«Ein Geschenk»
28.07.2023 MuriStimmen zur Premiere des Freilichttheaters «Amerika»
Lang anhaltender Applaus, stehende Ovationen, unaufhörliches Lob. Die Premiere von «Amerika» hat das Publikum bewegt – von der Fussballerin über die Kommunalpolitiker und den ...
Stimmen zur Premiere des Freilichttheaters «Amerika»
Lang anhaltender Applaus, stehende Ovationen, unaufhörliches Lob. Die Premiere von «Amerika» hat das Publikum bewegt – von der Fussballerin über die Kommunalpolitiker und den Murikultur-Präsidenten bis hin zum Zirkusleiter. Und auch Theaterautor Christoph Zurfluh erlebte einen emotionalen Abend.
Annemarie Keusch
Eigentlich sagen sie alle dasselbe. Alle drücken sie Bewunderung aus für das, was während sechs langen Jahren erarbeitet und nun erstmals aufgeführt wurde: das Freilichttheater «Amerika». Die Geschichte über die Auswanderung in das gelobte Land. Die Geschichte, in der das fiktiv erzählt wird, was sich damals wirklich ereignete. Auch in Muri. Sie hiessen Stierli, Stöckli, Laubacher, Strebel, Winiger – so wie die Murianer Geschlechter heute noch lauten. Das Premierenpublikum ist durchwegs begeistert, auch die bekannten Gesichter darunter. Und diese gab es zuhauf. Komiker Peach Weber verfolgte das Theater genauso wie Sängerin Sina, Fussballerin Alayah Pilgrim, Zirkusleiter Johannes Muntwyler oder diverse Vertreterinnen und Vertreter aus der lokalen und regionalen Politik.
Ganz spontan entschied sich die Murianer Fussballerin Alayah Pilgrim für einen Premierenbesuch. «Wir spazierten vorbei und wurden neugierig», sagt sie. Dass es überhaupt noch freie Plätze gab, war grosses Glück. «Wir durften auf den Rollstuhlplätzen sitzen, weil diese an diesem Abend nicht besetzt waren», erzählt sie. Und wie hat die FCZ-Spielerin das Theater erlebt. «Es war sehr toll, eindrücklich», sagt sie. Und ihre Mutter ergänzt: «Dass so etwas hier in Muri geboten wird, ist grandios.» Sie hätten nicht gewusst, dass sich hier im Freiamt solch tragische Geschichten ereignet haben. «Zum Glück spazierten wir heute hier vorbei und durften einen wunderschönen Abend geniessen.»
«Extrem berührter» Johannes Muntwyler
Gewusst um die Auswanderungen nach Amerika und trotzdem überrascht von deren Tragik war Zirkusleiter Johannes Muntwyler. «Wie dies ablief, hat mich schockiert», gesteht der Wohler. Allgemein sei es ein Abend voller Emotionen gewesen. «Ich bin sehr berührt.» Die Geschichte sei wunderbar umgesetzt. «Dass so etwas im Freiamt möglich ist, ist ein grosses Geschenk.»
Eindrücklich, nachdenklich – so beschreibt Milly Stöckli, Vizepräsidentin der Gemeinde Muri, ihre Emotionen nach der «Amerika»-Premiere. Und auch ihr Mann Erwin sagt: «So in etwa muss es hier wirklich gewesen sein. Tragisch, aber bisweilen auch komisch. Das Theater ist realistisch inszeniert, das gefällt mir.» Speziell ist es für die beiden auch, weil ihr Nachname oft vorkommt. Rückkehrer Josef Joe Stöckli heisst wie sie. Zudem lösen die Murianer Geschlechter bei ihnen automatisch Assoziationen zu heute hier lebenden Stierlis, Laubachers, Winigers oder Freys aus. «Es berührt uns deswegen vielleicht fast noch ein wenig mehr.»
Zwischen Tiefgang und Unterhaltung
Von einer grossartigen Premiere mit magischen Momenten spricht Robert Häfner, Stiftungsratspräsident von Murikultur. «Traurig und lustig zugleich, so menschlich wie das Leben eben ist», kommentiert er das Gesehene. Dass das gesamte Team das Projekt trotz zweimaliger pandemiebedingter Verschiebung durchgezogen habe, sei grossartig. «Das zeugt von grosser Begeisterung für das Theater und einem besonderen Spirit innerhalb der Gruppe.»
Diesen spürte auch Gemeindepräsident Hans-Peter Budmiger. «Es passt einfach alles. Die Story, die Umsetzung, das Ensemble, der Spirit, die Dosierung zwischen Unterhaltung und Tiefgang», betont er. Die begleitende Ausstellung ist für ihn ein wichtiger Teil des Gesamtwerks. Zum Premierenabend sagt er: «Es war grossartig, mit teilweise fast schon magischen Zügen.» Er sei sehr gerührt und als Gemeindepräsident sehr glücklich, dass ein solches Projekt in Muri realisiert werden konnte. «Und erst noch mitten im Dorf. Ich bin allen Menschen dankbar, die mitgezogen und mitgeholfen haben sowie mitgegangen sind und dank denen das entstehen konnte, in dessen Genuss das Publikum nun kommt.» Für Budmiger ist klar, dass es an den nächsten 17 Aufführungen noch so manchen magischen Moment geben wird.
Werk einer ganzen Region
So sieht es auch Christoph Zurfluh, Autor von «Amerika»: «Ich bin begeistert von der Leistung des Ensembles. Es strahlt eine ansteckende Spielfreude aus und schafft eine ganz spezielle Atmosphäre.» Besonders viel Freude haben ihm die Kinder gemacht. «Sie sind einfach der Hammer und geben dem Stück eine Extraportion Emotion.» Dass es gelungen ist, das Publikum mit «Amerika» zu berühren, freut ihn. Noch mehr aber betont Zurfluh: «Wir schreiben im Programmheft, dass ‹Amerika› das Werk einer ganzen Region ist. Genau das habe ich am Ende des Abends gefühlt. Und damit verbunden: viel Dankbarkeit.»
Begeisterung, Anerkennung – hüben wie drüben lobende Worte. Nicht nur für Zurfluh, für das ganze Team, vom Regisseur und Ensemble über die Musiker bis hin zur Lichttechnik, für sie alle muss dieser Abend, diese Reaktion auf das, was in den letzten sechs Jahren erarbeitet wurde, eine Wohltat gewesen sein. Dass das Publikum derart lange applaudiert, ist das eine, dass es danach noch bis weit in die Nacht hinein blieb, für Gespräche, für Austausch, für Gemütlichkeit, ist ein anderes, nicht weniger geltendes Indiz.