Ein Erfolg auf der ganzen Linie
05.08.2025 MuriGanzen Tag lang gefeiert
Bundesfeier in Muri in neuem Gewand
Lampionbasteln, Jassturnier, Brunch, musikalische Unterhaltung, Bratwurst, Feuer – und natürlich Ansprachen. Die Bundesfeier in Muri vereint alles, was traditionell mit diesem Anlass ...
Ganzen Tag lang gefeiert
Bundesfeier in Muri in neuem Gewand
Lampionbasteln, Jassturnier, Brunch, musikalische Unterhaltung, Bratwurst, Feuer – und natürlich Ansprachen. Die Bundesfeier in Muri vereint alles, was traditionell mit diesem Anlass verbunden ist. Der Verein «Murianer 1. August» stellte den Grossanlass mit rund 50 Helferinnen und Helfern auf die Beine. Bis zu 600 Murianerinnen und Murianer kamen. Und die Redner Finn Neiger und Verena Wigger begeisterten mit ihren Ansprachen. --ake
Der neu gegründete Verein «Murianer 1. August» organisierte erstmals die Bundesfeier – ganztägig
Die Leute kamen. Ob am Morgen zum Brunch oder zum Gottesdienst, oder abends für die Ansprachen und den Lampionumzug. Die neue, grosse Bundesfeier kommt an bei der Bevölkerung. Und auch die beiden Redner Verena Wigger und Finn Neiger überzeugen.
Annemarie Keusch
Im überdimensionalen Sandkasten herrscht immer reger Betrieb. Die Warteschlange für das Abholen der Gratiswurst wächst bisweilen quer über den Platz an. Der Brunch in der Pflegi ist ausverkauft. Und auch abends im Festzelt sind die Sitzplätze schnell bezogen. «Wir freuen uns riesig», sagt Daniel Strub, Vereinspräsident und Mitinitiant der neu aufgegleisten Bundesfeier. «Wir wussten nicht, ob der neue Grossanlass mitten in den Sommerferien und bei sehr unsicherer, nasser und eher kühler Wetterlage ausreichend Beachtung finden würde», sagt er. Dass die Angst unbegründet war, zeigte sich an diesem Tag immer wieder. Etwa beim Blick durch die Klosterkirche am Vormittag. Über 120 Leute wohnten dem ökumenischen Gottesdienst bei. Oder beim Besuch des Kinderplauschs, wo rund hundert Lampions gebastelt wurden. In einem Umzug präsentierten die Kinder ihre Kunstwerke nach Einbruch der Dunkelheit.
Ob beim Jassturnier, beim Auftritt der «Örgelichutzen» oder bei der musikalischen Unterhaltung der Formation «Total Allenspach» – das Festzelt war den ganzen Nachmittag und Abend über gut gefüllt. Ausser abends, als sich viele Besucherinnen und Besucher rund um das grosse Feuer versammelten. Das Feuer, es war einer der Gründe, weshalb sich die Initianten eine andere Bundesfeier wünschten. Und es war der Hauptgrund, weshalb die Feier bei der neuen Trainingshalle in der Bachmatten stattfand und nicht mehr auf dem Klosterhof. «Weil hier eben ein grosses Feuer möglich ist und gefahrenlos Feuerwerk abgebrannt werden kann», sagt Strub.
Rund 600 Besucher
Über 50 Helferinnen und Helfer waren im Einsatz, um den Anlass zu stemmen. «Ihnen gebührt ein riesiger Dank», sagt Daniel Strub. Vom Aufbau bis zum Abbau und natürlich am Festtag selbst waren alle mit viel Einsatz dabei. «Sodass am Nachmittag des 2. August vom Grossanlass mit geschätzt rund 600 Besucherinnen und Besuchern auf den ganzen Tag verteilt nur noch ein rauchendes Häufchen Asche zurückgeblieben ist.»
Eine traditionelle Bundesfeier mit allem, was dazugehört, das wünschten sich die Organisatoren. Dazu gehört auch eine Festansprache. Zwei Einheimische – jemand aus der ersten und jemand aus der zweiten Lebenshälfte – das ist das Konzept. Als «Test» bezeichnete es Strub. Und nach den Reden lässt sich sagen: «Test geglückt.»
Vorurteile über den Haufen werfen
Finn Neiger, Jahrgang 2005, Informatiker und Vorstandsmitglied der Juso Aargau, stellte seine Rede unter den Titel «Zusammenhalt dank Vielfalt». Dabei erzählte er von seiner ehemaligen Klasse an der Informatik-Mittelschule in Aarau. Beim ersten Blick auf die Klassenliste sei ihm aufgefallen, dass ganz viele Namen auf Migrationshintergrund deuten lassen. Einer fiel auf. Ein typisch schweizerischer Name und Wohnort Oberrüti.
