Die Ringer-Geschwister

  22.12.2020 Sport

Renate und Rudolf Wieland sind im Zentralvorstand von «Swiss Wrestling» und wollen den Sport populärer machen

Rudolf Wieland spielte früher Eishockey beim EHC Fischbach-Göslikon. Er entdeckte dann die Faszination des Ringsports – und zog seine Schwester Renate mit hinein. Die Geschwister aus Fischbach-Göslikon und Benzenschwil wollen seither das Ringen attraktiver machen.

Stefan Sprenger

Er hat etwas von einem amerikanischen Box-Manager. Klare Meinung, harte Linie und ein feines Näschen für die perfekte Organisation und Geldbeschaffung. Rudolf Wieland ist bei «Swiss Wrestling» verantwortlich für Sponsoring und Marketing. Seine Schwester Renate ist ein wahres Organisationstalent mit grossen sozialen Fähigkeiten. Sie führt das Generalsekretariat beim Ringerverband.

Zusammen arbeiten sie im Treuhandbüro «RWC Treuhand GmbH» in Benzenschwil, das Rudolf Wieland 1995 gegründet hat. «Wir sind ein harmonisches Duo, das aber auch miteinander debattieren kann», sagt der 60-jährige Rudolf Wieland, der in Benzenschwil wohnt. Seine um 16 Jahre jüngere Schwester Renate, wohnhaft in Fischbach-Göslikon, ergänzt: «Mit ihm zusammenzuarbeiten ist ganz selten schwierig – aber es ist immer gewinnbringend.»

Eishockey-Derbys mit Fischbach-Göslikon gegen Wohlen

Aufgewachsen ist die Familie Wieland zuerst in Dottikon, dann in Muri und ab dem Jahr 1972 in Fischbach-Göslikon. Rudolf Wieland geht auf dem Fischbacher Mösli Schlittschuh laufen und tritt dem EHC Fischbach-Göslikon bei. Damals gab es noch keine Juniorenteams, doch er war so talentiert, dass er bereits als 16-Jähriger in die erste Mannschaft durfte. Rudolf Wieland erzählt, wie er an den autofreien Sonntagen mit dem Fahrrad ins Training nach Wettingen fuhr. Weil er schon als junger Mann ein leissiger Typ war, schrieb er die Matchberichte des Hockeyvereins. Zwischen 1976 und 1993 veröffentlichte diese Zeitung jeweils die Matchtexte von Rudolf Wieland. «Geschrieben auf einer Hermes-3000-Schreibmaschine», sagt er lachend. Er erlebte glorreiche Derbys gegen Wohlen vor 600 Zuschauern und nächtelange Partys nach den Spielen. «Das waren legendäre Zeiten», meint Wieland.

Meisterin im Korbball und Guggenmusig-Karriere

Etwas ruhiger liess es seine Schwester Renate Wieland angehen. In Fischbach-Göslikon spielt sie Korbball, wird Anfang der 90er-Jahre Schweizer Meister der Junioren. Nach einer Verletzung beendet sie ihre sportliche Karriere und entdeckt ihre Leidenschaft für die (musikalische) Fasnacht. In der «Schränzerclique» Niederwil und bei den «Sädelgeischter» in Zufikon spielte sie Posaune und war während der «fünften Jahreszeit» immer auf Achse.

Auslöser Hermann Baggenstos

Doch wie sind die beiden Geschwister in den Ringsport gerutscht? Dieser Fakt ist auf eine einzige Begebenheit zurückzuführen. Mitte der 90er-Jahre baut Rudolf Wieland Doppelhäuser in Althäusern. Sein Bauführer war Hermann Baggenstos, damals im Vorstand der Ringerstaffel Freiamt. «Ich kannte den Sport ein wenig, da die RS Freiamt manchmal in Niederwil ihre Heimkämpfe bestritt und einige Niederwiler starke Ringer waren», erzählt Rudolf Wieland. Baggenstos lädt ihn an einen Kampf ein. «Ich war sofort begeistert.» Und er war drin bei der Ringerstaffel Freiamt.

Rudolf Wieland war zwischen 1998 und 2005 der Vizeammann von Aristau. Der Ammann war Ueli Küng, ebenfalls ein Nationalturner und Ringer. 1998 war Wieland beim Bau des Ringerkellers in Aristau involviert. Beispielsweise sorgte er dafür, dass ein Kindergarten mit Holzschnitzelheizung eingebaut wurde. «Damals war das fast schon revolutionär», erzählt er.

