Die Granate will wieder spielen

  19.02.2021 Sport

Daphne Gautschi wechselt in die Deutsche Bundesliga zu Neckarsulm

Beim französischen Topclub Metz musste Daphne Gautschi oft auf der Bank Platz nehmen. Zu oft. «Ich will wieder spielen», sagt die 20-Jährige und unterschreibt bei Neckarsulm für zwei Jahre. Am neuen Ort spricht man von einer «Granate» und einem «Diamanten».

Stefan Sprenger

Daphne Gautschi hat bei Metz hartes Brot zu beissen. Bei einem der besten Frauenhandballteams der Welt spielte die Schweizer Handballerin des Jahres 2019 meist nur die zweite Geige. Oft muss die Rückraumspielerin aus Muri beim französischen Serienmeister auf der Bank schmoren. Auch wenn das Training mit den Weltklasse-Spielerinnen sie voranbringt, ist ihr das verständlicherweise zu wenig. Gautschi will spielen.

«Ich will dort eine Leistungsträgerin sein»

Nun folgt der Wechsel zu Neckarsulm. In der Deutschen Bundesliga war die Profihandballerin schon in der Saison 2019/20 engagiert, als sie von Metz zu Bietigheim ausgeliehen wurde.

Neckarsulm ist eine Stadt mit 27 000 Einwohnern in der Nähe von Heilbronn. Das Team steht momentan auf dem 4. Rang der 1. Bundesliga. «Der Verein hat Ambitionen, will in den EHF-Cup», erzählt Gautschi, die im Team mit Nationalmannschaftskollegin Chantal Wick zusammenspielen wird.

Neckarsulm bemühte sich schon seit Dezember 2020 um Gautschi. «Ich habe mir dort das Ganze mal angeschaut und war begeistert.» Ab Sommer wird die Freiämterin die Nummer 10 bei der Sport-Union Neckarsulm tragen – und ganz sicher zu mehr Einsatzzeit kommen als zuletzt bei Metz. «Ich will dort eine Leistungsträgerin sein.»

Die neue Trainerin ist begeistert

Auch die Deutschen sind erfreut über ihren Wunschtransfer. Auf der Homepage spricht man von der Verpflichtung eines «europäischen Toptalents». Neckarsulm-Trainerin Tanja Logvin: «Mit Daphne Gautschi haben wir eine junge, sehr talentierte Spielerin für unser Kader gewonnen, die bereits grosse internationale Erfahrung vorweisen kann. Für mich ist sie im europäischen Frauenhandball eine Granate und ich bin stolz, dass ich diesen Diamanten weiter schleifen kann.» Mit Gautschi wird Neckarsulm im Rückraum «unglaublich stark aufgestellt sein», wie die Trainerin weiter sagt.

Gautschi wird ihre Zelte in Metz aber nicht ganz abbrechen. Ihr Studium wird sie online zu Ende bringen. Dies ist aufgrund des coronabedingten Fernunterrichts sowieso kein Problem. Während Gautschi nach Neckarsulm zieht, wird ihr Freund in Metz bleiben. «Mit dem Auto sind es rund drei Stunden von Neckarsulm nach Metz – und in die Heimat nach Muri, das passt so für mich», meint sie.

In dieser Saison sind noch drei Titel möglich

Doch bevor sie wechselt, hat sie mit Metz noch einiges vor. In der Meisterschaft winkt der erneute Titel. In dieser Saison ist es aber hochspannend, denn Konkurrent Brest hat gleich viele Punkte auf dem Konto wie Tabellenführer Metz. In der Champions League ist Metz unter den besten acht Teams und muss in der nächsten Woche gegen Dortmund gewinnen, um es ans «Final Four» zu schaffen. Auch im Cup ist das Team weiterhin dabei. Gut möglich, dass Gautschi sich mit drei Titeln aus der französischen Liga verabschiedet.

Wie viel sie selbst dazu beitragen kann, weiss sie nicht. «Mal spiele ich mehr, mal weniger»: Und momentan sitzt sie wieder vermehrt auf der Bank. «Die Zeit in Frankreich ist trotz den Umständen sehr spannend. Wir trainieren viel und arbeiten hart für die kommenden Spiele. Es sind die spannendsten Partien der ganzen Saison, die in den nächsten Wochen vor uns liegen und ich freue mich sehr darauf», meint die Murianerin, die Ende März mit der Schweizer Nati zwei WM-Qualifikationsspiele in Weissrussland bestreiten wird. Und ab Sommer freut sie sich auf ihre neue Herausforderung in Deutschland. Fertig Bänkli wärmen und endlich wieder mehr spielen.


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