Einfach nur Danke sagen
02.06.2023 MuriDer richtige Zeitpunkt
Joy Räber verlässt Blauring und Jungwacht Muri
Fast zwei Jahrzehnte war Joy Räber Präses des Blaurings Muri. Seit 2015 auch die der Jungwacht. Jetzt legt sie ihr Doppelamt nieder.
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Der richtige Zeitpunkt
Joy Räber verlässt Blauring und Jungwacht Muri
Fast zwei Jahrzehnte war Joy Räber Präses des Blaurings Muri. Seit 2015 auch die der Jungwacht. Jetzt legt sie ihr Doppelamt nieder.
Als Präses hatte Joy Räber den Blick der vertrauten «Insiderin» und gleichzeitig zu den Leitenden eine gewisse Distanz in Alter, Aufgabe und Rolle. «Präses-Sein ist keine Leitungsrolle. Der Schwerpunkt liegt in der Unterstützung und Bestärkung der Leitenden in ihrer Entfaltung und Verantwortung», sagt sie. Zentral sei dabei eine gute Beziehung zwischen Präses und Leitenden sowie den Kindern.
Leicht fällt ihr der Abschied nach so vielen Jahren und unvergesslichen Erlebnissen nicht. «Für mich ist es jetzt aber genau der richtige Zeitpunkt, um das Zepter weiterzugeben», sagt sie. «Steffi Haller ist eine würdige Nachfolgerin. Ihr liegt das Amt im Blut.» --sus
Nach 19 Jahren verlässt Joy Räber Jungwacht und Blauring Muri
Von den bald 78 Jahren Blauring Muri und den 88 Jahren Jungwacht Muri begleitete Joy Räber den Blauring 19 Jahre und ab 2015 auch die Jungwacht als Präses. Bei 17 Lagern durfte sie in den zwei Jahrzehnten dabei sein, unzählige unvergessliche Momente erleben und wunderbare Erinnerungen sammeln.
Susanne Schild
«Als mich die damalige Scharleiterin gefragt hat, ob ich Präses des Blaurings werden möchte, habe ich mir kein Ziel gesetzt, wie lange ich dieses ‹Ämtli› übernehmen werde, und plötzlich waren 19 Jahre vergangen.» Joy Räber gehört zu Jungwacht und Blauring wie die Butter auf das Brot. Jungwacht und Blauring Muri sind mit die grössten Scharen im Aargau und unter den zehn grössten in der Schweiz. Zusammen zählen die beiden Murianer Traditionsvereine aktuell 300 Mitglieder.
Früher waren Jungwacht und Blauring stark kirchlich geprägte Jugendorganisationen. Auch heute noch sind sie mit der katholischen Kirche verbunden. «Das Palmbasteln und der Palmsonntag zum Beispiel sind eine wunderschöne Tradition.» Als Präses wollte Joy Räber immer dazu beitragen, dass sich die beiden Vereine in der Pfarrei engagieren. «Meine Aufgabe war es nicht primär, die Kinder in die Kirche zu bringen, sondern ihnen den Glauben vorzuleben.» Sich für den Glauben einsetzen, Glauben leben, das sei ihr Ziel gewesen.
«Zum jeweiligen Lager-Thema habe ich immer eine kleine Besinnung gemacht. Jedes Jahr war es für mich ein ganz spezieller Moment, wenn mir 150 Kinder am Lagerfeuer zugehört haben und ich ihnen einen Denkanstoss mit auf ihren Weg geben konnte. Das bedeutet für mich den Glauben weitergeben.»
Lebensfreude und Lebensfreunde
Blauring und Jungwacht sind für Joy Räber mehr als ein Verein. «Sie sind Lebensschule. Man ist in den Verein eingebettet. Hier zählt nicht die Leistung, wie beispielsweise im Sportclub.»
Ob arm oder reich, talentiert oder hochbegabt, all das spiele keine Rolle. Jungwacht und Blauring würden eine Gemeinschaft bilden, in der alle mit ihren Stärken und Schwächen zusammen sind und Grosses bewirken würden.
