Die Themen gehen ihm nicht aus
26.08.2025 Kelleramt, Jonen«Wort zum Sonntag»: Reto Studer aus Jonen berichtet von seinen Erfahrungen – und bringt Verstärkung mit
Wie läuft es im Studio ab? Und woher nimmt er die Ideen? Das wird Reto Studer immer wieder gefragt, seit er regelmässig das «Wort ...
«Wort zum Sonntag»: Reto Studer aus Jonen berichtet von seinen Erfahrungen – und bringt Verstärkung mit
Wie läuft es im Studio ab? Und woher nimmt er die Ideen? Das wird Reto Studer immer wieder gefragt, seit er regelmässig das «Wort zum Sonntag» in die Schweizer Stuben spricht. Am Vortrags- und Austauschabend in Arni bietet er Einblick.
Thomas Stöckli
«Mittlerweile darf ich die Schuhe anbehalten», sagt Reto Studer und lacht. Bei seiner ersten Aufzeichnung fürs «Wort zum Sonntag» war das noch anders gewesen: Der grossgewachsene Joner passte nicht ins Bild und musste «tiefergelegt» werden. Nun sind die Einstellungen angepasst. Die Kameraleute wissen, was sie erwartet. Und auch er weiss, was auf ihn zukommt, wenn er ins Leutschenbach fährt. «Ich habe mein bekanntes Plätzchen, die Abläufe sind klar», sagt er, «und doch ist es jedes Mal wieder neu.»
Dem grossen Interesse gerecht werden
Die Rolle beim «Wort zum Sonntag» beschert dem reformierten Pfarrer viel Aufmerksamkeit. Wenn er jeweils mit Gemeindemitgliedern telefoniere, etwa um jemandem zum Geburtstag zu gratulieren, komme nach einem Gespräch über Gott und die Welt regelmässig auch das Engagement beim Fernsehen zur Sprache: Wie kommt er auf die Themen? Wie läuft es im Studio ab? Wird er auf der Strasse erkannt?
«Wenn das schon so viele Leute interessiert», dachte er sich, «kann ich es ja auch gleich allen sagen», so der Pfarrer. Allein wollte er das allerdings nicht und so holte er sich für den Austauschabend in der Kirche Arni seine Kollegin Stina Schwarzenbach an Bord. «Sie habe ich, wie alle Kolleginnen und Kollegen, am dreitägigen Ausbildungsseminar kennengelernt», verrät Studer – und gerät ins Schwärmen über den Charme, die Ausstrahlung und die Authentizität, mit welcher die geschätzte Kollegin einem vom Bildschirm entgegenblicke. «Wir funktionieren komplett anders», sagt Studer. Während er viel Vorlauf für seine Kommentare braucht, reicht ihr jeweils eine Woche. «Sie ist einmal kurzfristig für mich für ein ‹Wort zum Sonntag› eingesprungen, als ich keine Stimme hatte», so der Joner.
Sparringpartnerin und Moderatorin
Als Dritte im Bunde nimmt Andrea Aebi, Radio- und TV-Beauftragte bei den «Reformierten Medien», am Anlass in der Kirche Arni teil. «Sie ist für mich beim Entwickeln meiner Beiträge eine wichtige Sparringpartnerin», sagt Reto Studer. «Es hilft mir sehr, von einem Profi mit Aussensicht zu hören, wie etwas auf sie wirkt.» Als Moderatorin des Anlasses stellt sich Pascale Huber, Geschäftsführerin der «Reformierten Medien», zur Verfügung.
Bis Oktober nächsten Jahres reicht das Engagement beim «Wort zum Sonntag». Dass ihm bis dann die Themen ausgehen könnten, hat er keine Angst. Ideen kommen etwa im Austausch mit anderen oder beim abendlichen Hundespaziergang. Und dann muss er sie sogleich festhalten. «Mit einer Sprachnachricht an mich selbst geht das am besten», hat er gemerkt und berichtet von einer Bergwanderung, bei der er richtig in «Flow» zu geraten schien, unterbrochen nur vom angestrengten Keuchen. «Beim Abhören der 35 Sprachnachrichten habe ich dann gemerkt, dass das doch nicht so ein Flow war», sagt er und lacht.
Der Feinschliff zum möglichst organischen Gesamttext erfolgt dann am Laptop. Einen fixen Arbeitsplatz hat er dazu nicht. «Wenn ich nicht weiterkomme, wechsle ich den Ort – oder ich fange ein neues Dokument an.» Wichtig ist ihm, dass auch zwischen den Zeilen noch etwas passiert. Mehr Tiefe. Zusätzliche Komponenten. «Da habe ich hohe Ansprüche an mich selbst.»
Helvetismen und Persönliches als Wiedererkennungswert
Gemeinsam ist den Kommentaren von Reto Studer der bildhafte Einstieg, der die Zuhörerinnen und Zuhörer in deren weltlicher Lebensrealität abholt – und die Verwendung von Mundart-Begriffen wie «süüferli», «fadegrad» und «verchnorzt», «Bettmümpfeli», «trümmlig» und «umeschwadere». Immer wieder ein Thema sind die eigene Verletzlichkeit und Fehlbarkeit.
Und gerade das scheint bei den Leuten anzukommen. Studer berichtet von zusätzlichen Kirchgängern, aus seiner Gemeinde, aber auch aus Mellingen und aus der Innerschweiz. Und von einem Mann aus dem Kanton Baselland, der am Samstagabend bei dessen todkranker Frau im Spital sein «Wort zum Sonntag» geschaut habe und am nächsten Morgen ins Auto gestiegen sei, um ins Kelleramt zum Gottesdienst zu kommen. Diesen älteren Mann habe er dann natürlich auch noch zum Chilekafi eingeladen – und sei erfreut gewesen über die gelebte Gastfreundschaft und das Mitgefühl seiner Gemeinde.
Wer mehr erfahren will, dem sei der Vortrags- und Austauschabend vom 3. September um 19.30 Uhr in der Kirche Arni ans Herz gelegt. Nach einer Vorstellungsrunde und einem Podiumsgespräch sollen dort auch persönliche Fragen und Rückmeldungen Platz haben. Kommen dürfen alle, die wollen. Anmelden muss man sich nicht. «Es werden sicher alle Platz haben», sagt Reto Studer.