Ein Herzensprojekt
17.04.2025 Region Bremgarten, KüntenPro-Reusssteg-Komitee wirbt für ein Ja zum Reusssteg
Soll ein Projektierungskredit für einen Steg über die Reuss zwischen Fischbach-Göslikon und Künten angenommen werden? Am Sonntag, 18. Mai, entscheiden die Künter Stimmberechtigten genau ...
Pro-Reusssteg-Komitee wirbt für ein Ja zum Reusssteg
Soll ein Projektierungskredit für einen Steg über die Reuss zwischen Fischbach-Göslikon und Künten angenommen werden? Am Sonntag, 18. Mai, entscheiden die Künter Stimmberechtigten genau darüber. Ein Pro-Komitee um zwei ehemalige Ammänner und einen ehemaligen Vizeammann werben für ein «Ja» an der Urne.
Roger Wetli
«Es ist ein Herzensprojekt», erklären die ehemaligen Künter Ammänner Enrico Carfora und Werner Fischer sowie der ehemalige Vizeammann Markus Staubli. Sie betonen: «Die Bewohner von Künten und Fischbach-Göslikon wurden in den bisherigen zehn Jahren in dieses Projekt immer wieder einbezogen. Wir durften deshalb stets davon ausgehen, dass der Steg von einer grossen Mehrheit getragen wird. Ein umstrittenes Projekt wäre nie von den beiden Gemeinden mit so viel Arbeitsaufwand für sehr viele Beteiligte gestartet worden.» Markus Staubli erinnert sich: «Über den Auftrag für die Vorstudie zum Preis von 35 000 Franken haben die Gemeinderäte der beiden Ortschaften abstimmen lassen, obwohl der Betrag in der Kompetenzsumme des Rates lag. Wir taten es aber, um die Bevölkerung von Anfang an einzubinden.» An den Gemeindeversammlungen im letzten Herbst stimmten dem Projektierungskredit für den Reusssteg beide Gemeinden mit grossem Mehr zu. In Künten wurde dagegen anschliessend das Referendum ergriffen. «Dies mitgetrieben von einem nicht ortsansässigen Verhinderer», betonen die drei.
Teil eines Gesamtkonzepts
Die drei ehemaligen Gemeinderäte gehören zu den Urhebern des Reussstegprojektes: «Die Idee stammt aus Künten. Fischbach-Göslikon hat sie gerne aufgenommen», weiss Werner Fischer. «Der Reusssteg würde nicht nur für Wanderer neue Ganzjahresverbindungen nach Ost/West öffnen, sondern auch den zwei bestehenden Schulverbänden zwischen Künten, Stetten, Niederwil und Fischbach-Göslikon neue Optionen ermöglichen. So wurde es eine gemeinsame Sache.» Markus Staubli erinnert sich gut: «In meiner ersten Amtsperiode war es das erste Projekt, das ich betreute. Es ging um die touristische Erschliessung von Sulz.» Auslöser sei der Sanierungsbedarf des Kirchwegs gewesen. «Wir mussten uns überlegen, wie Bewohner und Besucher nach Sulz kommen.» Neben der umgesetzten Strassensanierung seien die neu geschaffenen Parkplätze bei der ehemaligen Kläranlage und das Einbahnregime von Sulz Teile des Projekts. «Von Letzterem profitieren die Sulzer Einwohner stark, weil jetzt nicht mehr beim Kreuzen auf ihre Vorplätze, oder über den Strassenrand ausgewichen werden muss. Der Reusssteg bildet jetzt den Abschluss dieser Erschliessung», spannt Staubli den Bogen.
Werner Fischer betont, dass dieser Steg auch im Regionalplanungsverband abgesprochen und durch den Kanton abgesegnet sei. «Und dies trotz sehr hohem Schutzstatus und baulichen Anforderungen in diesem Gebiet. Wir mussten sehr gute Argumente bringen.» Der Kanton und die eingebundenen Naturschutzverbände hätten nach langen aufwendigen Evolutionen anerkannt, dass der Steg nur am vorgesehenen Standort gebaut werden könne. «Zudem bewarben wir uns früh erfolgreich um Gelder aus der Agglomerationsförderung des Bundes», so Fischer.
