Die Hochsaison der Spargeln
13.05.2025 MuriViel Herzblut und Einsatz
Ein Besuch auf dem «Spargelhof» der Familie Bächler in Muri
Bis zu 1,5 Tonnen Spargeln ernten die Bächlers jedes Jahr. Dabei ist viel Handarbeit gefragt.
Annemarie ...
Viel Herzblut und Einsatz
Ein Besuch auf dem «Spargelhof» der Familie Bächler in Muri
Bis zu 1,5 Tonnen Spargeln ernten die Bächlers jedes Jahr. Dabei ist viel Handarbeit gefragt.
Annemarie Keusch
Marke Eigenbau? Lukas Bächler lacht. Natürlich hatte der Eimer diese beiden Löcher ursprünglich nicht. «Meine Eltern haben das erfunden», sagt Lukas Bächler und lacht. Damit sich der Eimer mit einem Gürtel um die Hüfte schnallen lässt. Analog zu geflochtenen Körben, die in der Obsternte zum Einsatz kommen. «Dank dem grösseren Eimer gehen die Köpfe der Spargeln nicht kaputt», erklärt Lukas Bächler. Seine Eltern liessen sich etwas einfallen. Nichts Neues. Denn als sie vor 35 Jahren mit dem Spargel-Anbau in Muri anfingen, war dies auch nötig. «Wir suchten eine Ergänzung zum Tabak», sagt Bernadette Bächler. Noch heute sind der Tabak und die Spargeln zwei der Hauptbetriebszweige des Bauernhofs im Muri-Dorf.
Seit Anfang Jahr hat Sohn Lukas diesen übernommen. Dass er weiterhin Spargeln anbaut, war für ihn nie eine Diskussion. «Weil damit ganz viel Wertschöpfung im Betrieb bleibt», sagt er. Und weil sich die Bächlers damit auch einen Namen gemacht haben. «Spargelhof» steht auf dem Schild vor ihrem Bauernhof. «Eine Bezeichnung des Holzbauers», weiss Lukas Bächler. Und doch ist es viel mehr als nur eine Bezeichnung. «Es steckt viel Herzblut und Einsatz dahinter», sagt er. Und das wird bei einem Besuch auch deutlich spürbar.
Zu Besuch auf dem Hof der Familie Bächler – jeden Morgen werden frische Spargeln geschnitten
Bis zu 1,5 Tonnen sind es jährlich. Auf einer Fläche von rund 50 Aren baut die Familie Bächler in Muri Spargeln an. Seit 1988 ist das aufwendige Gemüse Teil ihres Landwirtschaftsbetriebs. «Die Spargeln bringen nicht nur im Frühling Arbeit mit sich», sagt Lukas Bächler. Aber im Frühling ist es die schönste Arbeit: die Ernte.
Annemarie Keusch
Dass Autos schon Anfang April zufahren, das kennen die Bächlers. Auch wenn im Muri-Dorf an der Bachstrasse das Spargel-Schild noch nicht montiert ist, kommen die Ersten. «Die Leute spüren, wenn die Spargelernte beginnt», sagt Lukas Bächler und lacht. Werbung, das machen sie kaum mehr. Weil sie seit 1988 Spargeln anpflanzen und seit 1990 ernten, hat sich ihr Direktverkauf ab Hof längst etabliert.
Gleiches gilt für das Verständnis der Kundinnen und Kunden. Denn Spargeln hat es nicht immer. «Gerade am Anfang der Saison reichen die Mengen noch nicht für alle», sagt Lukas Bächler. Oder wenn das Wetter nicht mitspielt. So wie letzte Woche. «Das ist der grosse Vorteil des Verkaufs ab Hof», sagt Bächler. So kommen die Produzenten mit den Konsumenten ins Gespräch, können erklären, weshalb es heute keine Spargeln hat oder dass es zwei warme Tage braucht, bis sie wieder richtig wachsen.
