Faszinierende Ausstellung von Remo Roths Werken im reformierten Kirchgemeindesaal
Der vielseitig begabte Künstler Remo Roth zeigt in einer Ausstellung im reformierten Kirchgemeindesaal Muri einen Querschnitt seines Schaffens. Anlässlich der Vernissage sprach ...
Faszinierende Ausstellung von Remo Roths Werken im reformierten Kirchgemeindesaal
Der vielseitig begabte Künstler Remo Roth zeigt in einer Ausstellung im reformierten Kirchgemeindesaal Muri einen Querschnitt seines Schaffens. Anlässlich der Vernissage sprach Roth zum Thema «Ästhetik, Wahrnehmung und Kunst» als Werkzeuge der Erkenntnis.
Alphonse Hauser
Remo Roths Werke tragen Titel wie «Aus der Form gebrochene Zeit wie ein Staubkorn im Auge von morgen». In seinen Bildern tauchen Gerüste, Apparaturen und Horizonte auf – Sinnbilder für Begrenzung und Aufbruch. Das Schwarz, das Grau, das Papier selbst – alles wird zur Fläche für die Reflexion über das Menschsein. Roths Werke waren schon oft international in Galerien ausgestellt und sind in öffentlichen Sammlungen und Bauten zu finden.
Wer sich auf Remo Roths Kunst einlässt, begegnet einem Menschen, der über Jahrzehnte mit wachem Blick, feinem Gespür und tiefer Überzeugung künstlerisch gearbeitet hat – autodidaktisch, unabhängig und konsequent. «Meine Kunst ist kein dekorativer Schmuck», sagt er, sondern eine Einladung zum Hinschauen, zum Spüren und zum Gespräch. In der Rede mahnt Roth zum Widerstand gegen den Verlust von Achtsamkeit und Schönheit. Sein Fazit ist ein Zitat vom deutschen Religionswissenschaftler Michael von Brück: «Leben ist eine Kunst und die Ästhetik wird damit zu einem Schlüssel bewusster Lebensgestaltung.»
Auf Wunsch der Partnerin
Roth, inzwischen 91-jährig, lebt mit seiner Partnerin auf deren Wunsch seit zwölf Jahren in Muri. Geboren wurde Roth 1934 in Wangen an der Aare. Seine Jugend- und Schulzeit verbrachte er in Zürich Aussersihl. Nach einer Lehre als Schneider begann er autodidaktisch zu zeichnen, nahm Zeichenunterricht beim Grafiker André Duvoisin und etablierte sich als Modegrafiker. 1958 startet er seine erste Reise nach Italien und lernt in Forio d’Ischia die dortige Kunstszene kennen. Später folgen weitere Aufenthalte in Italien. Gelegentlich arbeitet er auch als Bühnenmaler bei Film und Fernsehen. 1970/1971 wagt sich Roth an das Skulpturale. Vorher durchlebte er eine kurze Schaffenskrise. Themen wie Politik und Aufklärung prägten ihn und veränderten sein Verhältnis zur Kunst. Dann folgt eine Zeit des Rückzugs nach Rialto (Italien). In Calice Ligure lernt er dabei die Kunstszene um Emilio Scanavino kennen, was in seine Bildgestaltung einfliesst.
Gesellschaftskritisches Denken
In der Periode der 80er-Jahre bleiben ihm der malerische Duktus und die Form wichtig. Auf die aufkommende inflationäre Ausbeutung der Farbe durch Werbung und Produktdesign will er mit graufarbiger Malerei antworten. Dies treibt ihn Jahre später nach Stromboli – er will das Schwarz auch physisch erleben. Er entdeckt seine geistigen Bezüge zum Philosophen Emil Cioran sowie zum Dichter und Maler Henri Michaux nebst dem Lyriker Eugenio Montale. So findet er eine literarische Entsprechung seiner Arbeiten. Daraus entsteht 1993 unter anderem sein Textbuch «Hantieren mit Höhlengrau». Es spiegelt sein gesellschaftskritisches Denken in skurril-ironischer Form. Nach der Jahrtausendwende folgen Jahre des Rückzugs aus der Kunstszene, aber die Auseinandersetzung mit Lyrik und Zeichnung bleibt weiterhin Mittelpunkt seiner Arbeit.
Die Gemälde sind während der Öffnungszeiten des Sekretariats oder am Wochenende jeweils nach dem Gottesdienst zugänglich.