Ein Wolf im Raum Buttwil?

  20.05.2022 Region Oberfreiamt

Spekulationen verunsichern den Schäfer

In Buttwil wurde ein Schaf verletzt. War es ein Wolf? War es doch ein Hund? Eine eindeutige Antwort bleibt aus.

Ein Herdenschutzhund sei es auf keinen Fall gewesen. «Diese These ist völliger Quatsch», sagt Schäfer Marcel Frei. Eines seiner 220 Schafe wurde in Buttwil verletzt. Die DNA-Probe zeigte Hunde-DNA auf. Für Frei, der mit Herdenschutzhunden arbeitet, kein eindeutiges Indiz. Und dass der Wolf im Mittelland angekommen ist, bezweifelt niemand. --ake


«Schwierige Situation für alle»

In Buttwil sei ein Wolf gesichtet worden – für Schäfer Marcel Frei ist die Unsicherheit nicht einfach

Im April wurde es klar. Es waren Wölfe, die in Bonstetten Schafe von Marcel Frei rissen. Auch in Buttwil kam es zu einem Zwischenfall. Eine DNA-Probe zeigte Hunde-DNA auf. Für den Abtwiler Schäfer ist damit nicht ausgeschlossen, dass ein Wolf im Freiamt unterwegs ist. Zumal es Sichtungen gegeben haben soll.

Annemarie Keusch

Was ist Wahrheit? Was ist Spekulation? Hat es wirklich einen Wolf im Freiamt? «Es ist schwierig. Was soll man glauben?», sagt Schäfer Marcel Frei. Dass es im Mittelland Wölfe hat, musste er am eigenen Leib beziehungsweise an jenem seiner Schafe erfahren. Wenige Wochen ist es her, dass auf einer Weide in Bonstetten mehrere gerissen wurden. Dass es ein Wolf war, zeigte eine DNA-Probe. Mittlerweile ist der Abtwiler mit seinen rund 220 Schafen im Freiamt unterwegs, kürzlich in Buttwil, aktuell in Uezwil. «Die letzte Weide, bevor die Herde auf die Alp geht», sagt der Schäfer.

Ohne Zwischenfälle blieben auch die Halte im Freiamt nicht. Eines seiner Schafe fand Frei vor wenigen Tagen verletzt vor. «Ein richtiges Loch war im Schädel», erzählt er. «Kein schöner Anblick.» Eine DNA-Probe sollte Klarheit bringen. Und trotzdem ist für Schäfer Marcel Frei nach wie vor ganz vieles unklar. «Die Probe hat Hunde-DNA gezeigt», erklärt Reto Fischer von der kantonalen Jagdverwaltung. «Es gibt keine konkreten Hinweise auf einen Wolf.» Er akzeptiere solche Proben, betont Schäfer Frei. Aber alle Zweifel sind nicht weg. «Unsere Herdenschutzhunde kümmern sich um verwundete Schafe. Da ist es nicht erstaunlich, dass bei diesem verletzten Tier Hunde-DNA festgestellt werden konnte.»

Ammann hat von möglichen Gerüchten nichts gehört

Zweifel kommen vor allem auf, weil Frei von Wolfssichtungen im Gebiet von Buttwil gehört hat. Weder Regionalpolizei noch Gemeindeammann Stefan Gisler oder Jagdaufseher Beat Bossert wissen davon. Auch von möglichen Gerüchten hat Ammann Gisler nichts gehört. «Weder im Dorf noch hat sich jemand damit an die Gemeindeverwaltung gewandt», versichert er. Auch Reto Fischer von der kantonalen Jagdverwaltung weiss von keinen konkreten Hinweisen, er sagt aber: «Der Wolf ist derart mobil. Man muss in der ganzen Schweiz damit rechnen, dass ein Tier unterwegs ist.» Und auch Renato Orsi, Chef der Regionalpolizei Muri, hält fest, dass es nicht auszuschliessen sei, dass in der Region ein Wolf unterwegs ist. «Solange es zu keiner Gefährdung kommt, wird dies nicht der Polizei gemeldet.»

Dass es mindestens einen Wolf in der Region hat, davon geht Schäfer Marcel Frei aus. «Ich habe gehört, dass es Sichtungen gab. Selber habe ich aber kein Tier gesehen», sagt er. «Es ist für alle eine schwierige Situation, niemand weiss, ob man den Gerüchten trauen soll oder was wahr ist.» Frei weiss, dass es bei manchen Hunderassen schwierig ist, diese von Wölfen zu unterscheiden, vor allem aus grösserer Distanz und für Laien. «Aber rundherum gibt es Wölfe, also ist es naheliegend, dass einer dabei auch unsere Region streift.»

Bellen der Herdenschutzhunde stört die Anwohner

Für ihn ist das keine einfache Situation. «Ja, es ist etwas Angst dabei», gesteht er. Frei versucht seine Herde zu schützen, etwa mit Zäunen und Herdenschutzhunden. «Ich bin der zweite im Kanton mit Schutzhunden. Es ist nicht einfach, weil die Leute wegen des Bellens reklamieren», sagt er. Momentan bleibe ihm nichts übrig, ausser abzuwarten und zu beobachten, was in anderen Kantonen und Ländern geschieht. «Im Kanton Graubünden wurde kommuniziert, dass es so nicht weitergeht. Es gibt einfach zu viele Risse durch den Wolf. Der Herdenschutz kommt an die Grenzen», sagt Frei.

Es schwingt etwas Hilflosigkeit mit in Marcel Freis Stimme. «Wir hoffen schwer, dass sich bald etwas verändert», sagt er. Bis dann versucht er, seine Tiere möglichst gut vor dem Wolf zu schützen. «Die Unsicherheit, was stimmt und was nicht, macht mir fast mehr zu schaffen», sagt er. Ob es im Raum Buttwil wirklich einen Wolf hatte oder hat? Niemand kann es ausschliessen oder abschliessend bejahen. Dass er auch in den Wäldern des Mittellandes unterwegs ist, bestreitet indes niemand.


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