Die Hüte sind zurück
17.02.2023 MuriVor allem in den 90er-Jahren feierten «Les Schapoo» grossen Erfolg – nun wagen sie ein Revival
Sie waren die erste Freiämter Boygroup. Röbi Arnold, Nino Ferrari und Philipp Galizia. Als «Les Schapoo» traten sie auch ausserhalb der ...
Vor allem in den 90er-Jahren feierten «Les Schapoo» grossen Erfolg – nun wagen sie ein Revival
Sie waren die erste Freiämter Boygroup. Röbi Arnold, Nino Ferrari und Philipp Galizia. Als «Les Schapoo» traten sie auch ausserhalb der Schweiz auf, gastierten in Fernsehsendungen, begeisterten das Publikum. Nun treten sie nochmals auf. Ob es einmalig ist, steht noch offen.
Annemarie Keusch
«Wir wollen es einfach lustig haben», sagt Philipp Galizia. Die drei Männer haben keine konkreten Erwartungen an ihr Comeback. «Natürlich wäre es schön, wenn die Leute kommen, mit uns feiern und lachen», sagt Galizia. Was ihn, Röbi Arnold und Nino Ferrari antreibt, ist die Freude. Die Freude, vergangene Zeiten und auch ihre enge Freundschaft aufleben zu lassen. Nino Ferrari erinnert sich an gemeinsame Grillabende an der Reuss. «Wir hatten Gitarren dabei und sangen. Das verbindet uns bis heute.» Und auch Röbi Arnold schwärmt davon, wie gut sie als Trio funktionieren. «Ich alleine wäre ein Narrengitarrist, aber zusammen mit ihnen beiden konnte auch ich strahlen.»
Zwei passen noch in Kleidung
Über 30 Jahre sind vergangen, seit sich «Les Schapoo» trennten und alle drei Männer ihren eigenen Weg gingen. Der Bühnenwelt treu blieb mit Philipp Galizia nur einer. «Ich hatte schlicht nicht den Mumm dazu, alles auf diese Karte zu setzen», gesteht Nino Ferarri. Ähnlich formuliert es auch Röbi Arnold. Bereut haben es beide nicht. Und der Musik treu geblieben sind alle drei, Arnold als Teil der Formation «Frisch gestrichen», Ferrari war zehn Jahre in einem Popund Gospelchor dabei. Ihr Trio ist dabei immer im Hinterkopf geblieben.
Schlager und Volkslieder «unspektakulär gut» mit Klaumauk und Comedy zu verbinden, das war ihr Konzept und das kam an. Schnell zogen sie vom Grümpelturnier in Muri weite Kreise. Ihr Markenzeichen waren bei allen Auftritten die Hüte. Und auch die restliche Kleidung war immer die gleiche. Sie ist es – zumindest bei zwei der drei Männer – auch noch beim Revival, das am Mittwoch, 8. März im Dachtheater des Klosters Muri stattfindet.
Die erste Freiämter Boygroup
Nach über 30 Jahren wagen «Les Schapoo» ein Comeback – am Mittwoch, 8. März im Dachtheater
Ihren ersten Auftritt hatten sie am Grümpelturnier des FC Muri. Nachher zog die Karriere von «Les Schapoo» schnell an. Über 30 Jahre sind vergangen seit dem letzten Auftritt der Band. Nun wagen sie ein Comeback. «Wir wollen einfach Spass haben», sind sich die drei Männer einig.
Annemarie Keusch
Vor dem inneren Auge erscheint dieses Bild. Drei Männer, die sich in einen Fiat Panda zwängen. Ein kleiner Kontrabass brauchte auch noch seinen Platz. Die Gitarre, das Banjo, die Trompete ebenso. Ein Bau-Scheinwerfer und Verstärker mussten auch mitgenommen werden. «Ja, Platz gabs wenig», meint Röbi Arnold. Dafür sind die Erinnerungen umso lebhafter. So fuhren «Les Schapoo» in den Anfangsjahren quer durch die Deutschschweiz an ihre Auftritte. Hinter dem Steuer sass immer Nino Ferrari. «Vor allem auf dem Rückweg. Die anderen hatten oft mehr Durst als ich.» Später wurde es dank dem Nissan von Philipp Galizia komfortabler. «Aber die Autoprüfung hatte ich noch nicht im Sack. So fuhr ich als Lernfahrer an die Auftritte und die anderen schwitzten vor Nervosität.»
Es sind solch kleine Geschichten, von denen Nino Ferrari, Philipp Galizia und Röbi Arnold ganz viele zu erzählen haben. Gemeinsam waren sie ab 1987 rund sechs Jahre als «Les Schapoo» unterwegs, fünf davon in den Kleintheatern im In- und Ausland mit einem abendfüllenden Programm. «Es war einfach eine schöne Zeit», fasst Nino Ferrari zusammen. Drei Freunde, die sich ihre Träume ermöglichten, teilweise an Wochenenden bis zu fünfmal auftraten. «Und trotzdem blieb nachher noch Zeit, um an der Chilbi in Aristau noch eins miteinander zu trinken», sagt Ferrari.
Doch Volkslieder anstatt Funk
Durch die Schule, den FC Muri und das Dorfleben lernten sich die drei kennen. Galizia und Arnold sind Murianer, Ferrari wuchs in Boswil auf. Die Leidenschaft für die Musik teilten sie schon damals und diese verband sie. In verschiedenen Konstellationen traten sie beispielsweise miteinander an der Fasnacht an Réunions auf. In der «Adler»-Bar sei es gewesen, als es konkreter wurde. «Wir fragten Philipp, ob er bei uns im Trio Bass spielen würde. Er sagte zu, aber betonte, dass er Funk spiele», erinnert sich Röbi Arnold. Galizia lacht. «Das weiss ich alles nicht mehr.»
