Druck in all seiner Variation
05.09.2025 Muri, KunstAm Wochenende ist die Druckwerkstatt Zürich zu Gast in der Villa Wild
Hoch- und Tiefdruck – unterschiedlichste Techniken. An der Druckwerkstatt in Zürich widmen sich ganz verschiedene Menschen dieser Kunsttechnik. Von heute Freitag bis am Sonntag zeigen ...
Am Wochenende ist die Druckwerkstatt Zürich zu Gast in der Villa Wild
Hoch- und Tiefdruck – unterschiedlichste Techniken. An der Druckwerkstatt in Zürich widmen sich ganz verschiedene Menschen dieser Kunsttechnik. Von heute Freitag bis am Sonntag zeigen sie ihre vielfältigen Werke in der Villa Wild.
Annemarie Keusch
Mit dem Auto? «Ja, rund 20-mal», sagt Aldo Mozzini. Drucktechniken und -methoden gibt es ganz viele. Da lässt sich die Farbe auch mit einem über die Platte fahrenden Auto auftragen. Und genau das fasziniert ihn. «Der Anfang ist bei vielen ähnlich, aber das, was daraus entsteht, ist an Vielfalt kaum zu überbieten», sagt Mozzini. Er rief die Druckwerkstatt in Zürich einst mit ins Leben, leitete sie viele Jahre und gibt nach wie vor Kurse. Diese Vielfalt, sie wird an diesem Wochenende auch in der Villa Wild ersichtlich. Grösse, Technik, Farblichkeit, Sujets – vergleichbar sind die Serien der Künstlerinnen und Künstler kaum. 15 an der Zahl sind es, die mit ihren Werken die Villa Wild beleben. Fast alle besuchen sie aktuell einen Tiefdruck-Kurs bei Aldo Mozzini.
Künstler und Dozent – Mozzini war und ist beides. «Weil es sich bestens ergänzt. Nur das eine von beiden, das ginge nicht.» Die Drucktechnik hat es ihm seit vielen Jahren angetan. «Es ist das einzige Verfahren, das eine Weiterentwicklung ermöglicht, ohne dass etwas verloren geht», sagt er. Es sei der Werdegang, dem viel Aufmerksamkeit geschenkt werde. Entsprechend sei der Prozess spannend. «Man hinterfragt sich ständig. Was war vorhin besser?», nennt er ein Beispiel.
Eigentlich wollte er aufhören
Seit 1981 unterrichtet Aldo Mozzini. Was zufällig begann, weil jemand für einen Kurs ausfiel, wuchs stetig. Vor elf Jahren ist die Druckwerkstatt Zürich entstanden. «Aus der Not heraus», erzählt er. Vorher unterrichteten er und andere an Hochschulen. Die Kurse für jedermann und jede Frau wurden aber aus den Angeboten gestrichen. «Ich wollte schon ganz damit aufhören», erzählt Mozzini. Es waren Leute aus seinem Umfeld, damalige Kursteilnehmende, die ihn vom Gegenteil überzeugten. Mit anderen gründete er den Verein «Dranbleiben», organisierte weiterhin Kurse. Und eben, seit elf Jahren tut er dies mit der Druckwerkstatt in Zürich Wipkingen.
Aquatinta, Holzschnitt, Monotypie – es sind drei Beispiele für die vielen Techniken, die in der Druckwerkstatt angewendet werden. Verschiedene Kurse gehören zum Angebot, auch Aldo Mozzini leitet einen. Und mit eben diese Kursteilnehmenden stellt er nun in Muri aus. «Es ist unser Ziel, unsere Werke regelmässig öffentlich zu zeigen.»
Kunstinteressierte mit unterschiedlichem Hintergrund
Dass dies in Muri nun möglich wurde, liegt an Andreas Weber. Er ist Kursteilnehmer von Mozzini und war einst Teil des Projekts «Grand Tour Caspar Wolf» in Muri. Von da kennen sich Weber und Ueli Strebel, der die Kunstausstellungen in der Villa Wild organisiert. «Ich war ob der Anfrage sofort begeistert», sagt Strebel. Auch ihn fasziniere die Druckgrafik. «Und ich stellte schnell fest, dass hier ganz viele interessante Leute dabei sind, die interessant denken.» Zudem war auch Mozzini sofort begeistert. «Die kleinen Wände, über drei Stockwerke verteilt und ein so idyllischer Ort. Das passt.»
Heute Freitag, 17 Uhr, findet die Vernissage statt. Die Ausstellung ist heute bis 21 Uhr und morgen Samstag und übermorgen Sonntag, jeweils von 11 bis 18 Uhr geöffnet. «Wir freuen uns zu zeigen, wie vielfältig Druck sein kann.» Und er freut sich, dass die Kursteilnehmenden eine Chance erhalten, ihr Schaffen zu zeigen. Sie sind Neurologen, Lehrerinnen, Informatiker – die Kunst ist ihr gemeinsames Hobby. Viele sind seit Jahren in der Druckwerkstatt dabei. «Alle bringen Ehrgeiz mit», weiss Aldo Mozzini. Vorgaben, mit welcher Technik und auf welches Ziel hin sie arbeiten müssen, gibt er nie. «Viele kommen mit eigenen Ideen, teils schon eigenen Skizzen, und wir besprechen diese miteinander», erzählt er. Technische Unterstützung brauche es jeweils nur anfangs. Mozzini spricht von gegenseitiger Unterstützung, davon, voneinander zu lernen.
Als Team tritt die Druckwerkstatt nun in Muri in der Villa Wild auf. Mozzini kuratiert die Ausstellung zu weiten Teilen, die Kursteilnehmenden helfen mit, organisieren das Buffet, helfen beim Aufbau, definieren den «Hüteplan», damit während der Öffnungszeiten auch immer genug Involvierte vor Ort sind und Auskunft geben können. Übrigens werden dabei auch Werke von Aldo Mozzini selber zu sehen sein. Obwohl der Gewinner des Swiss Art Awards 2019 vor allem für seine Installationen bekannt ist. «Hie und da einen Druck reinzuschmuggeln, das versuche ich bei allen Ausstellungen», meint er und lacht. Wobei seine Bekanntheit ohne das Druckverfahren wohl gar nie in dieser Art möglich gewesen wäre. Ausgezeichnet wurde er nämllich für sein Werk «Quasi Cane». Ein riesiger Hund, den er aus Lappen, die es für den Tiefdruckprozess braucht, anfertigte. «Ich sammelte diese 25 Jahre lang», erzählt er. Das Wischen beim Tiefdruck sei die ähnliche Dynamik wie beim Streicheln eines Hundes. «So entstand die Idee.» Nicht Utensilien des Druckverfahrens, sondern deren Resultate stehen an diesem Wochenende im Zentrum.
Öffnungszeiten der Kunstausstellung in der Villa Wild: Freitag, 17 bis 21 Uhr, Samstag und Sonntag, je 11 bis 18 Uhr.