Wichtig ist den drei ehemaligen Gemeinderatsmitgliedern auch, dass ein möglicher Reusssteg mit dem Campingplatz, dem Restaurant Fahr in Sulz, der damaligen Rohrhof-Besenbeiz und dem Fähriverein abgesprochen und von diesen auch befürwortet worden sei. «Wir gehen davon aus, dass der Fährbetrieb durch den Reusssteg profitiert», so Markus Staubli. «Die Reussüberquerung mit der Fähre ist komplementär und eine wichtige Attraktion. Leider gibt es einen Fährbetrieb nur an 40 bis 60 Tagen im Jahr, an schönen Wochenenden. Mit dem Fussgängersteg wäre dagegen an 365 Tagen pro Jahr eine Reussüberquerung möglich.» Das langfristige Bestehen des Fährivereins werde nicht durch einen Steg bedroht, sondern hänge stark davon ab, wie lange noch genügend Fährleute gefunden werden könnten, die dafür ihre Freizeit einsetzen und die nötige Bootsprüfung hätten.
Personen aus anderen Dörfern willkommen heissen
Werner Fischer glaubt nicht, dass der Steg zusätzliche motorisierte Besucher in die Reussebene locken könnte. «Ein Steg ist keine Attraktion. Aber es wird aufgrund des Bevölkerungswachstums sicher mehr Leute an der Reuss geben. Diese lenken wir bereits mit dem Parkplatz bei der ehemaligen Kläranlage.» Sei dieser voll besetzt, müssten Besucher mit dem Auto wieder gehen, weil die Rechtsgrundlage, um Wildparkierer zu büssen, in Kraft sei. Markus Staubli ergänzt: «Ich wohne selbst in Sulz und besuche auch andere Naherholungsgebiete. Wieso sollen Leute aus anderen Dörfern nicht auch zu uns kommen dürfen?»
Werner Fischer weiss, dass die anfangs budgetierten Kosten für einen Reusssteg nun höher werden. «In der nun zehn Jahre dauernden Planungsphase schlägt die aufgelaufene Teuerung zu Buche. Zudem gab es Auflagen an der ursprünglich geplanten Steglänge und -breite, was ebenfalls zu Mehrkosten führte. Er bleibt aber für Künten absolut bezahlbar.» So sei bei den zirka 800 000 Franken der von Künten zu zahlenden Erstellungskosten für die jährlichen Abschreibungen nur rund ein halbes Steuerprozent nötig. «Der Unterhaltsaufwand wird zudem überschaubar sein», schaut Fischer voraus.
Vor 120 Jahren versprochen
Das Trio hofft jetzt auf einen fairen Abstimmungskampf. «Vor der Gemeindeversammlung wurde ein Flugblatt gegen den Steg von anonymen Absendern in alle Künter Haushalte verteilt. Dieses Verhalten verurteilen wir.» Trotzdem habe eine grosse Mehrheit an der Gemeindeversammlung wiederum für den Steg votiert. Deshalb ergänzt Enrico Carfora: «Wir glauben, dass eine Mehrheit der Künter Stimmbevölkerung für einen Reusssteg ist. Schliesslich haben sie bisher dazu immer wieder grossmehrheitlich Ja gesagt. Wichtig ist, dass diese Mehrheit jetzt auch an der Abstimmung teilnimmt. Ich möchte verhindern, dass ein schweigender Teil der Bevölkerung von einer lauten Gegnerschaft überstimmt wird.»
Markus Staubli fände es schön, wenn der Brückenschlag Realität werden könnte. «Es sind so viele Überlegungen in diesem Projekt drin», betont er. Staubli gibt zu bedenken: «Der Reusssteg ist ein 120-jähriges Versprechen des Kantons. Damals war in Künten im Zuge der Reusstalkorrektur eine voll ausgebaute Verbindungsstrasse geplant. Diese kam nicht, dafür wurde ein provisorischer Fährbetrieb eingeführt.» Er lacht: «Der jetzt geplante Fussgängersteg wird sich im Vergleich zum Kantonsversprechen deutlich harmonischer in die Landschaft integrieren.»