Ein Dorf wandelt sich zum Markt
17.11.2023 Jonen, KelleramtAm Samstag, 25. November, findet in Jonen der erste «Garagen- und Flohmarkt-Verkauf» statt
Es ist ein Anlass der besonderen Art: Im ganzen Gemeindegebiet öffnen am nächsten Wochenende die Einwohnerinnen und Einwohner ihre Häuser, um gebrauchte ...
Am Samstag, 25. November, findet in Jonen der erste «Garagen- und Flohmarkt-Verkauf» statt
Es ist ein Anlass der besonderen Art: Im ganzen Gemeindegebiet öffnen am nächsten Wochenende die Einwohnerinnen und Einwohner ihre Häuser, um gebrauchte Gegenstände oder Neuwaren zu verkaufen. Organisiert hat diesen Dorf-Flohmarkt Marguerite Weber Bless – im Alleingang.
Celeste Blanc
Manchmal sind es die ganz spontanen Ideen, die Grundlage von originellen Anlässen bilden. So auch in Jonen und dem Vorhaben von Marguerite Weber Bless. Als ihre Schwester Elisabeth, auch in Jonen wohnhaft, meinte, sie würde einen Garagenverkauf bei sich auf die Beine stellen, kam Weber Bless der zündende Gedanke: «Wieso involvieren wir da nicht gleich das ganze Dorf?»
Gesagt, getan. Innerhalb von wenigen Tagen war der Aufruf im «Amtlichen Anzeiger» zu lesen. Kurz darauf flatterten die ersten Anmeldungen ins Haus. Und Weber Bless ist überrascht: Insgesamt partizipieren 25 Haushalte, die sich über das ganze Gemeindegebiet bis hoch ins Litzi verteilen.
Originelles Konzept
Vor allem die Einfachheit des Konzepts und der Organisation macht den Anlass so originell: Alle, die Lust haben, dürfen ihre Garage öffnen oder vor dem Haus die Ware für den Verkauf anbieten. Für den Stand ist man selber verantwortlich, Kosten entstehen keine für die Betreibenden. Das war Weber Bless wichtig. «Schliesslich schaut jeder für sich. Ich organisiere nur die Informationen und die Dorfkarte, die im Internet abgerufen werden kann.» Die Kosten für die Werbung trägt sie selber. «Das mache ich gern und es ist nicht so viel.»
Dass sich bei der Premiere des «Garagen- und Flohmarktes» gleich 25 Haushalte melden würden, verzeichnet die Organisatorin als grossen Erfolg. «Die Mindestanzahl für die Durchführung hatte ich auf zehn gesetzt. Innerhalb weniger Tage waren es aber schon viel mehr», erzählt sie und ergänzt lachend, dass die angegebene Zeit von 11 bis 15 Uhr jetzt wohl doch nicht reichen wird. «Da bin ich von meinem eigenen Erfolg überrannt worden», lacht sie. Deshalb dürfe jeder und jede nun selber entscheiden, ob sie ihren Stand noch länger offen haben wollen. Und für Weber Bless, die eigentlich bei allen Teilnehmenden persönlich vorbeischauen wollte, bedeutet das nun, sich entscheiden zu müssen. «Da ich selber einen Stand betreibe, schaue ich, wo ich zwischendurch zu Fuss hinkomme.» Auch Weber Bless führt in ihrer Strasse «Im Chäppeli» einen Stand: Ihr Mann ist Hobby-Drechsler und wird am Flohmarkt die Arbeit an der Werkbank präsentieren, während die Organisatorin selbst gestaltete Karten mit Fotografien aus der Natur verkauft.
Spaziergang durchs Dorf
Auch das Angebot, das am ersten «Garagen- und Flohmarkt» feilgeboten wird, ist überraschend vielfältig. So ist an den Ständen teilweise Spezifisches erhältlich, etwa Vasen und Kerzenhalter, Antiquitäten, Wohndekoration, Werkzeuge, Kunstobjekte aus Mosaik oder winterharte Pflanzen. Wiederum gibt es klassische Flohmarktstände, die Verschiedenes verkaufen oder aber auch Neuwarenangebote, etwa Tupperware zum reduzierten Preis. «Obwohl es keine Anforderung war, offerieren einzelne Stände noch eine Verpflegung», erzählt Weber Bless. «Es ist schön, dass sich eine solche Eigendynamik entwickelt hat.»
Da die Standpunkte im ganzen Dorf verteilt sind, lädt der «Garagen- und Flohmarkt» auch zum Spaziergang durch das Dorf ein. Vom Dorfeingang «Im Chäppeli» und «Radmühle» über «Ruetig», «Baumgarten», das Zentrum, «Pfäffler» bis hoch ins «Litzi», wo gleich drei Häuser ihre Türen öffnen, kann man nach Lust und Laune überall vorbeischauen. Zur Orientierung hängt Weber Bless an Busstationen Pläne auf. Diese haben einen QR-Code, der beim Scannen mit dem Telefon die Karte mit den Adressen als PDF-Datei aufs Handy lädt.
Anlass bringt das Dorf zusammen
Die spontane Idee, sie ist zum Erfolg geworden. Das kennt Marguerite Weber Bless bereits von der «Künstlerund Hobbyausstellung», die sie im vorletzten Jahr für das Dorf organisiert hat. Damals kamen zahlreiche Kunstschaffende sowie Bastel-Enthusiasten aus Jonen zusammen, um ihre Objekte zu präsentieren und anzubieten. «Vieles passiert bei mir spontan. Und hat sich die Idee dann festgesetzt, muss ich sie umsetzen», lacht Weber Bless.
Seit sie 1980 ins Kelleramt gezogen ist, engagiert sie sich in verschiedenen Arten für das Dorf, war lange im Vorstand der Frauenriege, in der ehemaligen Kulturkommission tätig und schrieb an der Dorfchronik mit. «Ich liebe es zu organisieren und habe das auch im Blut», meint die Jonerin, die bis zu ihrer Pensionierung vor fünf Jahren Infrastrukturverantwortliche für 40 Arbeitsplätze an der höheren Fachschule Agogis war. Idee anpacken, realisieren und alles organisieren – Weber Bless ist eine Macherin. Nun hofft sie, dass sich die Jonerinen und Joner an diesem doch einzigartigen Flohmarkt auf den Weg machen. Denn: «Es ist eine gute Gelegenheit, sich auszutauschen und zu begegnen. Vor allem die vielen Neuzugezogenen können so die Menschen im Dorf kennenlernen.»
Informationen zu den Standorten und den Ständen sind auf https://qrco.de/beXbA3 zu finden.