Dramatisch den Final verpasst
25.11.2025 Sport, RingenAm Ende fehlt ein Punkt
Dramatisches Aus im Halbfinal. Die Ringerstaffel Freiamt kämpft im Rückkampf in Willisau vor 1200 Zuschauern aufopferungsvoll – und schafft beinahe die Sensation. Die Freiämter gewinnen zwar mit 17:16, doch weil man den ...
Am Ende fehlt ein Punkt
Dramatisches Aus im Halbfinal. Die Ringerstaffel Freiamt kämpft im Rückkampf in Willisau vor 1200 Zuschauern aufopferungsvoll – und schafft beinahe die Sensation. Die Freiämter gewinnen zwar mit 17:16, doch weil man den Hinkampf mit 15:17 verlor, ist im Halbfinal trotzdem Endstation. «Ich bin stolz auf dieses Team», sagt Trainer Pascal Strebel. Nun geht es am kommenden Sonntag in Merenschwand im Kampf um die Bronzemedaille gegen Kriessern. --spr
Nationalliga A, Halbfinal-Rückkampf: Trotz Sieg in Willisau (16:17) ist die RS Freiamt aus dem Titelrennen raus
Aufopferungsvoll. Sackstark. Und am Ende gar mit mehr Einzelsiegen als der grosse Favorit Willisau. «Stellt sie auf den Kopf», forderten die Fans. Das gelingt hauchdünn nicht. Das letzte von total 20 Duellen entscheidet den Klassiker zwischen Willisau und Freiamt. Ein Punkt fehlt zur Sensation.
Stefan Sprenger
Eine schräge Szene. Florian Bissig verliert 0:8 gegen Ringer-Oldie George Bucur – und jubelt dennoch ausgelassen Richtung Fans. Der 39-jährige Bucur holt 0:3-Teampunkte für die Freiämter, sichert damit den 16:17-Sieg in der Höhle des Löwen. Und dennoch feiern die Willisauer überschwänglich. Denn es hätte ein 0:4 benötigt, um in den Final einzuziehen und die 15:17-Pleite aus dem Hinkampf wettzumachen. Am Ende fehlt ein einziger, mickriger Punkt für die grosse Überraschung.
Birchler mit Start-Feuerwerk: «Ich bin sehr überrascht»
Um 21.26 Uhr ist es amtlich. Willisau steht zum neunten Mal in Serie im Final. Bei den Freiämtern fliessen Tränen. Trainer Strebel ruft seinen Jungs zu: «Das ist nicht das bessere Team.» Mit ein wenig Abstand meint er: «Sport ist manchmal ungerecht. Jeder dachte, es wird eine klare Sache für Willisau. Doch wir haben gezeigt, dass man mit Willen und Feuer sehr viel erreichen kann.» Die Freiämter holen mehr Einzelsiege (11 zu 9) und zerschellen dennoch am Willisauer Felsen. «Das tut weh. Doch wir dürfen stolz sein auf diese Leistung. Für unsere Zukunft war es enorm wichtig, dass wir Willisau bis aufs Äusserste fordern», so Strebel.
Die Dramaturgie des Abends. 19 Uhr. Kampfstart. Willisau meldet (eher grosszügig) 1200 Fans. Die Stimmung elektrisierend. Und Kevin Birchler geladen. Der Willisauer Routinier Timon Zeder steht ihm im ersten Duell des Abends (57 kg Greco) entgegen. Birchler, 18 Jahre jung, krallt sich in seiner ersten NLA-Saison den knappen Sieg. 1:2-Teampunkte für Freiamt. «Ich hoffte auf einen Exploit von ihm, habe es aber nicht erwartet», so Strebel. Ähnlich geht es Birchler selbst: «Ich war sehr überrascht, dass ich vor dieser bombastischen Kulisse gewinnen konnte. Es hat einfach alles gepasst. Ich glaube an mich und das Team.» Diese Überraschung ist der Zündstoff für noch mehr Glauben aufseiten der Freiämter.