Am ersten Schultag stellte sich heraus, dass hinter genau jenem Namen ein junger Mann mit amerikanischen und vietnamesischen Wurzeln steckt. Stattdessen sei ein gläubiger Muslim nun einer jener, die in der Schweizer Armee dienen. «Die vielen Kulturen haben uns bereichert und wir konnten vieles voneinander lernen», ist Neigers Fazit. Trotz unterschiedlicher Herkünfte sei die Klasse zu einer Einheit verwachsen.
Aufeinander zugehen, voneinander lernen
Vorurteile – Neiger weiss, dass es sie gibt. «Auch bei uns Jungen. Aber für uns ist es völlig normal, mit verschiedensten Kulturen in Kontakt zu treten. Das ist etwas, was ich mir für die ganze Schweiz in der Zukunft noch viel mehr wünschen würde.» Um miteinander die Zukunft zu gestalten, müssten nicht alle gleich sein. «Schauen Sie einander an. Vielleicht ist es ein anderes Geschlecht, vielleicht ein anderes Alter. Eine andere Hautfarbe. Wir sind alle unterschiedlich.» Wichtig seien gemeinsame Ziele und der gegenseitige Respekt. «In meiner Schulzeit habe ich erfahren, wie viel es einem bringen kann, wenn man einander zuhört, aufeinander eingeht. Wir müssen einander nicht immer zustimmen, aber einander zuhören», betonte Neiger. Solidarität und Zusammenhalt dank Vielfalt – das bringe die Gesellschaft und die Menschen weiter. «Das ist eine der Stärken unserer Schweiz.» Die verschiedenen Landessprachen mit ihren Kulturen sind ein Beispiel dafür. Darum ist Finn Neigers Fazit: «Heimat ist nicht. Heimat entsteht, wo Menschen sich zusammenfinden.»
Menschen und Erlebnisse machen Heimat aus
Diese Heimat stellte auch Verena Wigger ins Zentrum ihrer Ansprache. Seit 40 Jahren ist die Redaktorin als «Lotty» mit ihren Schnitzelbänken an der Murianer Fasnacht unterwegs. Laut Duden sei Heimat ein Gefühl, wenn man die Gegend, in der man geboren wurde, mit Verbundenheit verflechte. Für sie sei Muri Heimat. «Die Menschen, das Dorf und die Erlebnisse, die wir teilen. Muri sei der Ort, wo sie nicht nur die Häuser und die Strassen kenne, sondern auch wisse, wer dort wohne und in welcher Beziehung die Menschen zueinander stehen. «Egal ob bekannt oder unbekannt, ob Freund oder noch nicht – einander auf ein Wort, einen Blick oder ein Gespräch zu treffen, das ist für mich Heimat.» Da dürfe es auch einmal ein hitziges Wortgefecht geben. «Aber das Gegenüber wird respektiert.»
Schliesslich machen alle miteinander das Dorf aus. Der «Dörfler-Amme», der immer wieder seine Stimme erhob. Die Bäuerin, die 16 Jahre im Gemeinderat mitwirkte. Der Ukulele-Spieler mit seiner grossen Liebe zum Garten. Die Kirchenpflegerin, die sich für Menschen einsetzt, die als Flüchtlinge nach Muri kamen. Apropos Flüchtlinge. Eines Abends besuchte Wigger beruflich einen interkulturellen Abend. Drei Frauen sprachen über ihre Heimat, wie sie verfolgt, bedroht, ausgegrenzt wurden. «Keine 500 Meter davon entfernt feierte Muri an diesem Abend Fasnacht. Soll ich mich jetzt schämen, weil ich in einem so schönen, sicheren Land lebe?» Sie ging trotzdem noch an die Fasnacht. «Im Bewusstsein und im tiefen Vertrauen, hier zu Hause zu sein. In welchem Paradies wir auch leben.» Das bringe sie immer wieder zum Staunen. «Wann seid ihr zuletzt staunend durch Muri spaziert? Etwa weil ihr erfahren habt, dass der vermeintliche Marmor in der Klosterkirche wunderbar bemaltes Holz ist? Oder weil ihr die Vorderweystrasse hinaufspaziert, zurückblickt und erkennt, an welch schönem Ort wir leben?» Heimat sei für sie aber auch Raum, wo sie sich engagiere. «Auch wenn das aktuell nicht im Trend liegt. Dabei macht freiwilliges Engagement viel Spass und schafft Erinnerungen.»
Verein soll wachsen
Die erste gross aufgezogene Bundesfeier, sie war mehr als erfolgreich. Für mindestens drei Jahre haben sich die Veranstalter verpflichtet, den Anlass zu organisieren. Dafür muss der Verein laut Präsident Daniel Strub wachsen, mehr Mitglieder und Helferinnen und Helfer sollen dazukommen.
Mehr Informationen zum Verein: www.nationalfeiertag-muri.ch