Routen in den Alpen unterwegs, immer auf der Suche nach einer neuen Strecke. Und doch hat es ihnen nicht eine der zahlreichen hochalpinen, sondern eine lokale Route ganz besonders angetan: Die Wohler engagieren sich intensiv für den Freiämterweg. Sie sind sich einig: Das Schöne an diesem ist vor allem, dass es sich eben nicht um einen «herkömmlichen Wanderweg» handelt, der nur von A nach B führe. «Sondern dass er an wenig bekannten Ortschaften und verborgenen Schätzen der Region vorbeiführt, an die man sonst so nicht herantreten würde», so Ruedi Gautschi. Ein wichtiger Kulturweg also, der die Vielseitigkeit der ganzen Region vereint.
200 Kilometer verbinden 53 Ortschaften
Gut 200 Kilometer fassen die Pfade des Freiämterwegs, der sich in vier Routen gliedert: Nebst der Talroute, die sich von Othmarsingen über Wohlen entlang des Bünz- und Reusstals nach Oberrüti und Dietwil erstreckt, führt der als Rundgang konzipierte Weg mit der Bergroute entlang des Linden- und Niesenbergs von Dietwil über den Horben, Bettwil, Villmergen zurück nach Othmarsingen. 2007 wurden diese dann durch die Ostroute erweitert. Auch hier liegt der Start des Wegs in Othmarsingen, der über das Gnadenthal hinunter ins Reusstal geht, den Mutschellen erschliesst und in Aristau dann in die Talroute einmündet. Weitere Ergänzungen folgten 2021 mit der Erschliessung des höchsten Punkts auf dem Lindenberg. «Der Weg ist in seinen Grundrouten gegeben. Aber er ist nicht ganz starr, sondern bleibt flexibel, um neue Sehenswürdigkeiten oder Projekte an die Route anzuknüpfen», erklärt Ruedi Gautschi. So zuletzt 2022 mit dem neuen Projekt in Villmergen, dem «Sinnespark», oder der Zusatzschlaufe in Muri, die einen Abstecher über das «Museum zwischen Pflug und Korn» macht. «Dadurch wächst der Freiämterweg kontinuierlich um ein paar Meter.»
Seit diesem Jahr hat Gautschi seitens Erlebnis Freiamt die Verantwortung über den Freiämterweg inne. Er ist für das Organisatorische und Technische zuständig: Er ist Verbindung zwischen der lokalen Tourismusorganisation und den Behörden, pflegt die Kontakte zu den insgesamt 53 Ortschaften, durch die der Freiämterweg führt (darunter auch drei im Kanton Luzern), und ist Ansprechperson bei Fragen. «Es ist eine dankbare Aufgabe. Vor allem die Zusammenarbeit mit den ‹Aargauer Wanderwegen› verläuft sehr gut», so Gautschi. Und er schätzt, dass die Arbeit sogar über die Region hinausgeht. So gibt es regen Austausch mit anderen, ähnlichen Projekten, etwa dem Ämtlerweg im Zürcher Säuliamt. «Die Wanderwege gehen ineinander über, erschliessen sich und hängen damit letztlich zusammen. Dank solchen Kooperationen können wir unseren Bekanntheitsgrad steigern.»
Auf dem eigenen Streckenabschnitt zum Rechten schauen
Dass die Wanderwege intakt sind, dafür sind insgesamt 15 Freiwillige verantwortlich. Unter der Organisation von Peter Burri, der seit vielen Jahren als «Obmann Wegunterhalt» für Erlebnis Freiamt tätig ist, begehen 14 Männer und eine Frau ihre jeweils spezifischen Routen zweimal im Jahr. Während im Frühling hauptsächlich die Tafeln geputzt werden, ist im Herbst die Wartung angesagt: Man stellt sicher, dass die Schilder in Ordnung sind, und schneidet Sträucher und Geäst zurück, damit sie nicht dahinter verschwinden. Grundkenntnisse erlangen die Freiwilligen durch einen Eintageskurs, der mit den von den «Aargauer Wanderwegen» angestellten Wegbetreuern absolviert wird. «Das macht Sinn, denn oftmals machen die kantonalen und lokalen Wanderwege die gleichen Abschnitte, bevor sie dann wieder voneinander abzweigen», so Burri. Für ihn ist der lokale Wanderweg eine gute Sache. «Ich habe in der ganzen Schweiz schon x Kilometer zurückgelegt. Der Freiämterweg ist aber einzigartig. Und es ist wichtig, dass man ihn pflegt und die Arbeit der Vorgänger fortsetzt.»
Als «Allrounder» überall unterwegs
Nebst Peter Burri, der selber 30 Kilometer des Streckenabschnitts auf dem Lindenberg von Horben–Buttwil–Müswangen–Muri und Merenschwand betreut, ist auch Felix Saxer seit acht Jahren Wanderwegbetreuer. Gemeinsam mit seiner Tochter Fabienne pflegt er mit 60 Kilometern die längste Strecke. Dadurch ist Saxer im wahrsten Sinne des Wortes als «Allrounder» in der ganzen Region unterwegs: Nebst dem Abschnitt der Bergroute Hendschiken–Dottikon nach Hilfikon und dem Niesenberg ist er auch vom Maiengrün nach Anglikon und auf dem Mutschellen von Berikon nach Oberwil-Lieli tätig. Wegen eines Ausfalls betreut er seit einem Monat noch einen, konkret Sins–Oberrüti– Dietwil–Abtwil–Auw. «Eine ganz wunderbare Strecke», meint Saxer. «Hier kann ich gut mit dem E-Bike fahren, da ist glücklicherweise alles flach.» Mit «Leib und Seele», wie er es nennt, betreut er seine Abschnitte. Wie oft er sie wohl schon abgegangen ist? «Das kann ich nicht sagen. Schön ist aber, dass ich es mit meiner Tochter machen kann. Wir sind beide sehr naturverbunden und sind schon immer zusammen gewandert.»
Am Puls der Zeit bleiben
Der Freiämterweg ist eine Perle der Region, deren Bekanntheit gesteigert werden soll. Das ist zumindest das Ziel von Ruedi Gautschi und der Organisation Erlebnis Freiamt. Neue Ideen sollen den Weg immer wieder neu promoten: So gibt es seit 2020 zwölf Wandertipps auf der Homepage einzusehen, die auf jeden Monat im Jahr abgestimmt sind. Gleichzeitig wird der Wanderführer für die Hosentasche von 2013 aktuell überarbeitet. Zudem sollen, angelehnt an das Konzept anderer Organisationen, QR-Codes entlang des Wegs angebracht werden, über die man Informationen und die Wanderkarte auf das Natel laden kann. «Es ist wichtig, nicht stehen zu bleiben und auch die Jungen mitzunehmen. Deshalb müssen auch wir uns modernisieren und zeitgemässer werden», so Gautschi. Damit eben auch in Zukunft die unbekannten Schönheiten des Freiamts von ganz vielen Menschen erkundet werden können.
Weitere Informationen unter: www.freiamt.ch/freiaemterweg.
Die lokalen Wanderwege
In diesen Wochen werden die vier Wege von «Erlebnis Freiamt» redaktionell vorgestellt. Auftakt der Mini-Serie war das Interview mit Herbert Strebel zu «Erlebnis Freiamt».