Einander empfehlen

  14.05.2021 Region Oberfreiamt

Jeden Dienstag treffen sich die Mitglieder des Chapters Freiamt von Business Network International

Ein Netzwerk aufbauen. Für die Unternehmer fast aller Branchen ist das zentral. Die weltweite Organisation Business Network International ist darum daran, auch im Freiamt Fuss zu fassen. Die Sektion, «Chapter» genannt, steht kurz vor der Gründung.

Annemarie Keusch

Jeden Dienstag, 6.45 Uhr, im «Chillout» Boswil. Die Mitglieder von Business Network International (BNI) treffen sich. Ein Netzwerk aufbauen, das ist ihr primäres Ziel, wie es der Name verrät. Mit dabei sind ganz unterschiedliche Leute. Ein Mann im Anzug, einer in Arbeitskleidern, eine junge Frau genauso. 14 bis 15 Mitglieder seien es aktuell, sagt Dani Portmann. Alle kennen sich, nennen sich beim Vornamen. Die Freude, sich zu sehen, ist spürbar. «Es ist erst der zweite Dienstag, an dem wir uns wieder physisch treffen können», sagt Portmann, der bei BNI die T. Bucher Immobilien GmbH aus Bremgarten vertritt.

Von jeder Berufsgattung nur ein Mitglied

Die Stimmung ist locker. Oft sind geschäftliche Aufträge das Gesprächsthema. Kommt jemand neu vorbei, legen alle ihre Visitenkarte auf den Tisch, stellen Fragen, zeigen Interesse. Das Miteinander wird grossgeschrieben. Das plädiert später auch Edvart Kus, BNI-Master des östlichen Landesteils. Vom Zimmermann über den IT-Spezialisten bis zum Bodenleger, ganz unterschiedliche Berufsgattungen sind dabei. Was auffällt, pro Berufsgattung ist es jeweils nur eine Person. «Das ist das Ziel. Wir wollen uns untereinander nicht konkurrenzieren», sagt Dani Portmann.

Business Network International ist die weltweit grösste Netzwerkorganisation. Vor 36 Jahren wurde sie in den USA ins Leben gerufen, aus der Not heraus. Der Erfolg kam schnell, 2005 etablierte sich BNI auch in der Schweiz. Verschiedenste Chapter sind hierzulande schon gegründet worden, etwa auch im Luzerner Seetal. 10 000 Chapter gibt es weltweit in 74 Ländern. 275 000 Mitglieder gehören zu BNI. In der Schweiz sind es 88 Chapter mit total 2500 Mitgliedern.

236 Millionen Franken untereinander empfohlen

62 000 Empfehlungen wurden in der Schweiz unter BNI-Mitgliedern registriert. Empfehlungen ist die Währung innerhalb der Organisation. «Keine losen Tipps, sondern vorbereitete Empfehlungen», sagt Edvart Kus. Mitglieder empfehlen also einander weiter. Brauchen sie auf der Baustelle einen Maler, empfehlen sie das BNI-Mitglied, dasselbe gilt für alle anderen Berufsstände. 236 Millionen Franken an Umsatz seien so bisher in der Schweiz generiert worden.

Kaufentscheidungen beruhen auf Empfehlungen

Nun soll ein solches «Chapter» auch im Freiamt gegründet werden. 20 Mitglieder sollen es dafür mindestens sein, noch fehlen also ein paar Unternehmerinnen oder Unternehmer aus den Bezirken Muri und Bremgarten. Wer die Mitglieder von BNI sind und wonach sie auf der Suche sind, das sagen sie immer als Teil der Vorstellungsrunde, also jeden Dienstag. Die einen suchen Aufträge für den Herbst und Winter, andere Hausverwaltungen, die Arbeiten zu vergeben haben. Dass dieses Netzwerk hilft, sagt nicht nur Edvart Kus, sondern auch die Mitglieder. «Ich bin schon zu ein paar Aufträgen gekommen dank des BNI», sagt etwa Malerin Sarah Käppeli aus Muri.

Kus, der jeden Dienstag via Videostreaming ins «Chillout» Boswil zugeschaltet ist, weiss, warum das so gut funktioniert. «90 Prozent der Kaufentscheidungen beruhen auf Empfehlungen.» Das Zusammenspiel von Empfehlungen führe zwar nicht jedes Mal zu einem Geschäft, erhöhe aber die Chancen deutlich. Wichtig sei, dass die Mitglieder im «Chapter» nicht nur profitieren wollen, sondern sich auch eingeben, gerade am Anfang. «Man muss säen, um später zu ernten», verdeutlicht Kus. Nur wer anderen Empfehlungen gebe, bekomme selber auch welche. Das führe dazu, dass weniger Kaltakquise nötig sei. BNI werde zu «deiner persönlichen Sales-Force».

Gründung bis spätestens Ende Jahr

Gratis ist es für die Mitglieder nicht, Teil von Business Network International zu sein. Was auffällt: die Mitglieder sind mehrheitlich jung oder noch nicht lange selbstständig. Dann, wenn das Netzwerk nicht über jahrzehntelange Zusammenarbeit entstanden ist, soll BNI helfen. Bis Ende Jahr soll das «Chapter» Freiamt gegründet sein. Kus’ Ziel ist es, dass bis dahin 30 Mitglieder dabei sind. 30 Unternehmer, die sich Dienstag für Dienstag treffen, sich austauschen, sich über die Organisation unterhalten, sich aber vor allem empfehlen und dadurch zu Aufträgen verhelfen.


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