Der Weltrekord ist da
04.07.2025 Sport, Weitere SportartenRudern: Das Team Swiss Raw gewinnt die Pacific Challenge mit grossem Vorsprung
Sie haben es wieder getan. Das Team Swiss Raw vom Ruderclub Hallwilersee hat nach der Atlantic Challenge von «The World’s Toughest Row» auch die Pacific Challenge gewonnen. Sie ...
Rudern: Das Team Swiss Raw gewinnt die Pacific Challenge mit grossem Vorsprung
Sie haben es wieder getan. Das Team Swiss Raw vom Ruderclub Hallwilersee hat nach der Atlantic Challenge von «The World’s Toughest Row» auch die Pacific Challenge gewonnen. Sie sind das erste Team, denen der Sieg in beiden Rennen gelungen ist. Über den Pazifik haben sie auch den Weltrekord gebrochen.
Josip Lasic
25 Tage, 2 Stunden und 21 Minuten. So lange hat das Ruderteam Swiss Raw benötigt, um die 4444 Kilometer von Monterey (Kalifornien) nach Kauai (Hawaii) zurückzulegen. Das Team um Samuel Widmer, dessen Vater aus Wohlen stammt, sowie Yassin Boussena, Ingvar Groza und Jan Hurni unterbot den bisherigen Rekord der Pacific Challenge um mehr als vier Tage. «Schön, dass es diesmal geklappt hat», sagt Widmer.
2021/22 startete Swiss Raw bei der Talisker Whiskey Atlantic Challenge. Obwohl sie zuvor nie in einem Ruderboot sassen, wollten die vier Männer das Rennen gewinnen und den Weltrekord brechen. Nach dreieinhalb Jahren Vorbereitung gelang ihnen der Sieg beim härtesten Rennen der Welt als erstes Team aus einem Binnenland. Die schwierigen Bedingungen machten jedoch schnell klar, dass der Weltrekord unerreichbar war. Jetzt, beim Pazifikrennen, haben sie auch das geschafft. «Und wir sind das erste Team, welches sowohl das Atlantik- als auch das Pazifikrennen gewinnen konnte.»
Zu schnell für die Angehörigen
Heute Freitag kommen Widmers Eltern auf Hawaii an. Swiss Raw war so schnell, dass die meisten Angehörigen noch nicht vor Ort waren, als das Team das Ziel erreichte. Widmer und seine Kollegen distanzierten die beiden stärksten Verfolgerteams – beides Fünferboote – um 9 bis 13 Tage. «Das war mental nicht einfach», sagt Widmer. «Der Vorsprung wurde sehr bald so gross, dass klar war, dass wir gewinnen werden. Wenn man einen Verfolger dicht auf den Fersen hat, ist es einfacher, sich zu motivieren. So mussten wir uns selbst pushen, damit es für den Weltrekord reicht.»
Das ist ihnen gelungen, obwohl die Bedingungen bei der Pazifiküberquerung schwieriger waren als über den Atlantik. Die Distanz ist zwar kürzer, aber die äusseren Bedingungen sind härter. Der Murianer Yves Neupert, Teammanager von Swiss Raw, erzählt: «Das Wetter war in diesem Jahr für die Teams herausfordernd, da der Rückenwind oft fehlte und somit mehr gerudert werden musste, und die Stürme in der Nacht bei Leermond dem Team alles abverlangten.» Widmer bestätigt: «Zu Beginn hatten wir viel Gegenwind, was es erschwerte. Unterwegs mussten wir einige kleinere und zwei grössere Defekte am Boot reparieren, die viel Zeit kosteten. Nach einigen Tagen merkt man aber keinen grossen Unterschied zum Atlantik. Man ist von viel Wasser umgeben und rudert, um so schnell wie möglich ins Ziel zu kommen», ergänzt er lächelnd.
Neumitglied hat sich perfekt integriert
Während Widmer, Groza und Hurni die Erfahrung der Atlantic Challenge nutzen konnten, war Boussena zum ersten Mal dabei. Er ersetzte den Hinwiler Roman Möckli, der bei der ersten Teilnahme von Swiss Raw Teil des Teams war. Widmer: «Er hat sich schnell ins Team eingefügt und sich ohne Probleme an die Umstände und den Alltag bei der mehrwöchigen Ozeanüberquerung gewöhnt. Das ist definitiv nicht selbstverständlich, und man kann ihn nicht genug loben dafür.»
Neupert fasst im letzten Newsletter des Teams die herausfordernden Zahlen zusammen, die das Rennen mit sich brachte. «Insgesamt hat das Team ‹Swiss Raw› während des Rennens über 1,4 Millionen Ruderschläge gemacht und jeder Ruderer hat über 50 000 Kalorien pro Woche verbrennt und pro Tag etwas mehr als 10 Liter Wasser zu sich genommen. Das Team hat mit 20-Fuss-Wellen, Stürmen, dauernd wechselnden Wettersystemen, Schlafentzug, quälenden Körperwunden und Entzündungen gekämpft.» Verständlich, dass sich die Ruderer jetzt erstmal erholen möchten. «Ich fliege am 26. Juli zurück in die Schweiz. Und dann beginne ich wieder zu arbeiten», sagt Widmer, der Kantonspolizist ist. Hat das Team eine neue Herausforderung in Sicht? Immerhin gibt es nach wie vor einen Weltrekord bei der Atlantic Challenge zu knacken. «Nein. Am Ende erwischen wir wieder ein Jahr mit schlechten Wetterbedingungen und haben dann erneut keine Chance auf den Rekord. So etwas kann man nicht planen. Wir haben jetzt die beiden härtesten Rennen gewonnen. Fürs Erste hat es sich ausgerudert. Das Ganze ist doch mit viel Aufwand und Verzicht verbunden, und das wollen wir uns nicht mehr antun. Es fehlt ja auch die Herausforderung, da es kein solches Rennen mehr gibt.»
Das Team bleibt jedoch in Kontakt und plant gemeinsame Aktivitäten. «Vielleicht ergibt sich eine neue Herausforderung oder ein Projekt in einem anderen Bereich. Es muss nicht zwingend Rudern sein. So etwas schliessen wir nicht aus.»
Für einen guten Zweck
Wie bei der ersten Überfahrt sammelt Swiss Raw auch jetzt Geld für einen guten Zweck. Damals wurden mit Crowdfunding, Gönnern, Sponsoren und durch den Verkauf von Merchandiseartikeln 20 000 Franken für das Kinderhilfswerk «Kovive» gesammelt. Diesmal soll das Geld an die Umweltschutzorganisation «Oceancare» gehen. Bei der Überfahrt über den Atlantik hat das Team gesehen, wie stark der Ozean teilweise verschmutzt ist. Aus diesem Grund war es ihnen ein grosses Anliegen, ein solches Projekt zu unterstützen. «Auch wenn das Rennen jetzt vorbei ist, sammeln wir noch Geld. Es gibt nach wie vor die Möglichkeit, für ‹Oceancare› zu spenden», sagt Widmer. Infos zum Team von Swiss Raw und zu Möglichkeiten der Unterstützung gibt es unter: https://swiss-raw.ch/.--jl


