Die Herren des Ringens

  19.11.2021 Sport

Die RS Freiamt startet in den Halbfinal

Es wird ernst bei den Ringern. Nach der Vorrunde geht es jetzt um Finaleinzug und Titel.

Es ist die Zeit des Jahres, wo im Schweizer Ringersport die Spannung fast ins Unermessliche steigt. Die Halbfinals der Ringermeisterschaft stehen an. Nach zwei Finalniederlagen in Folge will die RS Freiamt den Titel. Zunächst müssen sie aber den Halbfinal gegen die RR Kriessern überstehen. --jl


Tagträume in der Baggerkabine

Ringen, Nationalliga A: RR Kriessern – RS Freiamt (Samstag, 20 Uhr)

Die Freiämter sind geladen und bereit. Der Pokal soll erobert werden. Die ganze Ringerschweiz freut sich auf die bevorstehende heisse Zeit. «Endlich Halbfinal», sagt auch RS-Freiamt-Trainer Marcel Leutert. Im Gespräch ist er wie gewohnt sympathisch – und wirft mit Floskeln um sich.

Stefan Sprenger

Man kann ihn anrufen, wann man will. Marcel Leutert sitzt in einem Bagger. Mit lautem Hintergrundgeräusch analysiert er trotzdem die Vorzeichen vor dem Halbfinal-Hinkampf gewohnt cool: «Wir wollen gewinnen. Aber wir haben Respekt. Es wird gegen Kriessern sicherlich nicht so einfach wie in der Qualifikation.» In diesen beiden Kämpfen fegte der Freiämter Sturm über die Ostschweizer. Mit 27:11 und 25:13 siegte die Leutert-Truppe. «Kriessern hat noch einige Asse im Ärmel», meint Leutert und fügt lachend an: «Wir aber auch.»

Mit Champagnerflasche und Meisterpokal

Wie gewohnt erzählt Leutert keine Details zu seiner Aufstellung. Dem Gegner soll kein Krümel an Informationen zukommen. Wieso? «Weil jeder Punkt entscheidend sein könnte.» Die Freiämter treten in Bestbesetzung an. Einzig Christian Zemp ist angeschlagen. Alle anderen Ringer topfit und geladen. «Jetzt gehts los. Wir müssen hochkonzentriert sein und dürfen uns keine Fehler erlauben», sagt Leutert.

Der Kampf zwischen Kriessern und Freiamt verspricht einiges mehr an Spannung als das andere Halbfinal-Duell zwischen Favorit Willisau und dem krassen Aussenseiter Einsiedeln. «Das wird eine klare Sache für Willisau. Für uns ist es aber okay und vielleicht gar nicht mal so schlecht, dass wir jetzt schon gefordert werden», so Leutert. Denn im Final wartet Willisau. Diesen Gegner gilt es zu überwinden, wenn man am Ende den Schweizer-Meister-Titel feiern will. In den letzten beiden Jahren scheiterten die Freiämter immer hauchdünn an Willisau. Und dieses Jahr? In einem Tagtraum sieht sich der sympathische Marcel Leutert schon am Abend des 11. Dezember in der Halle stehen. In der linken Hand die Champagnerflasche, in der rechten Hand der Meisterpokal. Durch die Führerkabine des Baggers hallt ein lautes Lachen. «Wir werden sehen.»

Ein explosiver Trainervulkan

Die Freiämter Ringer sind noch einen Zacken besser als in den Vorjahren. Leutert hat als Trainer viele Optionen. «Wir können immer noch ein wenig optimieren», meint der Maschinist aus Ottenbach, der nebenbei noch einen Bauernhof (Rütihof ) führt.

Er habe «ein gutes Gefühl». Doch das muss gar nichts heissen. Denn Leutert hat immer ein gutes Gefühl. «Die beste Aufstellung ist möglich», meint er. In dieser besten Aufstellung spielen seine Zwillingssöhne Nils und Nino eine gewichtige Rolle. In dieser Saison sind beide konstant stark. «Sie sind Teil dieser tollen Mannschaft, wie andere auch. Aber ja, sie sind in dieser Saison stark unterwegs», so der Vater und Trainer.

Gegen Kriessern darf man sich keine Aussetzer erlauben. Gegen Willisau ebenso – und muss wohl über sich hinauswachsen, um am Ende der Saison wieder Schweizer Meister zu werden. «Wir versuchen es wieder. Wir wollen diesen Pokal. Und eines können Sie mir glauben, die Jungs sind richtig scharf auf die Finalkämpfe», sagt Leutert. Und er auch. Der coole und aufgestellte «Marsi» wird auf dem Trainerstuhl jeweils zu einem explosiven Trainervulkan. Im Führerhaus des Baggers wird es ruhig. Marcel Leutert lacht: «Es ist davon auszugehen, dass es emotional wird.»


Die letzten fünf Halbfinals

2016: Im Halbfinal verliert die RS Freiamt mit 15:17 und 15:18 zweimal knapp gegen Hergiswil. Anschliessend besiegen die Freiämter nach einer 17:19-Niederlage im Hinkampf Willisau zu Hause mit 23:11 und holen Bronze. 2017: Mit 14:21 und 17:19 unterliegt die RS Freiamt im Halbfinal zweimal gegen Willisau. Im Kampf um Bronze gibt es zwei ungefährdete Siege gegen Einsiedeln. 2018: Mit 13:24 und 17:17 scheitern die Freiämter an Kriessern. Der Hinkampf ist schon das Ende aller Titelträume. Mit 22:16 und 21:13 wird gegen Einsiedeln erneut Bronze geholt. 2019: Erneut heisst der Halbfinalgegner Kriessern. Nach einem 19:17-Sieg im Freiamt kommt es zum Krimi im Rückkampf. Nach acht Kämpfen steht es 16:14 für die Freiämter. In den letzten beiden Duellen droht das Resultat zu kippen. Routinier Andrey Maltsev nutzt einen Fehler seines Gegners zum Schultersieg aus und führt die Freiämter in den Final. Das erste Duell geht an die Freiämter, das zweite an Willisau. Im dritten Final entscheidet der zehnte von zehn Kämpfen über die Meisterschaft. Jonas Bossert schlägt Nico Küng und macht Willisau zum Meister. 2020: Freiamt besiegt Einsiedeln auswärts mit 27:8. Der Rückkampf findet ohne Zuschauer statt. Bei einer gespenstischen Kulisse siegen die Freiämter 24:16. Der Final gegen Willisau wird pandemiebedingt in zwei Kämpfen ausgetragen. Erneut ist es der allerletzte Kampf, der die Titel bringt. Tobias Portmann siegt gegen Reto Gisler. Willisau ist Meister. --jl


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