Ein Lichtblick für die Ärmsten
14.10.2025 Region Oberfreiamt, MerenschwandUnerwartete Freude bereiten
Monika Stirnimann überrascht Kinder im Osten
Das Prinzip ist einfach: In der reichen Schweiz werden gleich grosse Überraschungspäckli vorbereitet, die in Moldawien Freude bereiten sollen. Rund 4000 Pakete waren ...
Unerwartete Freude bereiten
Monika Stirnimann überrascht Kinder im Osten
Das Prinzip ist einfach: In der reichen Schweiz werden gleich grosse Überraschungspäckli vorbereitet, die in Moldawien Freude bereiten sollen. Rund 4000 Pakete waren es letztes Jahr. Unter den 55 Sammelstellen schweizweit war auch Merenschwand – der Wohnort der Familie Stirnimann. 40 Pakete sammelte Monika Stirnimann im letzten Jahr. «Aktuell mangelt es vor allem an Schulmaterial», verrät sie. Dagegen sei der Bedarf an Plüschtieren derzeit gedeckt. Damit die Pakete Anfang Dezember in Moldawien sind, treten sie im November ihre Reise an. --red
Monika Stirnimann engagiert sich für die Aktion «Pack es Päckli»
Schon zweimal war sie bei der Verteilung in Moldawien selbst dabei. «Ihr Strahlen. Alleine dafür lohnt es sich.» Monika Stirnimann hilft mit, damit die ärmsten Kinder Moldawiens mit einem Weihnachtsgeschenk überrascht werden. Noch bis Ende Monat können bei ihr Pakete oder Hilfsgüter vorbeigebracht werden.
Annemarie Keusch
Unvorstellbar. Kinder, die sich bei Minustemperaturen im Winter draussen am Brunnen waschen. Wasseranschluss im Haus? Fehlanzeige. Ein Junge, der seit vielen Jahren in einem Kinderheim auf seine Mutter wartet. Vergebens. Es sind Geschichten, die Monika Stirnimann nicht vom Hörensagen kennt. Sie hat die Armut, das Elend mit eigenen Augen gesehen. «Katastrophal», sagt sie. 2021 war sie zuletzt in Moldawien. «Im Vergleich zum ersten Mal rund zehn Jahre früher hat sich einiges getan. Vor allem die Hauptstadt hat sich stark entwickelt.» Chisinau ist für Investoren interessant geworden. Shoppingmalls gibts. Die Elite, die sich die dortigen Produkte leisten kann, ist aber klein. «Ausserhalb der Stadtgrenze ist die Welt eine andere», weiss die Merenschwanderin. Strassen aus Lehm, baufällige Häuser. «Für viele ist das kaum vorstellbar. Erst recht, wenn man sich vor Augen führt, dass Moldawien nicht am anderen Ende der Welt liegt.»
Eine soziale Ader habe sie schon immer gehabt, sagt Monika Stirnimann. Bevor sie vor rund einem Jahr pensioniert wurde, arbeitete sie 14 Jahre lang für Adra. Eine Hilfsorganisation, die weltweit Katastrophen- und Entwicklungshilfe leistet. «Aktuell in rund 120 Ländern», sagt sie. Das Ziel: Hilfe zur Selbsthilfe. Beispiele für Engagements von Adra gibt es viele. Monika Stirnimann nennt die Flüchtlingshilfe in Serbien, wo Adra eine Anlaufstelle biete, über Rechte und Pflichten aufkläre.
Oder in der Ukraine, wo Adra das grösste europäische Hilfswerk vor Ort ist. «Das ist unser grosser Vorteil. Wir haben Büros in ganz vielen Ländern und entsprechende Netzwerke. Unsere Hilfe ist schnell aufgebaut und greift dort, wo sie am nötigsten ist.»
Letztes Jahr 40 Pakete in Merenschwand gesammelt
Auch in Moldawien. Speziell mit der Aktion «Pack es Päckli». Monika Stirnimann war bei Adra Schweiz vor allem für die inländischen Projekte zuständig. Sie sagt: «Armut ist in der Schweiz ein grösseres Thema, als viele denken.» In Adra-Shops werden beispielsweise Lebensmittel abgegeben. Stirnimann ist aktuell involviert beim Umzug des Ladens in Zürich in eine grössere Lokalität. Aber zu den inländischen Projekten gehörte auch «Pack es Päckli».
