Eine Erfolgsgeschichte
03.05.2022 MuriHilfsorganisation Nehemiah Gateway in Muri
Anne und Kai Uellendahl gründeten den gemeinnützigen Verein Nehemiah Gateway mit Sitz in Muri.
30 Jahre gibt es die internationale Hilfsorganisation Nehemiah Gateway bereits. Seit März 2020 auch in Muri. Zu verdanken ist dies dem Ehepaar Uellendahl. «Als im Jahr 1991 alles begann, hätte sich das niemand träumen lassen», sagt Kai Uellendahl. Aus Hilfslieferungen, die die nackte Not in Albanien lindern sollten, erwuchs kontinuierlich eine Organisation, die heute ganz selbstverständlich zu Albanien gehört. 30 Jahre der Nächstenliebe, Nachhaltigkeit und Kooperation. --sus
Hilfe zur Selbsthilfe
Anne und Kai Uellendahl gründeten den gemeinnützigen Verein Nehemiah Gateway mit Sitz in Muri
Nehemiah Gateway ist eine internationale Hilfsorganisation, die seit gut 30 Jahren tätig ist. Alles folgt dem Ziel, Menschen zu befähigen, ein Leben in Würde und Selbstbestimmtheit führen zu können.
Susanne Schild
Seit vielen Jahren gibt es Freunde und Helfer aus der Schweiz, die mit grossem Engagement Nehemiah-Gateway-Projekte in Albanien und weltweit unterstützen. Zu ihnen zählen Kai und Anne Uellendahl. 20 Jahre lebt das Ehepaar nun schon in Muri. Beide setzen sich bereits seit 2001 für Nehemiah Gateway ein. «Im März 2020 haben wir den gemeinnützigen Verein mit Sitz in Muri gegründet. Dadurch haben wir jetzt auch eine Anlauf- und Kontaktstelle im eigenen Land. Mittlerweile zählen wir zwölf Mitglieder», erklären Anne und Kai Uellendahl. «Der Verein unterstützt die Nehemiah-Gateway-Projekte und macht die Arbeit in der Schweiz weiter bekannt», sagt Anne Uellendahl.
Das Netzwerk in der Schweiz soll durch den Verein weiter ausgebaut werden. «Wir wollen Leute aus verschiedenen Organisationen zusammenbringen und gegenseitige Synergien nutzen, um möglichst effizient helfen zu können.»
Mit Menschen Geschichte schreiben
Nehemiah Gateway ist die Geschichte von Arnold Geiger, seiner Familie und vielen Freunden und Helfern. Es ist die Erfolgsgeschichte vieler Spender, Freiwilliger, Institutionen und Mitarbeiter. Eine Geschichte, die zeigt, was erreicht werden kann, wenn klare Ziele festgelegt und mit Engagement und Begeisterung angegangen werden – mit den richtigen Prioritäten.
«Ich erinnere mich noch genau daran, wie damals das Telefon geläutet hat und ich die Stimme von Arnold Geiger am anderen Ende hörte», sagt Kai Uellendahl. Arnold Geiger war damals in der Schweiz und kam auf einen Besuch bei dem Ehepaar vorbei. «Er erzählte von Nehemiah Gateway und alles klang sehr interessant», erinnert sich Kai Uellendahl. Ein paar Monate später reiste er zusammen mit seiner Frau nach Albanien. «Was wir vor Ort sehen konnten, stimmte mit den Erzählungen von Arnold Geiger überein. Hier lebten Menschen in grosser Not, und das in Europa. Für uns stand fest, dass wir helfen wollten.»
Auf vielfältige Weise helfen
Was Anfang der Neunzigerjahre mit der Verteilung von Hilfsgütern in Albanien begann, ist mittlerweile zu einer internationalen Organisation herangewachsen, die auf vielfältige Weise hilft und unterstützt.
Dazu gehören soziale und medizinische Hilfsprojekte, Bildungseinrichtungen, die vom Kindergarten bis zur Hochschule reichen, sowie die Förderung wirtschaftlicher und karitativer Initiativen. «All das beruht auf einem biblischen Wertefundament. Im Zentrum steht dabei die Hilfe für den Menschen, unabhängig von seiner ethnischen Zugehörigkeit, Weltanschauung oder Religion», erklärt Kai Uellendahl.