«Mitbestimmen, sich entfalten, kreativ sein. Lebensfreude und Lebensfreunde, das ist für mich Blauring und Jungwacht.» Ab der zweiten Klasse würden die Leiterinnen und Leiter die Kinder begleiten. «Aus Kindern werden Jugendliche. Man wächst über Jahre zusammen. Wir leben Akzeptanz und Respekt und setzen uns dafür ein. Gemeinsam haben wir Spass und übernehmen Verantwortung.»
Bleibende Erinnerungen
Insgesamt 17 Lager durfte Joy Räber begleiten. Nur eines musste sie auslassen, weil ihr Bruder in den USA geheiratet hat. «Jedes war einzigartig.» Es sei für das junge Leitungsteam immer ein enormer Zeitaufwand gewesen, das Lager vorzubereiten. «Jedes Jahr wechselt die Lagerleitung. Daher ist jedes Lager anders.» Gewisse Elemente seien zwar immer dabei, aber immer wieder sei es extrem spannend, was auf die Beine gestellt wird und wie viel Goodwill gezeigt werde. «Egal ob es regnet oder die Sonne scheint, ob die eine Aktivität mal mehr oder weniger gelingt. Es ist einfach schön und bleibt in Erinnerung.»
Ein Stück Jugendarbeit
Jedes Jahr gibt es ein neues Leiterteam, bestehend aus fünf Leiterinnen und Leitern. «Ich staune immer wieder, wie sie in ihre Rolle hineinwachsen, wie sie erwachsen werden. Es ist ein Privileg, sie begleiten zu dürfen.» Im September wird Joy Räber 63 Jahre. «Schön ist, dass es den Kindern und Jugendlichen nicht peinlich ist, trotz grossem Altersunterschied mit mir unterwegs zu sein», meint sie lachend. «Sie kennen mich und ich spüre, dass sie mich schätzen.» Jugendliche sind einfach ihr Metier. «Ich schätze den Austausch.» Konf likte würden dazugehören. Dann gelte es nach Lösungen zu suchen, sich aber auch in dem einen oder anderen Fall zurückzunehmen. «Es war nicht meine Aufgabe, ihnen alles aus dem Weg zu räumen, aber zu helfen, wieder auf die Beine zu kommen. Ich habe mich als ihre Begleiterin gesehen.» Ihr Amt sei ein Stück Jugendarbeit gewesen. «Das wollte ich und brauche ich.»
Genau der richtige Zeitpunkt
Bereits seit fünf Jahren setzt sich Joy Räber mit ihrem Rücktritt als Präses auseinander. «Jetzt ist dafür genau der richtige Zeitpunkt», ist sie überzeugt. Das richtige Timing war ihr enorm wichtig. «Ich wollte mir die Zeit nehmen, das gut zu übergeben.» Mit Steffi Haller, einer ehemaligen Blauring-Leiterin habe man eine würdige und kompetente Nachfolgerin finden können. «Sie ist mit dem Blauring grossgeworden, kennt den Betrieb, hat das einfach im Blut.»
Für Joy Räber ist allerdings die Zeit gekommen, dass die Präsesaufgabe wieder aufgeteilt wird – jeweils für Blauring und Jungwacht. «Für mich persönlich hat sich die Doppelrolle zwar bewährt, doch ich denke, jetzt wo wir uns neu aufstellen, sollte sich das wieder ändern, auch wegen dem zeitlichen Aufwand.» Das wäre ein grosser Wunsch von ihr und bedeutet, dass die Rolle des Präses der Jungwacht noch zu besetzen ist.
Kein leichter Abschied
Vermissen wird sie viel. Vor allem aber den «Lärm». «Es läuft so viel, alles ist so lebendig.» Es sei eine wunderbare Aufgabe gewesen, auch wenn sie manchmal anstrengend war. «Es fordert viel, gibt aber mehr. Ich bereue nichts und würde es immer wieder machen. Ich möchte einfach nur Danke sagen. Peace!»
Am 3. Juni findet um 17 Uhr ein Familiengottesdienst in der katholischen Kirche Muri statt, an dem sie verabschiedet wird. «Danach werden wir am Lagerfeuer vor der Kirche zusammensitzen und noch einmal die ‹Lagerstimmung› geniessen, das war mein Wunsch.»