Beide helfen beim Projekt «Reto Bucher» mit

2004 ist Rudolf Wieland am erfolgreichen Projekt «Reto Bucher» beteiligt. Der Freiämter Ringer, der 2004 in Athen den 4. Rang erreichte und im Freiamt für eine Ringereuphorie sorgte. Rudolf Wieland war Buchers Manager. «Ich habe ihm einen Vierjahresplan erstellt und dafür gesorgt, dass die Finanzen stimmen.» Wieland bringt professionelle Strukturen in den Ringsport.

In jener Zeit schlittert auch seine Schwester Renate ins Ringen. «Reto Buchers Auftritt in Athen war der erste Ringerkampf, den ich in meinem Leben gesehen habe», sagt sie lachend. Sie hilft fortan beim «Team Reto Bucher» mit, erstellt Newsletter, organisiert Sponsoringanlässe und zieht die Fäden im Hintergrund. Rudolf Wieland blüht ebenfalls auf. «Vom Outfit über die Ernährung bis hin zu seinen Medienauftritten habe ich fast alles organisiert.» So konnte sich Reto Bucher auf das Sportliche konzentrieren. Das Geschwisterpaar Wieland war ein wichtiger Faktor bei Buchers Erfolgsgeschichte.

Das Schaffen der Wielands lässt den Verband auf horchen. «Swiss Wrestling» will professionellere Strukturen in die Randsportart bringen. Die Geschwister helfen gerne mit. Seit fünfzehn Jahren ist Rudolf Wieland für Marketing, Sponsoring und Antidoping beim Verband zuständig. Renate Wieland ist seit 2013 im Sekretariat und organisiert so ziemlich alles rund um den Ringerverband. «Sie macht ihren Job perfekt. Sie ist ein riesiges Organisationstalent», lobt der Bruder die Schwester. Sie arbeitet gerne im Hintergrund und ruft neue Projekte ins Leben. Die Wielands treiben den Fanclub voran, kreieren ein 300-Spiel und besorgen so Geld für den Nachwuchs oder Renate streift den Ringern die Medaillen über nach den Titelkämpfen.

Sie wollen das Ringen bekannter machen

In der Zeit, in der die Wielands beim Verband tätig sind, ist einiges passiert. Nach den Olympia-Auftritten der Freiämter Reto Bucher und Pascal Strebel sorgten auch zuletzt die EM-Bronze von Randy Vock und die Medaillen der Willisauer Samuel Scherrer und Stefan Reichmuth für glorreiche Ringerzeiten. «Es braucht Erfolg für mehr Beachtung», meint Rudolf Wieland.

Die beiden haben eine grosse Hoffnung für die Randsportart. «Der Ringsport muss auf die Stufe 2 bei Swiss Olympic kommen, das würde vieles einfacher machen und die Sportart pushen.» Das würde die Subventionen von Swiss Olympic für das Ringen markant erhöhen. Damit das gelingt, braucht es weiterhin internationale Erfolge und auch starke Ergebnisse an olympischen Spielen. Sie wollen mit ihrer Arbeit ihren Teil dazu beitragen.

Die Wielands haben ein weiteres Ziel mit ihrer Verbandsarbeit. «Das Ringen soll in grösseren Städten bekannt werden.» Blickt man auf die sechs NLA-Teams, dann fällt auf, dass es allesamt ländliche Vereine sind. Einsiedeln, Schattdorf, Willisau, Kriessern, Hergiswil und Freiamt. «In den Städten haben wir viel Potenzial», meint Rudolf Wieland.

«Sie beeindruckt mich»

Beim Gespräch mit den Geschwistern erkennt man, wie die Rollenverteilung ist. Rudolf Wieland ist der grosse Bruder, der Boss des Treuhandbüros, ein Mann mit grossem Tatendrang und Know-how. «Er war immer ein Vorbild für mich», so Renate Wieland. Sie ist die jüngere Schwester, hat ein Helfer-Gen und ist ein wahres Organisationstalent. «Sie beeindruckt mich», meint der grosse Bruder. «100 Prozent zu geben, ist unser Naturell», meinen die beiden.

Hypnosetherapeutin und jüngster Bankprokurist

Das sympathische Treffen mit den Wielands hätte noch Stunden weitergehen können. Am Ende rücken sie noch mit weiteren spannenden Details heraus. Sie ist ausgebildete Hypnosetherapeutin und löst mentale Blockaden auf – auch bei Sportlern. Er war 1986 der jüngste Bankprokurist des Kantons Aargau. «Wir machen eben immer etwas», sagt Rudolf Wieland – und hat damit recht.

Das Freiämter Geschwisterpaar hat dazu beigetragen, dass der Ringsport in den vergangenen Jahren populärer wurde. Zumindest ein bisschen. «Wir haben noch viel Luft nach oben. Und wir werden weiter daran arbeiten, diesen tollen Sport weiter voranzubringen», sagen die Ringer-Geschwister.


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