Der wohl teuerste Kommandant
23.09.2025 Region OberfreiamtKommando in neue Hände
Hauptübung der Feuerwehr Waltenschwil
Nach zehn Jahren ist Schluss. Michael Meier gibt das Kommando der Feuerwehr Waltenschwil weiter. Warum? «Weil ein guter Nachfolger bereitsteht», sagt er und meint damit Mario ...
Kommando in neue Hände
Hauptübung der Feuerwehr Waltenschwil
Nach zehn Jahren ist Schluss. Michael Meier gibt das Kommando der Feuerwehr Waltenschwil weiter. Warum? «Weil ein guter Nachfolger bereitsteht», sagt er und meint damit Mario Kopp. Obwohl die Kommando-Übergabe offiziell erst per Jahreswechsel erfolgt, war sie ein wichtiger Teil der Hauptübung – zur Überraschung der beiden Protagonisten. Übrigens, Michael Meier bleibt auch weiterhin Teil der Feuerwehr. «Natürlich habe ich meinen Nachfolger gefragt, ob das für ihn passt», betont er. Das tut es. Auch weil so möglichst wenig Wissen verloren geht. Meier blickt zurück auf seine zehn Jahre als Kommandant. Sein Highlight überrascht indes nicht. --ake
Per Ende Jahr gibt Michael Meier das Kommando der Feuerwehr Waltenschwil weiter
Er dachte, es werde eine ganz normale Hauptübung. Da hat Michael Meier die Rechnung aber ohne seine Mannschaft gemacht. Diese organisierte die Stützpunktfeuerwehr Muri+, damit der scheidende Kommandant mit seinem Nachfolger Mario Kopp hoch oben anstossen konnte.
Annemarie Keusch
Lange studieren muss er nicht. Michael Meiers Antwort kommt wie aus der Pistole geschossen. «Natürlich das neue Feuerwehrmagazin», sagt er, angesprochen auf Highlights seiner zehnjährigen Tätigkeit als Kommandant der Feuerwehr Waltenschwil. Schon während der gesamten Planungszeit hat er das Projekt begleitet. «Intensiv, aber auch spannend», sagt Michael Meier rückblickend. Sieben Jahre sind seit der Einweihung vergangen. Längst hat sich die Feuerwehr daran gewöhnt, mehr Platz zu haben. «Auch die verkehrstechnische Anbindung ist viel einfacher als vorher so nah beim Schulhaus», blickt er zurück. Meier spricht von einem Meilenstein. Und er erzählt, dass beim Besichtigen des in die einstigen Feuerwehr-Räumlichkeiten erweiterten Gemeindehauses so manche Erinnerungen aufgefrischt wurden. «Wir sind sehr glücklich, wie es nun ist.»
Denn die Feuerwehr Waltenschwil ist gut aufgestellt. Die Mannschaft zählt 78 Mitglieder. «Wir dürfen uns glücklich schätzen, dass Neuzuzüger und Junge die Abgänge Jahr für Jahr kompensieren», sagt Michael Meier. Auch in Sachen Fahrzeuge sei man à jour. Verkehrsfahrzeug, Pikettfahrzeug – und eben das neue Magazin. «Ich war wohl der teuerste Feuerwehrkommandant in der Geschichte.»
Vergleich zu einem KMU
Ganz sicher ist, dass Meier über all die Jahre mit viel Herzblut dabei war. Seit 1999 Jahren als Teil der Feuerwehr, war Atemschutz-Chef, Vizekommandant und die letzten zehn Jahre Kommandant. Meier vergleicht es mit einem KMU. «Personal, Finanzen, Führungsaufgaben – es ist vielfältig und macht Spass. Gerade auch, weil alle freiwillig und mit entsprechender Begeisterung dabei sind.» An den Gedanken, per Ende Jahr nun das Kommando abzugeben, habe er sich zuerst gewöhnen müssen. «Inzwischen freue ich mich.» Weil er weiss, dass mit Mario Kopp ein guter Nachfolger bereitsteht. «Kollegialität und Kommunikation sind seine Stärken. Ideal für dieses Amt», findet Meier. Kopp ist seit 18 Jahren Teil der Mannschaft, seit neun Jahren Offizier und er freut sich auf die neue Aufgabe. «Es ist eine grosse und aufwendige, aber sehr interessante Aufgabe», sagt er.
Dass die Kommandoübergabe, die offiziell per Ende Jahr erfolgt, Teil der Übung ist, das wussten weder Kopp noch Meier. Übungsleiter Kilian Steimen hatte eingefädelt, dass die Angriffsübung erweitert wurde. So galt es, nicht nur einen Brand zu löschen, der von einem Container auf das Volg-Gebäude und die Wohnungen überging, und die Personen zu retten. Sondern Michael Meier hatte einen zusätzlichen Einsatz. Die Stützpunktfeuerwehr Muri+ kam extra mit der Autodrehleiter, die Meier auf einen Balkon des Gebäudes hievte. Dort stand sein Nachfolger bereit. Die beiden stiessen an und übergaben so das Kommando symbolisch. «Diesen speziellen Moment haben sich die beiden verdient», sagt Übungsleiter Steimen.
Auftritt für restaurierten «Tauni»
Aber nicht nur Meier und Kopp hatten an der Hauptübung einen besonderen Auftritt. Gleiches galt für «Tauni», das erste motorisierte Fahrzeug, das einst im Dienst der Waltenschwiler Feuerwehr stand. Mitglieder des Feuerwehrvereins hatten das Fahrzeug aufwendig restauriert.
Die Hauptübung diente dazu, der Dorfbevölkerung das Können zu demonstrieren. Dabei wurde auch Wissen vermittelt. Angefangen bei der Telefonnummer, die in einem Notfall zu wählen ist. Und zwei Zuschauer zeigten spontan den Umgang mit dem Feuerlöscher. Stephan Koch, stellvertretender Kommandant, kommentierte die Übung via Mikrofon. Er betonte: «Nur nichts tun ist falsch. Etwa, nicht anzurufen, weil man meint, jemand anderes habe sicher bereits alarmiert.» Zudem versuchte er, Verständnis für die Arbeit der Feuerwehrleute zu schaffen. «Wir alle versuchen jederzeit, trotz Druck und Stress einen kühlen Kopf zu bewahren.» Oder er informierte darüber, dass auch die Feuerwehr versuche, sehr haushälterisch mit Wasser umzugehen. «Jenem ab Hydrant besonders, weil es Trinkwasser ist. Bei Ernsteinsätzen zapfen wir so schnell wie möglich die Bünz an für Löschwasser.» Und Koch betonte, dass ein guter Feuerwehrmann oder eine gute Feuerwehrfrau fit sein müsse. «Körperlich, aber auch im Kopf.»
Nicht viele, aber grosse Einsätze
Denn an den Ernsteinsätzen sei beides gefragt. Von diesen hatte die Feuerwehr seit der letzten Hauptübung nicht überaus viele, aber grosse. Der Brand im Café Minigolf, ein schlimmer Unfall bei der Kreuzung Büelisacker- und Wohlerstrasse, bei einem Akkubrand oder unterstützend beim Grossbrand in Uezwil. «Natürlich wünschen wir niemandem Schaden», sind sich der bisherige und der baldige Kommandant einig. «Aber hie und da Einsätze sind gut, um zu wissen, dass die Alarmierungskette funktioniert und das Handwerk sitzt.» Wirklich real kann das an Übungen nämlich oft nicht simuliert werden. Auch an der Hauptübung nicht.