Hilfsgüter verteilen allein reicht nicht
Auch Arnold Geiger, der bereits 1991 als einer der ersten Helfer Albanien bereiste, sei schnell klar geworden, dass es nicht reicht, nur Hilfsgüter zu verteilen. Deshalb entschied sich Familie Geiger, ihr sicheres Umfeld in Deutschland zu verlassen und nach Albanien zu ziehen. Zusammen mit anderen freiwilligen Spendern riefen sie in Albanien die Stiftung Nehemiah Albanien ins Leben, die im Laufe der Jahre zu einer Hilfsorganisation mit vielen Projekten heranwuchs. Um diese Arbeit auch international zu etablieren, wurde 2010 die Nehemiah Gateway gemeinnützige GmbH mit Sitz in Nürnberg gegründet. Sie arbeitet mittlerweile weltweit auf insgesamt drei Kontinenten. «Die Menschen brauchen Perspektiven und Vorbilder», steht auch für Anne Uellendahl fest.
Bildung, die Leben verändert
«Lesen, Schreiben und Rechnen bilden eine Voraussetzung für ein menschenwürdiges Dasein. Die Möglichkeiten jedoch, die sich durch das Studium an einer Hochschule eröffnen, können alles verändern – nicht nur für die jungen Menschen selbst, sondern auch für ihr ganzes Umfeld. Das hat NG von Anfang an verstanden», sagt Kai Uellendahl. Ein Beispiel dafür ist Juliet Akwango, eine ugandische Studentin, die 2017 ihren Abschluss machte. Juliet schrieb während ihrer Zeit an der Nehemiah-Gateway-Universität eine Forschungsarbeit über Mädchen in Uganda, die sich aufgrund fehlender Menstruationsversorgung und Bildung schämen, die Schule zu besuchen. Sie geraten schnell ins Hintertreffen – viel zu schnell ist der Traum einer Ausbildung für sie vorbei. Juliets Wissen und Leidenschaft für dieses Thema führte sie nach ihrem Abschluss zu «Days for Girls» in Uganda. «Days for Girls» produziert erschwingliches, wiederverwendbares Menstruationsmaterial und bietet dringend benötigte Bildung für Mädchen und junge Frauen. «Mir wurde geholfen, und jetzt möchte ich auch anderen helfen», sagt Juliet. Nehemiah Gateway hat in ihre Ausbildung investiert. «Juliet ist zurück nach Uganda gegangen, um eine Karriere zu verfolgen, und sie hat die Werte von Nehemiah Gateway im Gepäck», sagt Kai Uellendahl. Für den Rest ihres Lebens würde sie von dieser Investition durch Nehemiah Gateway profitieren. «Eine Ausbildung bei Nehemia Gateway ist nichts weniger als eine lebenslange Investition, die in unseren Werten als Organisation verwurzelt ist: Mitgefühl, Respekt, Integrität, Ehrlichkeit, Vergebung und Inspiration», ergänzt Anne Uellendahl.
Perspektiven geben
«Unser Ziel ist es, noch mehr Menschen eine Perspektive für ihr Leben zu geben. Wir wollen nicht, dass die Menschen von den Almosen der westlichen Welt abhängig sind, sondern dass sie ihre eigenen Stärken erkennen und fördern und diese dann nutzen, um tragfähige Strukturen zu schaffen. Hilfe zur Selbsthilfe ist das Ziel.
Als Schweizer gemeinnütziger Verein haben wir uns vor allem das Thema ‹Bildung› auf die Fahne geschrieben: damit mehr junge Menschen schwerpunktmässig aus Afrika und Lateinamerika über unsere Bildungsaktivitäten in ein selbstbestimmtes und wirkungsvolles Leben finden», fasst Kai Uellendahl zusammen.
Informationsabend
«30 Jahre Nehemiah Gateway und neu auch in der Schweiz» findet heute, 3. Mai, im Dachtheater «Kino Mansarde» im Kloster Muri um 19 Uhr statt. Empfang ist ab 18.30 Uhr im Foyer des Dachtheaters. Anke Neuzerling, Journalistin beim SWR, moderiert den Anlass. Grusswort und Laudatio spricht Prof. Dr. Harald Seubert, Philosoph und Professor an der STH Basel, Mitglied im Beirat von Nehemiah Gateway. --sus