Einmal Muri, immer Muri

  06.10.2020 Muri

Josef Stierli ist seit 30 Jahren Mitglied in der Ortsbürgerkommission

Am 1. Januar 1990 wurde Josef Stierli Beisitzer in der Kommission. Nach vier Jahren übernahm er das Amt des Ortsbürgergutsverwalters und ist es noch bis heute.

Susanne Schild

Seit dem 16. Jahrhundert ist die Familie Stierli im Besitz des Murianer Bürgerrechts. Josef Stierli erblickte 1952 in Muri das Licht der Welt. Seitdem lebt er im Klosterdorf. Er ist verheiratet, hat zwei Kinder und drei Enkelkinder. «Mit Muri bin ich verwurzelt. Hier bin ich daheim. Ich habe nie das Bedürfnis verspürt wegzugehen.»

Der pensionierte technische Kaufmann nahm von Jugend an immer am Dorfleben teil. 35 Jahre spielte er in der Musik Muri Klarinette und Saxofon. Seit der Gründung im Jahr 1973 war er 20 Jahre in der Gängelimusig Muri aktiv. «Ich habe alle Monsterkonzerte mitgemacht.»

Eine schöne Aufgabe

In der Ortsbürgerkommission ist er bereits 30 Jahre lang engagiert. «Der Murianer Wald und der Rebberg sind mir ans Herz gewachsen.» Schon als kleiner Junge war er oft mit seinem Vater in den Murianer Wäldern unterwegs.

Als Ortsbürgergutsverwalter ist er unter anderem für den Verkauf des Murianer Weins zuständig. «Hier komme ich mit den unterschiedlichsten Leuten in Kontakt. Daraus entwickeln sich viele interessante Gespräche.» Auch wenn der Weinverkauf einige Herausforderungen mit sich bringt, ist es für Stierli eine schöne Aufgabe. «Die Murianer Weine haben immer noch mit Vorurteilen zu kämpfen, obwohl sich deren Qualität in den letzten Jahren stark verbessert hat.» Nicht nur die Qualität des Weines hat sich in den letzten Jahrzehnten stark verändert, auch die Aufgaben der Ortsbürger sind andere als noch vor 30 Jahren. «An vielen Orten gibt es Bestrebungen, die Ortsbürgergemeinden aufzulösen. Für Muri ist das für mich nicht vorstellbar», ist Stierli überzeugt. «Wir übernehmen wichtige Aufgaben, sind lokal und nahe an den Menschen. Wir fördern und leben gemeinnütziges Engagement.»


Mehr als nur Tradition

Josef Stierli ist Ortsbürger mit Herzblut und Überzeugung

Seit 30 Jahren ist der 68-jährige Murianer in der Ortsbürgerkommission tätig. Obwohl sich im Laufe der Jahre einiges verändert hat, sind die Ortsbürger immer noch ein wichtiges Element des Staatswesens.

Susanne Schild

«Ihre Bedeutung mag zwar über die Jahrhunderte abgenommen haben. Aber die Murianer Ortsbürgergemeinde ist so lebendig wie eh und je», ist Josef Stierli überzeugt. Das könne man schon an der regen Beteiligung an den Ortsbürgerversammlungen sehen. Auch der Wald und der Rebberg liege vielen Murianern, genau wie ihm, am Herzen. «Wir sind kein alter Zopf, den es abzuschneiden gilt. Leider sind diese Bestrebungen an vielen anderen Orten erkennbar.» Die Ortsbürgergemeinde ist eine Körperschaft des öffentlichen Rechts mit beschränkter Zweckbestimmung. Sie besteht aus der Gesamtheit der Personen, die im Besitz des Ortsbürgerrechts sind und im Gebiet der entsprechenden Einwohnergemeinde wohnen.

Keine Nachwuchssorgen

«Meine Eltern haben mich motiviert, an den Ortsbürgerversammlungen teilzunehmen Es hat für mich einfach dazugehört.» Ähnlich verhalte sich das heute noch. «Nachwuchssorgen haben wir eigentlich keine. Viele wachsen, wie ich, in das Ortsbürgerwesen durch ihre Eltern hinein.»

Vor 30 Jahren übernahm Josef Stierli den Beisitz in der Kommission. Nach vier Jahren wurde er zum Ortsbürgergutsverwalter ernannt. Sein Vorgänger Beat Strebel hatte das Amt zwei Jahre inne. Dessen Vorgänger Karl Frey stolze 35 Jahre. War die Ortsbürgerkommission damals noch für die gesamte Finanzverwaltung selbst zuständig, erfolgte mit der Amtsübernahme von Stierli die Aufteilung. «Heute führt die Finanzverwaltung der Gemeinde Muri die Rechnung der Ortsbürgergemeinde. Ich bin für das ganze Administrative zuständig.»

Tannenlaube entstand in Fronarbeit

Auch einen eigenen Förster hat die Ortsbürgergemeinde nicht mehr. Als Leon Küng in den Ruhestand trat, wuchs das Forstwesen in einem langen Prozess zusammen. Es entstand der Forstbetrieb Region Muri. «Wir haben jetzt lediglich noch einen Vertreter in der Forstbetriebskommission.» Das Forsthaus Tannenlaube, das heute für Anlässe gemietet werden kann, ist ein Relikt aus der damaligen Zeit. Das Forsthaus Tannenlaube wurde durch sehr viel Fronarbeit der Ortsbürger erstellt. Das Untergeschoss wurde damals als Werkstatt und Garage für die Gerätschaften des Försters genutzt. Heute haben die Ortsbürgergemeinden in erster Linie die Aufgabe der Erhaltung und der guten Verwaltung ihres Vermögens. Dazu zählen die 112 Hektaren Wald, der durch den Forstbetrieb Region Muri bewirtschaftet wird, die Tannenlaube, der Rebberg und das Mehrfamilienhaus am Caspar-Wolf-Weg.

Konstruktive Zusammenarbeit mit der Gemeinde

Das Verhältnis zwischen Gemeinderat und der Ortsbürgerkommission mit ihren sieben Mitgliedern sei gut, bestätigt Josef Stierli. Natürlich habe man auch ab und zu andere Meinungen, aber die Zusammenarbeit sei konstruktiv. «Das Schöne an der Ortsbürgerkommission ist, dass wir keine Politik machen müssen, sondern nur Sachgeschäfte verhandeln.» Dennoch verkörpere man einen starken Föderalismus. «Wir stiften Identität und übernehmen wichtige Aufgaben in unserer Gemeinde.» Damit würde man die politische Gemeinde ergänzen und unterstützen. «Der Staat kann nicht alles. Es braucht Institutionen wie die Ortsbürgergemeinden, die gemeinnütziges Engagement fördern und leben.» Aber man könne sich nicht nur auf Tradition und Geschichte berufen. «Wir sind mit neuen Herausforderungen konfrontiert. Doch wenn wir unsere Leistungen für die Gesellschaft noch besser sichtbar machen, dann werden wir auch in Zukunft gefragt sein», ist er überzeugt.


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