Das Prinzip ist einfach. Im ganzen Land gibt es rund 55 Sammelstellen – der Wohnort der Familie Stirnimann in Merenschwand ist einer davon. Wer will, holt dort eine Kartonschachtel ab. «Es sind alle gleich gross, damit der Transport im Bahnwagen einfacher geht.» Diese Schachtel kann man füllen. Spielsachen, Bastelwaren, Süssigkeiten, Kleider, Sonstiges. Auf der Schachtel können das Geschlecht und das etwaige Alter des oder der Beschenkten notiert werden. Und schon ist das Paket für den Transport nach Moldawien bereit. 40 solcher Pakete sammelte Monika Stirnimann im letzten Jahr. Rund 4000 waren es schweizweit. «Um alle Anfragen zu decken, bräuchten wir viel mehr.»
Pakete als Türöffner
Mit den Paketen beschenkt werden die Ärmsten. Kinder, deren Eltern gar nichts haben. Oder die im Heim sind. Adra arbeitet seit Jahren mit einem Kinderheim zusammen und mit den Sozialämtern vor Ort. «So kommt die Hilfe sicher dort an, wo sie am nötigsten ist.» Zumal auch Adra-Mitarbeiter sicherstellen, dass wirklich nur ein Paket erhält, wer von akuter Armut betroffen ist. «Dabei sind die Päckli ein Türöffner», weiss Monika Stirnimann. So sieht die Organisation, wie die Leute leben, was sie dringend brauchen. «Damit gleisen wir unsere Hilfe das ganze Jahr hindurch auf.» Seit rund 20 Jahren gibt es die Adra-Päckli-Aktion. Stirnimann betont, dass dies Hilfe ist, die ankommt. Ob Frotteewäsche, ein Spiel, Schulutensilien, Schals, Socken oder eine Zahnbürste – es sind wenige Beispiele von vielen Utensilien, die gesammelt werden.
«Aktuell mangelt es vor allem an Schulmaterial.» Der Bedarf an Plüschtieren sei hingegen für einen Moment gedeckt. Das zeigt auch ein Blick in den Keller ihres Wohnhauses in Merenschwand. Denn nicht alle bringen fertig gefüllte Pakete. «Wir nehmen gerne auch Ware an, die wir auf die Pakete verteilen. Oder natürlich monetäre Spenden», sagt die Mutter dreier erwachsener Söhne. Apropos finanzielle Unterstützung. Die Organisation sucht auch solche für den Transport. «Während die österreichische und die ungarische Bahngesellschaft den Transport sponsern, tun das die SBB leider nicht mehr», erzählt Monika Stirnimann.
Immer weniger schlechte Beispiele
Bevor die Pakete im November die lange Reise nach Moldawien antreten, werden alle kontrolliert. Monika Stirnimann betreut neben der Sammelstelle zu Hause in Merenschwand auch jene in Zürich. «Es kommt jeweils einiges zusammen», sagt sie. «Je mehr, desto besser.» Auch wenn das mehr Kontrollaufgaben mit sich bringt. Sie spricht von einem ganzen Sonntag, den sie mit vielen Helferinnen und Helfern der Kontrolle der Pakete widmet. «Ja, das braucht es. Die schlechten Beispiele werden zwar laufend weniger, aber nach wie vor nutzen einige Menschen diese Pakete auch als Abfallstation.» Dass das für die armen Kinder noch reiche, sei eine übliche Meinung. «Aber Spielzeugautos ohne Räder, das geht nicht.» Es ist eines von vielen Beispielen. Denn Monika Stirnimann weiss: Trotz Armut steht fast in jedem moldawischen Haushalt ein uralter Fernseher. «Die westliche Welt steht ihnen offen.»
Anfang Dezember werden die Pakete in Moldawien sein. Verfrühte Weihnachtsgeschenke also, für die dortige Bevölkerung, die orthodoxe Weihnachten am 7. Januar feiert, sowieso. Schon jetzt stellt sich Monika Stirnimann die strahlenden Gesichter vor, wenn die Pakete übergeben werden. «Etwas dafür zu machen, dass es diesen Kindern besser geht, das erfüllt ungemein», sagt sie. Den Reichtum zu teilen, das ist ihr Credo. Und sie hofft, dass das in der Region auch viele tun und bis Ende Oktober Pakete füllen, Material oder Geld spenden.
Kontakt und weitere Informationen: Monika Stirnimann, Tel. 077 403 39 07; seit wenigen Tagen gibt es auch in Muri eine Sammelstelle: Hairshop Piccolo, Luzernerstrasse 56a, Muri, Tel. 079 312 06 14, vorher kurz anrufen. Mehr Informationen: www.pack-es-paeckli.ch.