Die Murianer Fasnacht lebt

  22.01.2021 Muri

«Pandemie hin oder her, Muri ist eine Fasnachtshochburg und diese soll trotz Coronavirus leben.» Die Vereinigten Fasnachtsgesellschaften geben sich kämpferisch und haben kreative Ideen entwickelt. --ake


Die Tradition lebt, trotz allem

Die Vereinigten Fasnachtsgesellschaften lassen die Fasnacht kein Pandemieopfer werden

Sie lassen sich nicht unterkriegen. Die Murianer Fasnachtsgesellschaften planen die Fasnacht – trotz Pandemie. Neben den traditionellen Anlässen, wie der Schlüsselübergabe und dem Morgenstreich, gibt es auch neue. Die Neuenburger lancieren ihr Radio neu und die Adelburger motivieren zum Dekorieren.

Annemarie Keusch

«Jetzt erst recht.» Es scheint das Motto der Schultheissen der Vereinigten Fasnachtsgesellschaften zu sein. Schon im November gaben sich die vier Schultheissen kämpferisch: «Gar nichts ist keine Option. Die Ende Jahr laufend steigenden Ansteckungszahlen und die im neuen Jahr verschärften Massnahmen liessen befürchten, dass auch die Murianer ihre Fasnachts-Fahne einziehen und die fünfte Jahreszeit erst im nächsten Jahr wieder stattfinden kann. Aber von der Pandemie lassen sich die Fasnächtler nicht unterkriegen. René Neiger, Schultheiss von Muri-Neuenburg, sagt: «Wir setzten uns vor Kurzem zusammen. Alle sind der Meinung, dass es ohne Fasnacht eigentlich gar nicht geht.»

Dass alle Fasnachtsgesellschaften ihre Dekorationen installieren, das war schon länger klar. Aber die Schultheissen beliessen es nicht dabei. Ab 6 Uhr wird es am Schmutzigen Donnerstag einen Morgenstreich geben. «Natürlich nicht im gewohnten Rahmen», sagt Neiger. Die Fasnächtler wollen vielmehr kleine Gruppen dazu animieren, durchs Dorf zu ziehen, verkleidet einkaufen zu gehen, «einfach Fasnacht zu machen». Allenfalls sind auch die Tambouren der verschiedenen Gesellschaften unterwegs. Neiger betont: «Natürlich geht das nur, wenn die Massnahmen nicht noch einmal verschärft werden.»

Dekorationen werden prämiert

Die Hohenwiener liessen sich eine Alternative für ihren traditionellen Narrenmarsch einfallen. Und auch die Murianer Gesellschaften sind kreativ. Die Adelburger lancieren Fasnachtsfenster. «Diese Idee hegten wir schon länger. Jetzt haben wir Zeit, sie umzusetzen», sagt Schultheiss Simon Waltenspühl. Die Bevölkerung von Muri und Buttwil ist aufgerufen, ein Fenster, einen Vorplatz, einen Balkon oder den Garten fasnächtlich zu dekorieren. «Ob das Puppen sind oder Fasnachtsbänder, ist eigentlich egal», sagt Waltenspühl. Am Fasnachtssamstag, 13. Februar, werden alle Dekorationen von den Fasnachtsoberhäuptern beäugt und die besten vier prämiert. «Natürlich hoffen wir auf viel Kreativität, aktuelle Themen gibt es schliesslich ganz viele. Ob Trump, der Gemeindepräsident im Regierungsrat oder das Virus», sagt Simon Waltenspühl.

Die Adelburger hoffen, dass viele Leute mitmachen. «In unseren Dörfern soll man wissen und sehen, dass Fasnacht ist.» Es sei wichtig, dass diese Kultur trotz Pandemie eben auf eine andere Art weitergelebt wird. Wer mitmachen will, meldet sich per Mail an info@adelburg.ch. Waltenspühl betont: «Muri ist bekannt als eine Fasnachtshochburg, das soll auch jetzt so sein.»

Radio zum Vierten

Unter dem Motto «Eis of d Ohre» greifen die Neuenburger zu ihrem Fasnachtsradio. 2018 erstmals auf die Beine gestellt zum Motto «Jeder Narr zählt», folgten 2019 das Weihnachtsradio und im letzten Jahr das Osterradio. «Wir sind fast schon alte Füchse beim Radiomachen», sagt Schultheiss René Neiger. Der Unterschied: Diesmal ist alles viel grösser. Vom Schmutzigen Donnerstag bis zum Aschermittwoch wird rund um die Uhr gesendet. Das bringt natürlich zusätzlichen Aufwand mit sich. Überhaupt sagt Neiger: «Ohne unsere technisch versierten Stadtratsmitglieder Andreas Stierli und Lukas Bächler ginge es nicht.» Das Fasnachtsradio ist ganz offiziell angemeldet als Internetradio und bei der Genossenschaft der Urheber und Verleger für Musik.

Gesendet wird nicht mehr im Wagen, sondern im Säli eines geschlossenen Restaurants, das den Neuenburgern zur Verfügung gestellt wurde. Auch dort herrschen strikte Coronamassnahmen. Ins Studio darf nur, wer Sendezeit hat. Plexiglasabschrankungen, Masken und Desinfektionsmittel sind auch dort Pflicht.

Interviews, Quizshows, News und ganz viel Musik, das will das Fasnachtsradio bieten. Involviert sind alle Vereine, die mit der Fasnacht eng verbunden sind, die Guggenmusiken etwa. Alle erhalten eine gewisse Sendezeit. Konkret ist im Programm aber noch nichts, auch nicht, was die Interview-Gäste betrifft. «Ich hätte einen Wunsch», sagt Neiger, «den Murianer SRF-Journalisten Reto Holzgang bei uns im Studio zu haben.»

Aber natürlich kann sich auch die Bevölkerung beim Radio einschalten, anrufen, jemanden grüssen oder ein Versli aufsagen oder ihr Lieblingslied per Mail wünschen. Direkte Kontaktdaten ins Studio: redaktion@fgn-radio.ch, 056 508 13 25 oder per Whatsapp-Sprachnachricht an 076 511 56 30. Die Vorfreude bei den Neuenburgern ist gross. «In Zeiten, in denen die Pandemie unser Leben taktet, unseren Alltag bestimmt und unsere Kontakte dezimiert, sehnen wir uns nach einer Fasnacht, bei der alle dabei sein können.» Beim Radio geht das – und erst noch ohne gesundheitliche Risiken.


Der Fahrplan

Die Vereinigten Fasnachtsgesellschaften Adelburg, Neuenburg, Wien und Hohenwien planen verschiedene Anlässe. Noch bis am 12. Februar kann der Narrenmarsch in Buttwil beschritten werden. Vom 30. Januar bis 17. Februar sollen möglichst viele Fasnächtlerinnen und Fasnächtler in den beiden Dörfern ihre Fenster, Gärten oder ihr Haus stimmungsvoll dekorieren. Am Schmutzigen Donnerstag wird ab 6 Uhr mit dem Morgenstreich gestartet – «irgendwo in Muri, man wird es hören». Um 08.08 Uhr folgt die Schlüsselübergabe im ganz kleinen Rahmen. Ebenfalls um 08.08 Uhr startet das Fasnachtsradio und sendet bis zur Schlüsselrückgabe vom 16. Februar, 15.15 Uhr. Zudem erscheint mit der «Freiämter»-Ausgabe vom Freitag, 12. Februar, die Fasnachtszeitung «Flick ab». --ake

Infos zu den einzelnen Anlässen: www. hohenwien.ch, www.adelburg.ch oder www.fgn-radio.ch.


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