«Dürfen uns nicht zufrieden geben»
22.07.2025 Sport, HandballDie Wohlerin Seraina Kuratli und das Schweizer U20-Nationalteam beenden die EM auf Rang 18
Acht Spiele, vier Siege, vier Niederlagen und Rang 18 unter 24 Teams. Die U20-Europameisterschaft in Montenegro hätte für das Schweizer Team besser verlaufen können. ...
Die Wohlerin Seraina Kuratli und das Schweizer U20-Nationalteam beenden die EM auf Rang 18
Acht Spiele, vier Siege, vier Niederlagen und Rang 18 unter 24 Teams. Die U20-Europameisterschaft in Montenegro hätte für das Schweizer Team besser verlaufen können. Obwohl die Wohlerin Seraina Kuratli zu den Lichtblicken zählt, blickt auch die Torhüterin mit gemischten Gefühlen auf das Turnier zurück.
Die U20-EM endet für die Schweizerinnen so, wie sie begonnen hat: mit einer knappen Niederlage. Im Platzierungsspiel um Rang 17 und 18 muss sich das Team rund um die Wohlerin Seraine Kuratli mit 23:25 geschlagen geben. Die 18-jährige Torhüterin selbst kann sich keine Vorwürfe machen. Mit 17 Paraden, einem Tor und einer Abwehrquote von 40 Prozent ist sie «Best Playerin» auf Schweizer Seiten.
Für sie ist es nur ein bedingter Trost. Kuratli spielt eine gute EM. In mehreren Spielen kann sie eine zweistellige Anzahl Paraden und eine Abwehrquote von rund 40 Prozent und mehr vorweisen. Auf der Homepage des Schweizer Handballverbandes wird sie so gut wie nach jeder Partie des Turniers positiv hervorgehoben. Meist folgt auf das Lob für die Wohlerin jedoch ein «aber» mit Hinweis darauf, dass trotz ihrer Leistungen eine Niederlage nicht verhindert werden konnte. Mit vier Siegen und vier Niederlagen liest sich die Bilanz zwar ausgeglichen, doch da zu Beginn des Turniers viele Spiele verloren wurden, zeichnete sich schnell ab, dass das Team keine Topplatzierung erreichen wird. Mit Rang 18 ist Kuratli dementsprechend unzufrieden. «Es gab Spiele, in denen wir viele technische Fehler gemacht haben und mit Gegenstössen bestraft wurden», erzählt sie. «Bei einigen Spielerinnen war über das gesamte Turnier eine sehr positive Entwicklung zu sehen. Aber uns fehlte vor allem in den ersten Spielen der kühle Kopf und die Konsequenz. So kann ich mit Leistung und Platzierung nicht zufrieden sein und denke, dass sich der ganze Verband damit nicht zufrieden geben darf.»
Das Auftaktduell war die Knacknuss
Ihre eigenen Auftritte sieht sie grösstenteils positiv, nimmt sich aber aus der Kritik nicht raus. «Ich konnte eine sehr konstante Leistung abrufen und viele gute Akzente setzen. Aber ich hätte mir gewünscht, dass ich in manchen Phasen des Turniers ruhiger geblieben wäre. Besonders in den ersten drei Spielen.» Das Auftaktduell gegen Serbien, das mit 22:27 verloren wurde, sieht die Wohlerin nämlich als Knackpunkt an. «Wenn wir in diesem Spiel unsere Chancen vor dem Tor genutzt hätten, dann wäre der Turnierverlauf ein ganz anderer gewesen. Deshalb bleibt mir diese Partie auch in spezieller Erinnerung.» Aus ihrer Sicht ist jedes Spiel an so einem Turnier ein besonderes, «aber die Partie gegen Serbien hat den ganzen Turnierverlauf beeinflusst und war sehr entscheidend.» Und obwohl sie auch gegen Serbien mit 13 Paraden brillieren konnte, ist sie mit sich selbst in diesem Fall weniger zufrieden. «Ich hätte mich in den ersten paar Spielen stärker auf mich fokussieren müssen. Stattdessen habe ich mich über die Leistung des Teams im Angriff aufgeregt und meinen Job zu wenig gut erledigt. Immerhin konnte ich dieses Verhalten nach den ersten drei Spielen abstellen. Auf diese persönliche Entwicklung bin ich stolz.»
Kurzes Durchatmen vor Trainingsstart
Kuratli war an der Heim-EM 2024 bereits im Kader des A-Nationalteams und hat offensichtlich an sich selbst höhere Erwartungen als an weniger routinierte Teamkolleginnen. Sie nimmt ihre Mitspielerinnen in Schutz. «Viele Fehler waren der Tatsache geschuldet, dass das Team nicht besonders gut eingespielt war und das Kader schmal. Die Berichte lesen sichso, als wäre ich von den Vorderleuten in Stich gelassen worden. Das war nicht so. Sie haben alles gegeben und mir in einigen Spielen meinen Job im Tor sehr einfach gemacht. Aber oft gerieten wir in Situationen, wo mir meine Teamkolleginnen nicht besser helfen konnten.»
Das Turnier endet mit gemischten Gefühlen für Seraina Kuratli. Sie hofft, dass alle Beteiligten aus den Erfahrungen lernen können. Zunächst einmal darf sie aber paar Tage durchatmen, ehe sie am nächsten Montag wieder in den Trainingsbetrieb bei GC Amicitia einsteigt. --jl