Die Innovationsmaschine
30.09.2025 Jugend, Wohlen, VereineVerein für Jugend und Freizeit (VJF) feierte sein 35-Jahr-Jubiläum
Mehr als ein Dritteljahrhundert. So lange ist der Verein für Jugend und Freizeit ein wesentlicher Eckpfeiler in Wohlen – bei der Jugend und in der Gesellschaft. Ein ...
Verein für Jugend und Freizeit (VJF) feierte sein 35-Jahr-Jubiläum
Mehr als ein Dritteljahrhundert. So lange ist der Verein für Jugend und Freizeit ein wesentlicher Eckpfeiler in Wohlen – bei der Jugend und in der Gesellschaft. Ein 35-Jahr-Jubiläum muss gefeiert werden – mit etlichen Wegbegleitern des Vereins, der für eine beeindruckende Entwicklung steht.
Daniel Marti
In Erinnerungen schwelgen, über die Entwicklung staunen, Erfolge feiern, Meilensteine hervorheben und sich auf die Zukunft freuen. Das alles sollte in die Jubiläumsfeier des Vereins für Jugend und Freizeit (VJF) gepackt werden. So wollten es Karin Stoll und Luca Baldelli, die beiden Verantwortlichen. Tatsächlich fand all dies seinen Platz im Chappelehof, inklusive Fotowand, Filmausschnitten, alten Presseartikeln und etwas Feinem aus der Küche des Restaurants Leo.
Und die Jubiläumsfeier war auch eine Art Begegnungsplattform. Viele Ehemalige staunten über die Entwicklung des Vereins und freuten sich, irgendwelche Wegbegleiter aus einer vergangenen Zeit wiederzusehen. Der Verein für Jugend und Freizeit – im August 1990 gegründet und am 1. Januar 1991 als Pilotbetrieb auf die Reise geschickt – entwickelte sich erstaunlicherweise zum Jugendarbeit-Experten über das Freiamt hinaus. Heute betreut er an 22 Standorten 51 Gemeinden in der Jugendarbeit.
Das kleine Feuer am 1. Januar 1991
Ein kleines Feuer sei zum Flächenbrand geworden, betonte Dani Burg. Er war zuerst Präsident des Freizeitvereins und danach der erste VJF-Präsident. «Dani Burg hat sich ein Leben lang für die Jugendlichen eingesetzt», betonte Jonas Meier, der heutige Co-Präsident. «Der VJF schafft Gelegenheiten für Begegnungen, hier entstehen Freundschaften fürs Leben», so Meier weiter.
Genau das trifft auf Dani Burg zu. Er wählte für seine Ansprache das passende Bild: Es stammt vom 1. Januar 1991, vor dem Schellhaus, die VJF-Familie vor einem Feuer-Vulkan. Aus diesem kleinen Feuer sei ein Flächenbrand entstanden, betonte Burg. Der VJF habe damals einen «guten und soliden Start erwischt und viel Aufmerksamkeit erhalten».
Das grosse Glück hatte seinen Ursprung auch im Chappelehofsaal. «Denn hier drin entschied sich der Einwohnerrat für den Pilotbetrieb.» Aber geschafft war da noch nichts. «Räume zu suchen, das war am schwierigsten», so Burg, der an die Abklärungen auf dem sogenannten Marti-Areal erinnerte. «Damals fehlte nur noch die Unterschrift des Gemeinderates …» Und nichts bewegte sich. «Wir haben auch das überlebt.»
Dafür war die Realisation einer Suchtpräventionsstelle ein Highlight. «Es war die erste im ganzen Kanton», betonte Burg. Ganz wichtig war dann der September 1993. Nach dreijähriger Pilotphase stimmte das Wohler Volk einer definitiven Einführung der offenen Jugendarbeit zu. «Dann ist aus dem kleinen Feuer definitiv ein Flächenbrand geworden», so Dani Burg.