Seit Mitte April haben die Bächlers mit der Spargelernte gestartet. Bis Anfang Juni ernten sie täglich. «Bei Sonnenaufgang starten wir», sagt Bächler. In erster Linie sind das er und seine Eltern Bernadette und Emil. Von ihnen hat er per 2025 den Landwirtschaftsbetrieb übernommen und setzt ihre 1988 gestartete Spargeltradition fort. Wenn Not am Mann ist, helfen die Schwestern aus. Mit Plastikkübel und Baumschere rücken die Bächlers dann auf das Feld aus. Reihe für Reihe gehen sie die Spargellinien entlang. Die Erfahrung hilft, welche Stangen an diesem Morgen geerntet werden und welche am nächsten Tag noch besser sind. «Wichtig ist, dass sich der Kopf nicht öffnet. Dann ist es zu spät», erklärt er.
Erste zwei Jahre ohne Ernte
Denn, was viele nicht wissen: Spargeln sind mehrjährige Pflanzen. «Bis zu acht Jahre sind die gleichen Wurzeln im Boden», sagt Lukas Bächler. Es ginge sogar noch länger, aber die Leistung nehme stetig ab. Zudem ist die Lebensdauer sorten-, boden- und wetterabhängig. Darum versuchen die Bächlers die Vielfalt möglichst hoch zu halten, um breiter abgestützt zu sein. In diesem Jahr haben sie auf weiteren 20 Aren neue Spargeln angepflanzt. «Bis wir sie ernten können, dauert es zwei Jahre. Und die Wurzeln wurden vorher schon ein Jahr aufgezogen, bevor sie bei uns überhaupt angepflanzt wurden.» Es ist ein Beispiel dafür, dass es aufwendig ist, Spargeln anzubauen. «Es braucht Investitionen, ohne die Garantie, in zwei Jahren überhaupt etwas ernten zu können.» Aber eben, die Bächlers sind breit aufgestellt, sechs Sorten wachsen aktuell auf ihren Feldern. «Optisch sind die Unterschiede minim, geschmacklich gar nicht.»
Die Spargeln werden auf dem Hof der Familie Bächler nicht nur geerntet, sondern gleich weiterverarbeitet. Seit vier Jahren ist dabei eine Waschanlage im Einsatz. «Vorher haben meine Eltern alles von Hand gemacht», sagt Lukas Bächler. In der Maschine werden die Stangen nicht nur gewaschen, sondern auch auf einheitliche Längen zugeschnitten. Nach wie vor von Hand erfolgt das Sortieren – dickere, mittlere und dünnere Spargeln. «Damit alle Kundinnen und Kunden das finden, was sie lieber mögen.» Abwägen, Gummiband und Etikette darum herum und ab in den Kühlschrank im kleinen Hofladen. «Den ganzen Prozess auf dem Hof zu haben, das erfüllt mich», sagt Lukas Bächler. Vom Feld bis in den Laden – die ganze Wertschöpfung bleibt hier. Zusätzlich liefern sie in andere Hofläden, in die Chäsi, die Landi und in zwei Gastronomie-Betriebe. «Um den Absatz müssen wir uns kaum Sorgen machen. Wir müssen eher vertrösten», sagt Lukas Bächler.
Vielseitiges Gemüse
Mehr Spargeln anzubauen wäre also kein Problem des Absatzes. Und eben, 20 weitere Aren sind angepflanzt. Aber Lukas Bächler sagt: «Die Spargeln sind nicht nur im Frühling arbeitsintensiv.» Damit sie nach der Ernte ausschlagen und zu einem kleinen Baum wachsen können, muss das Unkraut darum herum immer wieder gejätet werden – natürlich auf den Knien. «So schaffen wir die bestmögliche Umgebung, damit sich ganz viel Energie in der Pflanze sammeln kann und in der nächsten Saison wieder viele Spargeln aus dem Boden wachsen», erklärt der Landwirt. Manchmal braucht es gar Stützdraht, damit die hoch gewachsenen Pflanzen nicht brechen. Einiges an Arbeit also, die auch die anderen Betriebszweige verlange: Tabak, Pouletmast und Lohnarbeit. «Für mich passt es so, wie es ist», sagt Lukas Bächler.
Im Risotto, mit Sauce Hollandaise, in der Lasagne, auf der Wähe, als Salat, als Suppe. Die Spargel ist vielseitig einsetzbar, rundherum beliebt. Auch bei den Produzenten? Lukas Bächler lacht. «Spargelcrème-Suppe mag ich ganz gerne.»