Funk wurde es nicht, sondern vielmehr Volkslieder und Schlager. Solche, die alle mitsingen konnten, solche, mit denen sich alle identifizierten. Ihren ersten Auftritt hatten sie am Grümpelturnier in Muri. «Das passt, dort kann jeder Fussball spielen, auch wenn er es nicht kann. Und abends konnten wir auftreten, auch wenn wir das nicht können», meint Galizia. Einen Namen hatte das Trio damals noch nicht. Der musste aber her, als sie am Unterhaltungsabend des Männerchors auftraten. Man musste sie schliesslich ansagen können. «Kreativ waren wir nicht. Die Hüte waren damals schon unser Markenzeichen. Zuerst hiessen wir ‹Les Chapeaux›. Das war uns dann doch etwas zu simpel und so wechselten wir noch zu ‹Les Schapoo›», erinnert sich Nino Ferrari.
Schöner Zustupf für alle drei
Leute unterhalten und gleichzeitig Spass haben, das war immer ihr Credo, sei es an Geburtstagsfesten oder später bei Auftritten in Frankfurt. «Dort hatte jeder sein eigenes Hotelzimmer. Wir kamen uns vor wie die Grössten.» Mittlerweile gehörten sie dem Management von Jörg Schürch an, kamen so auch an internationale Auftritte. «Damit hätten wir nie gerechnet.» «Les Schapoo» sangen nicht mehr nur, sondern verbanden Gesang mit Komik. «Ein entscheidender Schritt, so kamen wir in die Kleintheater», erinnert sich Röbi Arnold.
Nino Ferrari als Frontmann und Sänger, Röbi Arnold an der Gitarre, am Banjo oder an der Trompete und Philipp Galizia am Kontrabass – «Les Schapoo» war für die drei mehr als ein Hobby. Sie verdienten Geld damit. «Ich konnte dadurch mein Logopädiestudium mitfinanzieren», sagt Röbi Arnold. Nino Ferrari arbeitete immer nebenbei, Philipp Galizia lebte einige Zeit von den Auftritten mit «Les Schapoo». So waren alle drei an einem anderen Punkt. Und um weiterhin erfolgreich sein zu können, hätte es ein neues Programm gebraucht. «Wir trennten uns nicht im Schlechten. Die Priorität lag einfach bei allen nicht mehr bei ‹Les Schapoo›», fasst Nino Ferrari zusammen. Galizia war schon mit der «Familie Trüeb» unterwegs, Ferrari mehr und mehr im Job engagiert – er arbeitet immer noch im selben Betrieb wie damals – und Arnold hatte sein Studium abgeschlossen und wollte diesen Weg weitergehen.
Für Galizia wars ein Sprungbrett
Nino Ferrari spricht auch über 30 Jahre später noch von einem Glücksfall, dass sie drei sich getroffen haben. «Gemeinsam lebten wir unseren Traum. Einmalig», findet er. Einmalig, so beschreibt Galizia Nino Ferrari auf der Bühne. «Diese Mimik, diese Mischung zwischen Theater und Musik – das machte uns aus und das verkörperte er.» Musik und Theater vermischt, das würde auch das beschreiben, was Philipp Galizia immer noch auf die Bühnen der Kleintheater des Landes bringt. «‹Les Schapoo› war mein Ursprung. Mich zog es immer in diese Richtung und der Start mit den beiden Freunden war das perfekte Sprungbrett», sagt Galizia.
Nun, über 30 Jahre nach dem letzten gemeinsamen öffentlichen Auftritt, wagen es die mittlerweile etwas älter gewordenen Männer nochmals. Mit ein Grund ist dabei Rainer Lüthy. Ein Murianer, der «Les Schapoo» jeweils bei ihren Auftritten begleitete und diese filmte. Er hat diese Aufzeichnungen als VHS-Kassetten gelagert. Diese mittlerweile geschnittenen Videos standen am Ursprung des Comebacks und werden auch am Abend im Dachtheater einen prominenten Platz erhalten. Dazwischen geben Ferrari, Galizia und Arnold ihre Musikalität zum Besten. Einige Proben haben sie schon hinter sich. «Es ging schnell, bis Texte und Melodien wieder da waren», sagt Arnold.
Nie anrüchig und doch immer lustig
Denn auch wenn viel Zeit vergangen ist seit dem letzten öffentlichen Auftritt, ganz vergessen haben die drei «Les Schapoo» nie. «Die Kilometer, die wir miteinander zurückgelegt haben, gehen nie weg», formuliert es Galizia. Kunst, so wollten sie das, was sie machten, nie betiteln. «Wir haben einfach Gas gegeben und Spass gehabt.» Anrüchig war es nie, auf Kosten anderer ebenso nicht. «Und trotzdem war es lustig. Unser Programm war durchstudiert und liess trotzdem viele Freiheiten. Das war unser Konzept und das funktionierte.»
Genau diese Gefühle wollen sie hervorholen, nochmals aufleben lassen. Ob eine zweite Karriere winkt? «So weit denken wir nicht. Wir wollen es einfach geniessen.»
Vorverkauf: www.ticketleo.com – unter Events und Les Schapoo. Die Türen und die Bar sind am 8. März ab 19 Uhr offen, um 20 Uhr beginnt das Konzert, gespickt mit filmischen Erinnerungen.