Das Erwachen von Gerasymenko, der vielseitige Bucher
Das nächste Duell ist irgendwie schon vor dem Kampf entschieden. 130 kg, Freistil. Gegen die Willisauer Maschine Samuel Scherrer ist kein Ringerkraut gewachsen. Letzte Woche «opferte» sich der 17-jährige Livian Küng. Nun ist es Felix Zemp (Bruder von Christian Zemp), der sonst im 1.-Liga-Team der Freiämter ringt, der sich Scherrer entgegenstellt. Immerhin wehrt sich Zemp gut und voller Mut, doch Scherrer beendet den Kampf nach etwas mehr als zwei Minuten vorzeitig durch technische Überlegenheit. Nils Leutert wirbelt dann Ilia Terzi (61 kg F) ordentlich durch und siegt abgezockt 0:8 (0:3). Im Duell zwischen Delian Alishahi und dem Freiämter Nikita Gerasymenko (97 kg G) musste man das Schlimmste befürchten. Der Freiamt-Ukrainer geht lethargisch ran, nimmt den Kampf zuerst nicht an. Doch er rappelt sich auf, rackert sich ab und sorgt trotz 5:14-Niederlage für eine Überraschung. Im letzten Duell vor der Pause (65 kg G) tritt der vielseitige Michael Bucher dem Willisauer Jonas Müller entgegen. Und Bucher zeigt sein riesiges gelb-blaues Herz und seine ganze Klasse. Beim 0:6-Erfolg kommt er nie in Bedrängnis. Diese 0:3-Teampunkte sorgen für die Pausenführung der Freiämter (8:9).
Respekt vom Gegner, Gedanken an Ayshkanov
Die Hoffnung lebt – doch erhält einen Dämpfer. Zum Start in den zweiten Durchgang (86 kg F) ist Kimi Käppeli nahe dran am Punktgewinn gegen den Topmann Mansur Mavlaev – doch verliert am Ende vorzeitig 15:0 (4:0). Nino Leutert besiegt erstmals Tobias Portmann (70 kg F). Ganz stark. Mit dem 1:9 (1:3) bringt er die Hoffnung wieder zurück. Marc Weber hungert sich runter – und ackert sich souverän zum 0:3-Sieg gegen Joel Marti (80 kg G). Die Freiämter führten 13:14. Saya Brunner wehrt sich danach mit aller Macht gegen Topringer Michael Portmann (75 kg G). Er gibt früh eine Fünferwertung ab – doch verhindert in extremis das vorzeitige Kampfende. 14:0 für Portmann. 3:0-Teampunkte für Willisau. 16:14 führt das Heimteam. Und der einstige Weltklasse-Ringer George Bucur (39 Jahre alt) benötigt gegen Florian Bissig (75 kg F) einen 0:4-Sieg. Er versucht alles, er geht früh in Führung, doch Bissig wehrt sich stark. Der Willisauer wird erst sehr spät für seinen defensiven Ringstil bestraft. So gewinnt Bucur «nur» 0:8. Das gibt 0:3-Teampunkte. Zu wenig. Die RS Freiamt gewinnt zwar 16:17, doch scheidet dramatisch mit dem Gesamtskore von 33:32 aus. «Wir haben in vielen Kämpfen Punkte geholt, die niemand erwartet hat», lobt Trainer Strebel sein Team. Die Willisauer zollen dem Gegner grossen Respekt. «Knapper hätte es nicht sein können. Freiamt hat uns alles abverlangt und war sehr gut eingestellt», sagt der Willisauer Stefan Reichmuth.
Kriessern, «die harte Nuss»
Die Freiämter scheitern nach aufopferungsvollem Kampf und riesigem Spirit an Favorit Willisau hauchdünn. Und manch einer wird wohl an die umstrittene Sperre von Magomed Ayshkanov denken. Denn eines ist klar: Mit dem Schwergewicht Ayshkanov wäre Willisau gefallen. Präsident Nicola Küng sagt: «Ich bin unfassbar stolz auf das Team. Es war eine aussergewöhnliche Leistung, die niemand für möglich gehalten hätte. Ich bin aber auch leicht genervt, dass es nicht reicht. Und ja, auch an die Sperre von Ayshkanov musste ich denken. Mit ihm hätte es wohl gereicht. Aber es ist, wie es ist.»
Im anderen Halbfinal ist es ebenfalls dramatisch. Einsiedeln setzt sich hauchdünn gegen Kriessern durch. Somit empfangen die Freiämter am nächsten Sonntag (14 Uhr, Merenschwand) Kriessern zum Hinkampf um Bronze. «Das wird eine harte Nuss», sagt Trainer Strebel.