Prekär und nicht akzeptabel
Dass die Jugendarbeit etwas kostet, war schon bei der Lancierung der Versuchsphase klar. Für drei Jahre bewilligte der Einwohnerrat einen Kredit von einer halben Million Franken. «Wohlen war die erste Gemeinde im Kanton Aargau, welche die Jugendarbeit derart unterstützte», betonte Paul Huwiler, ein ewiger Begleiter des VJF. Mit dem Volksentscheid 1993 wurden dem VJF jährlich 180 000 Franken zugesichert. Damals ein knappes Steuerprozent. Ein Steuerprozent macht heute etwa das Doppelte aus. Wichtig sei vor allem, dass in Wohlen die Jugendarbeit durch einen Volksentscheid gestützt ist, betonte der ehemalige Gemeinderat Huwiler.
Er blickte auf diverse Ereignisse zurück. Auf die Arbeit von Kantischülern zur Raumsituation 2003. Oder auf die Errungenschaften des ehemaligen Präsidenten David Chaksad. Dieser brachte es laut Huwiler auf den Punkt. «Die Lage rund um die bestehenden Räume ist prekär und nicht akzeptabel.» Und der damalige Einwohnerratspräsident Urs Kuhn (2002 und 2003) forderte zwei Steuerprozente als VJF-Unterstützung.
Ein spätes Kompliment an den Gemeinderat
Mit der Forderung nach Unterstützung bei den Räumlichkeiten und Finanzen traten Huwiler und Kuhn an den Gemeinderat heran. Und Paul Huwiler verteilte nun, über 20 Jahre später, ein Kompliment an den damaligen Gemeinderat René Meier. «Nach kurzer Diskussion präsentierte er die Lösung: Wir schaffen ein Kompetenzzentrum Jugend und setzen eine Leistungsvereinbarung auf.» Damit habe er, Huwiler, kaum gerechnet, die Begriffe waren ihm sogar ziemlich neu. «Und Wohlen wurde zum Vorreiter», freut sich Huwiler heute noch. Im Jahr 2005 folgte der Einzug in die Liegenschaft am Sorenbühlweg 4a. Dies ist nach wie vor der Sitz des Vereins für Jugend und Freizeit.
Der Kampf ums Geld blieb bestehen. Heute liegt der Gemeindebeitrag bei 248 000 Franken. Einen besonderen Drive habe der VJF jedoch durch Arsène Perroud erhalten, blickte Paul Huwiler zurück und leitete damit zu Gemeindeammann Perroud über. Dieser erzählte ganz locker über seine 19-jährige Tätigkeit beim VJF – vom Jugendarbeiter bis zum Geschäftsleiter. Der Sitz, das Schellhaus, sei damals uralt gewesen, die Zeit jedoch «äusserst spannend». Er habe so vielen erklären müssen, warum es die Jugendarbeit braucht: dem Schulhausabwart, dem Gemeinderat, dem Schulleiter nebenan.
«Die Lust, schier unlösbare Aufgaben anzupacken»
Und er habe in den 19 Jahren «wahnsinnig viel erlebt». Perroud zählte auf: den ersten Computer, Einführung des Internets, das Lovemobil an einem Jugendfest, Lehrlingsprojekte, Bewerbungsbüro, Einführung der Geschäftsstelle, ganz viele unterschiedliche Bedürfnisse.
Als er vor acht Jahren Gemeindeammann wurde, erfolgte der Abschied vom VJF. Also kann Perroud gut unterscheiden. Aber beide Arbeiten oder Herausforderungen seien ähnlich, sagte er überraschenderweise. Mit wenigen Ressourcen wolle man viel erreichen: «Es braucht Lust, um schier unlösbare Aufgaben anzupacken.» Das habe er vor allem beim VJF gelernt. Aus wenig viel zu machen, das sei ihm in Erinnerung geblieben, «und das hat mich geprägt. Letztlich muss man einfach die Menschen gernhaben.»
Aus wenig wurde in 35 Jahren tatsächlich sehr, sehr viel. Die Entwicklung des Vereins für Jugend und Freizeit ist bemerkenswert. Im Jahr 2008 erhielt der VJF seine beiden ersten auswärtigen Mandate für die Betreuung der Jugendarbeit. In Villmergen und Sins.
Mittlerweile sind es 51 Gemeinden, die vom VJF betreut werden. Eine rekordverdächtige Entwicklung, die beim Jubiläum auch gefeiert wurde. Und Gemeindeammann Arsène Perroud fand dafür die richtige Bezeichnung: «Der VJF ist eine Innovationsmaschine.»