Drei Anlagen für 5600 Haushalte

  23.09.2022 Wirtschaft

Energiekrise: Roland Eichenberger, Projektleiter der AEW Energie AG, über den Windpark Lindenberg

Aktuell sind es drei Windkraftanlagen, die auf der Aargauer Seite des Lindenbergs erstellt werden sollen. Im Herbst steht die abschliessende kantonale Vorprüfung an. Voraussichtlich im Sommer 2024 wird die Beinwiler Bevölkerung über das Projekt an der «Gmeind» abstimmen. Roland Eichenberger erzählt, wie wichtig die Windenergie ist.

Annemarie Keusch

«Nein.» Roland Eichenberger, Projektleiter der AEW Energie AG, zu der die Windpark Lindenberg AG gehört, sagt das Wort bestimmt. «Die Energiekrise kommt niemandem zugute, auch uns nicht.» Aber natürlich, die aktuelle Situation zeige, das gehandelt werden müsse. «Aufgrund der aktuellen Situation findet eine Umwälzung statt, die ohne Energiekrise wohl langsamer vonstatten gehen würde.» Und Eichenberger fügt an: «Vor der sich zuspitzenden Lage rund um die Energieversorgung ist das Gewicht solcher Projekte grösser geworden.»

Beschleunigt werden sie dadurch aber nicht. Mit dem aktuellen Newsletter informiert die Windpark Lindenberg AG, dass die erste kantonale Vorprüfung abgeschlossen ist. Für Herbst ist die abschliessende Vorprüfung vorgesehen. Im Sommer 2024 soll die Beinwiler Bevölkerung über die Zonenplanänderung und damit über die Realisierung des Windparks entscheiden. «Ein realistisches Ziel», sagt Eichenberger.

Auch im Ausland forciert

Dass Windenergie wichtig ist, ist für den Projektleiter der AEW Energie AG unbestritten. «Wir müssen Kapazitäten finden, um den Ausfall an Stromerzeugung zu ersetzen, etwa im Winter, wenn Wasser- und Solarenergie weniger liefern», betont er. Gerade was Winterstrom betrifft, sei die Windenergie ein wichtiger Faktor. «Wir müssen eine Stromversorgung hinbringen, die das ganze Jahr hindurch funktioniert. Solar- und Windenergie lassen sich optimal kombinieren.» Die aktuelle Situation zeige, was geschieht, wenn in Wintermonaten die Energie knapp wird. «Wir sind gezwungen, kurzfristig wieder auf thermische Kapazitäten zu setzen wie beispielsweise Erdöl. Genau das wäre die Funktion eines Windparks», hält er fest.

Dass dies den Stellenwert der Windenergie zeigt, beobachtet Roland Eichenberger bereits im Ausland. «Allgemein werden die erneuerbaren Energien stark forciert. Aber bis Windparks gebaut werden können, dauert es überall lange.» Dabei wären sie besonders wichtig, etwa um die immer weiter verbreiteten Wärmepumpen mit Strom zu versorgen. «Die verschiedenen erneuerbaren Energien müssen besser zusammenspielen, damit wir die Klimaziele, etwa was die Treibhausgase betrifft, auch nur annähernd erreichen können.» Engpässe mit thermischen Kapazitäten zu überbrücken, das könne nicht der richtige Weg sein.

Neu sind es drei und nicht mehr vier Windkraftanlagen

Einen kleinen Anteil dazu würde laut Eichenberger auch der Windpark auf dem Lindenberg beitragen. Wobei klein der falsche Begriff ist. Mit 25 Gigawattstunden jährlich wird gerechnet. Strom, der für 5600 Haushalte reichen würde. Überhaupt ist es dem Projektleiter der AEW Energie AG wichtig, dass die Modularität nicht verloren geht. «Die erneuerbaren Energien müssen als Gesamtbild betrachtet werden. Oft liegt der Fokus auf dem einen oder anderen Projekt. «Aber wie gesagt, es funktioniert nur, wenn die verschiedenen erneuerbaren Energien zusammen betrachtet werden.»

Das Projekt auf dem Gemeindegebiet von Beinwil hat sich in den letzten Monaten verändert. Während anfänglich vier Windkraftanlagen geplant waren, sind es nach einem Entscheid der Alpgenossenschaft Horben, die eine der Anlagen zu nah an der Alpwirtschaft sahen, noch drei. Die Position dieser wurde nach der ersten kantonalen Vorprüfung seitens leicht verändert. Eichenberger erklärt: «Es war von Anfang an eine Suche nach dem bestmöglichen Kompromiss.» Seit Beginn seien die Bevölkerung, die Behörden und auch die Projektgegner in der Steuergruppe involviert gewesen. Eichenberger spricht von einem intensiven Austausch, auch was die Anordnung der Anlagen betrifft. «Wir haben diese auf Augenhöhe mit allen entwickelt und sind überzeugt, dass das aktuelle Projekt das bestmögliche ist.»

Aufzeigen und aufklären

«Wir glauben an das Projekt», betont Roland Eichenberger. Dieses sei ausgereift. Er spricht von einer effizienten Technologie, die angewandt wird. «Es ist ein Standort, der vergleichsweise viele Möglichkeiten bietet. Aber die Rahmenbedingungen, die äusseren Einflüsse, die Vorgaben sind divers und natürlich alle einzuhalten.» Im aktuellen Newsletter wird beispielsweise der Fledermausschutz thematisiert.

«Es ist ähnlich wie beim Bau einer Umfahrung. Bei jedem Infrastrukturprojekt wirken ganz viele verschiedene Interessen mit ein.» Den bestmöglichen Kompromiss zu suchen, das sei das Ziel und dieses sei im Falle des Windparks Lindenberg aus seiner Sicht erreicht worden. Dass Neues, wie es Windparks nach wie vor sind, zu Fragen führt, ist für Eichenberger nachvollziehbar und verständlich. «Es ist unsere Aufgabe, aufzuzeigen, was die Anlagen können, aber auch was deren Auswirkungen sind. Und das tun wir, äusserst transparent.» Er spricht damit unter anderem die Protokolle aus der Begleitgruppe an, die alle online zugänglich sind. Am Schluss wird der Beinwiler Souverän entscheiden. Für Eichenberger ist klar: «Der Strombedarf steigt und steigt. Es braucht Projekte wie dieses auf dem Lindenberg, um die Versorgung sicherzustellen, gerade im Winter.»

 


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