«Die Welt ist klein gewesen»

  31.07.2020 Region Oberfreiamt

Karl Suter – in Mühlau aufgewachsen, doch Merenschwand politisch geprägt

Seine Wurzeln hat Karl Suter in Mühlau. Dort wuchs er im Schoren auf einem Bauernhof auf. Mit 16 trat er der Musikgesellschaft Mühlau bei und ist seitdem dort aktiv. Auch in Merenschwand hat der 59-Jährige seine Spuren hinterlassen und das Dorf über mehr als ein Jahrzehnt als Gemeindeammann politisch mitgeprägt.

Susanne Schild

Seine Eltern Karl und Luise Suter hatten neun Kinder. Karl Suter war der älteste der vier Jungen und fünf Mädchen. «Meine Kindheit habe ich zwischen den Dörfern Mühlau und Merenschwand verbracht», so der 59-Jährige. Aufgewachsen ist er im Schoren auf einem Bauernhof, den sein Grossvater in den Kriegsjahren gekauft hatte.

Die Primarschule besuchte er in Mühlau, einen Kindergarten gab es damals noch nicht. «Die Welt war klein. Am Sonntag ging man im Dorf zur Kirche. Zum Einkaufen fuhr man nach Mühlau, Merenschwand oder Muri.»

28 Kilometer täglich zur Schule gefahren

Dennoch habe er eine sehr schöne und unbeschwerte Kindheit im Schoren inmitten von Wald und Wiesen erleben dürfen. «Im Wald bauten wir Hütten, wir stauten den Bach und halfen auf dem Hof mit.» Einen Fernseher gab es lange nicht. «Den einzigen Fernseher weit und breit hatte die Familie Betschart. Dort haben wir uns immer am Sonntagnachmittag getroffen und ‹Lassie› geschaut.» Die Bezirksschule besuchte er in Sins. «Jeden Morgen fuhr ich sieben Kilometer mit dem Velo dorthin. Am Mittag nach Hause, nach dem Essen wieder zur Schule und am Nachmittag wieder nach Hause. Täglich 28 Kilometer mit dem Fahrrad halten einen fit.» Seine Lehre zum Elektromonteur absolvierte er bei Hans Keller in Merenschwand. Im Technikum in Windisch machte er seinen Abschluss zum Elektroingenieur. 16 Jahre arbeitete er im Anschluss bei Landis und Gyr als Hard- und Softwareingenieur, bis er am 1. April 2001 die Geschäftsleitung der Elektrizitäts-Genossenschaft in Merenschwand übernahm, wo er bis heute tätig ist.


«Zwölf intensive Jahre»

Karl Suter erlebte viel als Merenschwander Gemeindeammann und hat die Gemeinde in seiner Amtszeit mitgeprägt

Die Fusion der Gemeinden Merenschwand und Benzenschwil war Karl Suters wichtigstes politisches Geschäft. Auch die «Leuthard-Euphorie» lel in seine Zeit als Gemeindeammann. Die zwölf Jahre im Amt waren intensiv, aber auch mit vielen Höhepunkten gespickt.

Susanne Schild

Bereits im Sommer 1997 wurde Karl Suter von Parteivertretern des Gemeinderates angefragt, dem Gremium beizutreten. «Damals war die Zeit noch nicht reif, zumal ich noch in Zug arbeitete. Auch persönlich fühlte ich mich für ein Amt im Gemeinderat noch nicht parat.» Doch die Merenschwander blieben hartnäckig. So trat man 2001 erneut mit der Frage an Suter heran, ob er nicht doch Interesse hätte, sich im Gemeinderat zu engagieren. «Dadurch, dass ich im April 2001 die Geschäftsleitung der Elektrizitäts-Genossenschaft übernommen hatte, haben die Merenschwander Gemeinderäte natürlich gewusst, dass ich vor Ort arbeitete und dadurch mehr Zeit zur Verfügung hatte. Da auf Ende 2001 gleich zwei Mitglieder den Gemeinderat verliessen und auch Gemeindeammann Josef Nogara seinen Rücktritt bekannt gab, musste intensiv nach Ersatz gesucht werden.»

Der 1. Januar 2001 – sein erster Arbeitstag

Nach reiflicher Überlegung kam Suter zu dem Entschluss, sich als Kandidat zur Wahl aufstellen zu lassen. «Als dann im Herbst die Wahlen anstanden, hatte ich die schlechtesten Karten, um ‹Nein› dazu zu sagen, auch als Gemeindeammann zu kandidieren», erinnert sich Suter lachend zurück, denn als Gemeindeammann sei es wichtig, im Dorf seinen Hauptberuf auszuüben. Ansonsten wäre das Amt in einer Gemeindegrösse von Merenschwand nicht zu bewältigen. Und so wurde Karl Suter am 1. Januar 2002 ins kalte Wasser geworfen und startete direkt als Gemeindeammann, obwohl er noch nie zuvor an einer Gemeinderatssitzung teilgenommen hatte. «Das war mir wahrscheinlich so bestimmt», ist Karl Suter überzeugt. Zwölf Jahre wirkte er von da an als Gemeindeammann in Merenschwand, bis Hannes Küng seine Nachfolge antrat.

