«Die Situation ist hektisch»

  23.09.2022 Wirtschaft

Die Nachfrage nach Wärmepumpen ist so hoch wie nie zuvor. Dies spürt auch die Birchmeier-Hohler GmbH in Bremgarten

Alternativen zu Öl und Gas werden auch im Freiamt immer beliebter. Vor allem das Heizen mit Wärmepumpen erlebt einen regelrechten Boom. Und der Ukraine-Krieg bzw. die daraus resultierende Energiekrise hat diesen Trend weiter verstärkt. Stefan Birchmeier, der Bremgarter Fachmann für Sanitäreinrichtungen und Heizungen, gibt Einblick in die Gegebenheiten der Branche in der Region.

Marco Huwyler

Herr Birchmeier, Ihre Branche kann sich derzeit nicht über mangelnde Beschäf tigung beklagen. Viele ersetzen derzeit ihre alten Gas- und Ölheizungen. Vielerorts mit Wärmepumpen. Wie beurteilen Sie die aktuelle Situation?

Stefan Birchmeier: Es ist viel los. Bereits das eidgenössische Förderprogramm Impulsberatung «erneuerbar heizen», dank dem sich Hausbesitzer seit dem April bei der Wahl des optimalen Heizsystems kostenlos beraten lassen können, hat die Nachfrage dieses Jahr erhöht. Aktuell, auch wegen der momentanen Welt- und Wirtschaftslage, ist die Situation sehr hektisch. Vom Hersteller und Lieferanten über den Dienstleister und Handwerksbetrieb versuchen alle unter Hochdruck der gestiegenen Nachfrage gerecht zu werden, was nicht einfach ist. Wir geben unser Bestes. Und zum Glück verfügen wir über zuverlässige, motivierte Mitarbeiter.

Wie manifestiert sich der Run auf Wärmepumpen in den Zahlen bei der Birchmeier-Hohler GmbH?

Gegenüber dem letzten Jahr haben wir bis jetzt ungefähr 50 Prozent mehr Wärmepumpen verkauft.

Welche Arten von Wärmepumpen verkaufen Sie denn? Wie ist diesbezüglich die Entwicklung in der Branche?

Den grössten Anteil nehmen Luft-Wasser-Wärmepumpen, gefolgt von Sole-Wasser-Wärmepumpen und Grundwasserwärmepumpen, ein. Wann, welche Installation am meisten Sinn macht, muss man jeweils individuell anschauen. Weil sich die Technik stetig weiterentwickelt, hat sich die Effizienz von diesen Systemen – das heisst das Verhältnis der von der Wärmepumpe aufgenommenen Strommenge zur damit produzierten Wärmemenge – in den letzten Jahren verdoppelt. Das ist beachtlich.

Wie sieht es mit der Materialund Ersatzteilbeschaffung aus? Herrschen hier Lieferschwierigkeiten?

Im Moment herrschen sehr grosse Lieferschwierigkeiten. Den meisten Lieferanten ist es zurzeit nicht möglich, für alle Geräte verbindliche Liefertermine zu garantieren. Das erschwert natürlich die Planung. Heute gilt daher für uns: Erst wenn sämtliche Komponenten angeliefert sind, kann die definitive Ausführung mit allen beteiligten Unternehmen terminiert werden.

Mit welchen Kosten muss jemand rechnen, der in seinem Einfamilienhaus eine Wärmepumpe installieren möchte?

Für eine komplette Sanierung einer alten Ölheizung mit einer Luft-Wasser-Wärmepumpe ist mit etwa 40 000 bis 50 000 Franken zu rechnen.

Wann empfehlen Sie bei Birchmeier-Hohler den Einbau eines Wärmepumpen-Heizsystems? Und wann bevorzugen Sie andere Heizformen?

Entscheidend sind die Beschaffenheit und der Zustand der betreffenden Liegenschaft. Optimal für eine Wärmepumpe ist es, wenn Energiesparmassnahmen wie der Ersatz von alten Fenstern, eine Dachdämmung oder die Dämmung zu unbeheizten Kellerräumen vorgängig ausgeführt werden. Das Wärmeverteilsystem (Boden- oder Radiatorenheizung) und die benötigte Vorlauftemperatur sind wichtig, um den passenden neuen Wärmeerzeuger zu bestimmen. Bei der Entscheidungsfindung nicht vergessen sollte man bestehende lokale Fernwärmenetze – wie etwa in Bremgarten – und moderne Pelletheizungen. Sie können je nachdem die bessere Wahl sein als eine Wärmepumpe.

Wie kurzfristig kann ich eine Wärmepumpe installieren? Wäre dies für diesen Winter noch möglich?

Dieser Winter wäre wohl zu kurzfristig. Für eine sorgfältige Evaluation und Planung ist ein halbes Jahr Vorlauf optimal. Die Einreichung von Bau- und Fördergesuchen braucht ihre Zeit. Die Auftragsbücher von vielen Fachbetrieben sind bereits langfristig voll. Was heute bestellt wird, ist hoffentlich Ende der anstehenden Heizperiode im Mai 2023 lieferbar.

Muss man auch die Heizkörper erneuern, wenn man eine Wärmepumpe anschafft?

In den meisten Fällen können die bestehenden Heizkörper weiterverwendet werden.

Welchen Platzbedarf benötige ich für eine Wärmepumpe?

Das ist abhängig vom gewählten System. Oftmals ergeben sich neue Möglichkeiten bei der Nutzung des Tankraumes einer alten Ölheizung.

Mit welcher Entwicklung der Nachfrage in puncto Wärmepumpen rechnet man in den nächsten Jahren?

Wir rechnen mit einer weiter steigenden Nachfrage von bis zu 10 Prozent pro Jahr. Gleichzeitig ist jedoch noch keine wirkliche Entspannung bei den Lieferengpässen erkennbar. Die Lage wird sich also wohl noch zuspitzen und die Wartefristen tendenziell noch länger werden.

Wie verläuft die generelle Entwicklung des Heizungsmarktes im Freiamt in den letzten Jahren?

Es gibt noch sehr viele Liegenschaften mit alten Ölheizungen, Elektrospeicherheizungen und bestehenden Wärmepumpen, welche in den nächsten Jahren ersetzt werden müssen. In vielen Einfamilienhausquartieren findet jedoch ein Generationenwechsel statt. Und junge Familien denken langfristig und setzen grossen Wert auf erneuerbare Heizsysteme. Diese Entwicklung dürfte sich in den kommenden Jahren noch beschleunigen.

 


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