Doch wieder eine Frau im Rat
30.09.2025 Waltenschwil, Region Oberfreiamt, WahlenIn Waltenschwil holt sich Silke Hägi den frei werdenden Sitz von Bettina Galbier
Wer sich erst nach der Meldefrist für ein Amt zur Verfügung stellt, hat es erfahrungsgemäss schwer, gewählt zu werden. Umso höher ist das Resultat von Silke ...
In Waltenschwil holt sich Silke Hägi den frei werdenden Sitz von Bettina Galbier
Wer sich erst nach der Meldefrist für ein Amt zur Verfügung stellt, hat es erfahrungsgemäss schwer, gewählt zu werden. Umso höher ist das Resultat von Silke Hägi einzuschätzen. Sie schafft den Einzug in den Gemeinderat mit 164 Stimmen über Sacha Wernli und 114 über dem absoluten Mehr.
Thomas Stöckli
Nach und nach trudeln sie im Ortsmuseum ein, die Unterstützer von Silke Hägi. Die frisch gewählte Gemeinderätin begrüsst sie alle persönlich, schüttelt Hände und nimmt Gratulationen entgegen. «Ich freue mich auf die neue Aufgabe», sagt sie. «Ich bin aber auch froh, dass die Wahl jetzt vorüber ist.» Dass sie es schaffen würde, hatte sie natürlich gehofft. Vom guten Resultat sei sie allerdings selbst überrascht, gibt sie unumwunden zu: «Ich hatte gehofft, zumindest den zweiten Wahlgang zu erreichen.»
Überraschend deutlich
Silke Hägi ist für die Gruppierung Waltenschwil / Büelisacker angetreten, ebenso wie der mit dem Bestresultat von 755 Stimmen im Amt bestätigte Pascal Vontobel, neu mit 627 Stimmen zusätzlich zum Vizeammann gewählt. «Da wir in Waltenschwil einen offenen Umgang und Austausch pflegen, durfte ich davon ausgehen, dass mich genügend stimmberechtigte Waltenschwilerinnen und Waltenschwiler wählen würden, um das absolute Mehr zu erreichen», vermeldet er aus den Ferien. «Dass das Wahlresultat so deutlich ausfallen würde, hatte ich nicht erwartet.» Vontobel sieht das als starke Wertschätzung für die geleistete Arbeit und freut sich, dass sämtliche Gemeinderatsmitglieder in Waltenschwil mit guten Resultaten bestätigt wurden. «Ich interpretiere dies als starkes Zeichen, dass wir im Gremium die richtigen Themen priorisieren und den Dialog mit der Bevölkerung weiter pflegen und ausbauen dürfen.»
Fairer Wahlkampf
Seit 40 Jahren habe sie keine Wahl mehr verloren, verkündet die Gruppierung Waltenschwil / Büelisacker stolz. Der Rückhalt der Gruppierung dürfte beiden geholfen haben. Ebenso wie die eigene gute Vernetzung. «Mein Wahlresultat zeigt, wie unser Dorf funktioniert», sagt die neue Gemeinderätin: «Die Leute sprechen miteinander. Man kennt sich und hört aufeinander.» Erfreut zeigt sich auch Vontobel: «Mit Silke stösst eine äusserst kompetente Fachfrau zum Waltenschwiler Gemeinderatsgremium.» Da sie beide in Waltenschwil aufgewachsen sind, kennen sie sich bereits seit langer Zeit. «Ich schaue mit Vorfreude auf die kommende Zusammenarbeit», so der zukünftige Vizeammann.
Wo jemand gewinnt, müssen andere das Nachsehen haben. In diesem Fall Sacha Wernli. Dabei kann sich seine Zahl von 310 Stimmen – knapp unter dem absoluten Mehr – durchaus sehen lassen. Der junge SVP-Vertreter trägt die Nichtwahl denn auch mit Fassung: «Ich kenne Silke Hägi», teilt er telefonisch aus den Ägypten-Ferien mit, «und ich gönne ihr das.» Schliesslich habe er schon vor dem Wahlsonntag gewusst, dass sie im Dorf sehr gut vernetzt ist. Wie alle anderen hat er erst sehr spät von der Gegenkandidatur erfahren – und habe darauf offen und fair reagiert, wie ihm Silke Hägi attestiert.
Zubler als Ammann bestätigt
Mit 607 Stimmen hat die Waltenschwiler Bevölkerung auch Simon Zubler wieder in den Gemeinderat gewählt – und mit 550 Stimmen als Gemeindeammann bestätigt. 132 Wählende hätten sich Vontobel in dieser Rolle gewünscht. «Ich bin sehr dankbar für das klare Mandat», sagt der alte und neue Ammann. «Auch wenn ich die wenigsten Stimmen der bisherigen Kandidaten erhielt, zählt für mich das Vertrauen, das mir ausgesprochen wurde.» Positiv überrascht habe ihn die grosse Unterstützung aus der Bevölkerung: «Das zeigt, dass unsere Arbeit geschätzt wird.» Bis zum Legislaturende gelte es nun, laufende Projekte sauber abzuschliessen und wichtige Themen für die Zukunft der Gemeinde weiter voranzubringen. «Entsprechende Geschäfte werden an der kommenden Gemeindeversammlung zur Abstimmung gelangen.»
Und was sagt Zubler zu seinem neuen Vize? «Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit Pascal Vontobel – er bringt Erfahrung und eine ruhige, konstruktive Art mit.» Als Stärke des neuen Gemeinderats nennt er die Vielfalt an Hintergründen und Sichtweisen: «Sie erlaubt uns, tragfähige Lösungen zu finden.» Zunächst steht nun die Konstituierung an, das Verteilen der Ressorts. Danach werde es darum gehen, sich als Team mit der neuen Kollegin gut abzustimmen. «Ich freue mich auf die kommende Legislaturperiode und die Zusammenarbeit mit der neuen Kollegin und allen wiedergewählten Kollegen», sagt Simon Zubler. Das zweitbeste Resultat erzielte Christoph Meyer mit 696 Stimmen, gefolgt von Jörg Ackermann (690).
Viele Gratulationen
An der Wahlfeier im Ortsmuseum schellt immer wieder das Telefon von Silke Hägi. Nach der Bekanntgabe der Resultate haben viele angerufen oder ihr schriftlich gratuliert, freut sie sich. Das neue Amt werde sie nach einem Leitsatz antreten, der sie seit frühester Schulzeit begleite: «Luege, lose, laufe.» Und dann kommt sie nochmals auf ihre verspätete Kandidatur zu sprechen, als die Liste der Kandidierenden bereits publiziert war: «Ich finde wirklich, dass eine Frau im Gemeinderat vertreten sein muss.» Zur Verfügung gestellt habe sie sich in der Gewissheit, das nötige Rüstzeug mitzubringen, um mit Unterstützung von Gesamtgemeinderat und Verwaltung zu einem guten Miteinander in Waltenschwil beitragen zu können. Und davon ist offenbar auch die Mehrheit der Wählerinnen und Wähler im Dorf überzeugt.