Eine bewegte Zeit als Ammann

Durch die grosse Unterstützung von Gemeindeschreiber Urs J. Alt fand sich Karl Suter schnell in seinem neuen Tätigkeitsfeld zurecht. Auch als Gemeindeammann ist Karl Suter der Musikgesellschaft Mühlau treu geblieben. «Dadurch wurde ich bei den Musikproben auch beispielsweise nicht auf irgendwelche Baugesuche oder politische Themen angesprochen.» Die Musik sei immer ein guter Ausgleich zu seinem Beruf und seinem Amt als Gemeindeammann gewesen. 2006 war ein sehr aufregendes Jahr für ihn in seiner Amtszeit. Damals wurde Doris Leuthard in den Bundesrat gewählt. Innert kurzer Zeit musste ein Fest auf die Beine gestellt werden. «Die Staatskanzlei in Aarau war damals massgebend, was das ganze Prozedere anbelangte. Wo der Zug zu halten hatte, welche Route das Postauto zu nehmen hatte und wer eine Rede halten durfte, alles war minutiös durchgeplant.» Wie es der Zufall so wollte, organisierte der TV Merenschwand im gleichen Jahr das Kreisturnfest und sein 100-Jahr-Jubiläum. So stand schon das grosse Festzelt, was eine grosse organisatorische Erleichterung gewesen sei. Der ganze Festakt war sehr beeindruckend für Karl Suter. «Die Stimmung war einmalig. Aus dem ganzen Freiamt kamen die Leute zu uns nach Merenschwand.» Karl Suter weiss, dass das alles ohne die enorme Unterstützung sämtlicher Merenschwander Vereine überhaupt nicht möglich gewesen wäre. Doris Leuthard kannte er schon vorher persönlich. «Durch Damenturnverein, in welchem meine Frau im Vorstand war und Doris Leuthard Präsidentin, kannten wir uns schon länger. Ich habe Doris nicht als Politikerin, sondern als Turnerin kennengelernt.»

Der Zusammenschluss stand unter einem guten Stern

2012 war ein weiteres bedeutendes Jahr in seiner Amtszeit. Die neu zusammengeschlossene Gemeinde Merenschwand aus den beiden bisherigen Gemeinden Benzenschwil und Merenschwand startete. «Ich erinnere mich noch genau daran, wie alles begann.» Ende 2005 sprach ihn Detlef Conradin, Gemeindeammann von Benzenschwil, vor dem Volgladen in Merenschwand darauf an, wie er zu einer möglichen Fusion der beiden Gemeinden stehen würde. Das war damals ein gutes Zeichen für Suter. «Es ist von Vorteil, wenn die Initiative für einen Zusammenschluss von der kleineren Gemeinde ausgeht», ist Suter überzeugt. «Wir beiden Ammänner sind immer sehr offen und ehrlich miteinander umgegangen.» Auch vor dem Zusammenschluss habe man schon eng zusammengearbeitet. Man hatte eine gemeinsame Kirchengemeinde und die Feuerwehr hatte sich auch schon zusammengeschlossen. «Wenn man die Geschichte anschaut, dann waren Merenschwand und Benzenschwil länger zusammen als getrennt.» Vieles musste vor dem Zusammenschluss geklärt werden, wie beispielsweise der Schulstandort, die Vereine, Raumplanung und Verwaltung. «Dass der Schulstandort Benzenschwil erhalten bleiben sollte, solange es die dortigen Schülerzahlen zulassen, war ein grosser Schritt in Richtung eines erfolgreichen Zusammenschlusses.» Vieles sei mit grossen Emotionen verbunden gewesen, doch Zweifel, dass die Fusion nicht erfolgreich werden würde, hatte er keine. «Als dann beide Gemeindeversammlungen für den Zusammenschlussvertrag stimmten, war das politisch gesehen mein wichtigstes Geschäft.»

Für die Zukunft hat er noch viele Pläne

Der Zusammenschluss machte Sinn. Wichtig sei gewesen, dass alles seriös vorbereitet wurde, dass die Fakten auf den Tisch gelegt wurden. Beide Gemeinden hätten auf unterschiedliche Weise von der Fusion profitiert, ist Suter überzeugt. «Merenschwand hätte auch ohne den Zusammenschluss existieren können. Dennoch hatte man einen Bahnhof hinzugewonnen und einen fünften Ortsteil, ausserdem musste der Steuerfuss nicht erhöht werden. Doch die Benzenschwiler sind nach wie vor die Benzenschwiler.» Seine letzten zwei Amtsjahre war Karl Suter der erste Ammann der zusammengeschlossenen Gemeinde.

Nach zwölf Jahren sollte dann Schluss sein. «Ich wollte wieder mehr Zeit für meine Frau und meine Freizeit haben.» Pläne für die Zukunft hat Karl Suter noch viele. «Als Erstes freue ich mich auf den Oktober, da sind meine Frau und ich 35 Jahre verheiratet.» Eine Reise nach Australien oder Neuseeland steht auch noch auf seinem Plan. «Und, wie meine Frau immer zu mir sagt: ‹Du solltest dich mal mit deiner Pension befassen.›» Seine Antwort darauf lautet dann: «Ja, aber bis dahin sind es ja immerhin noch fast sechs Jahre und langweilig wird mir dann bestimmt auch nicht werden.» Zumal er seit 2018 die Kulturkommission leitet, die im Ortsmuseum Anlässe organisiert.


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote