Einmalige Gelegenheit
21.09.2021 Kelleramt«Berufe Kelleramt» ermöglichte spannende Einblicke
Rund 42 Sekundarschüler durften während zwei Tagen verschiedene Berufe und Firmen kennenlernen. In der Bäckerei Stutz in Unterlunkhofen wurden gleich zwei verschiedene Tätigkeitsfelder vorgestellt.
Roger Wetli
Etwas schüchtern sind die beiden 2.-Sekundarschülerinnen Norina Hug aus Unterlunkhofen und Nadine Dettwiler aus Jonen zu Beginn des Besuches in der Bäckerei Stutz in Unterlunkhofen. Ihre wachen Augen verraten aber, wie neugierig sie sind. In der Backstube riecht es nach frischen Broten. Dazu kommt eine ruhige, sehr konzentrierte Atmosphäre, bei der man staunt, dass trotz den engen Platzverhältnissen die vielen Mitarbeiter nicht ineinanderstossen.
Direkt mithelfen
Norina Hug erhält in der Bäckerei Einblick in den Beruf Bäcker/Konditor. Dazu wird ihr zum Beispiel gezeigt, wie vorgebackene Böden für Cremeschnitten vorbereitet oder wie Meringue auf ein Backblech geformt werden. Sie darf aber auch beim Schneiden von Gemüse helfen, das später für Sandwiches verwendet wird. Ihr gefällt die Atmosphäre: «Es ist sehr spannend, eine Bäckerei von innen zu erleben», lacht sie.
In einem anderen Raum darf Nadine Dettwiler helfen, das Mehl von Plastikkisten zu wischen. Dies ist nötig, damit die Transportbehälter wieder in Einsatz kommen können. Sie erfährt, was es heisst, als Detailhandelsfachfrau zu arbeiten. Ein wenig später hilft sie dabei, einen Znünibus zu beladen, Brote zu ordnen und Pralinen für den Verkauf im Laden zu richten. Dettwiler hatte am Vortag bereits Einblick in den Beruf «Fachangestellte Gesundheit». «Das hat mir sehr gefallen. Es ist aber etwas ganz anderes, als was ich hier erlebe», erklärt die 2.-Sekundarschülerin.
Hemmschwellen abbauen
Der Besuch der beiden Mädchen in der Bäckerei findet im Rahmen von «Berufe Kelleramt» statt. Der Gewerbeverein Kelleramt und die Kreisschule Kelleramt ermöglichen damit den 2.-Oberstüflern, während zwei Tagen in verschiedene Berufe reinzusehen. «Dies soll helfen, Hemmschwellen für die Anfrage nach einer richtigen Schnupperlehre abzubauen und ihnen gleichzeitig eine grosse Palette verschiedener Möglichkeiten in unserer Region zu offenbaren», erklärt Georg Hagenbuch, Vorstandsmitglied des Gewerbevereins Kelleramt.
Authentischer Einblick
Dass die Schüler in diesem Alter Einblick in die Berufswelt erhalten, ist auch für Urs Stutz wichtig. Der Chef und Alleininhaber der Bäckerei Stutz hat selber drei Kinder. «Ein Sohn muss jetzt gerade eine Lehrstelle suchen. Ein anderer macht ebenfalls bei ‹Berufe Kelleramt› mit.» Stutz ist es wichtig, dass die Schüler in seinem Unternehmen einen authentischen Eindruck erhalten. In der Backstube könne es durchaus mal hektisch zu und her gehen. Er übernahm den Betrieb 1998 von seinen Eltern. Heute beschäftigt sein Unternehmen 43 Leute in 29 Vollzeitstellen und betreibt zwei Filialen, ein Café, verfügt über zwei Znüni-Busse und beliefert weitere Dritte. «Es ist ein 7-Tage-Betrieb», schmunzelt er.
Zurzeit bildet die Bäckerei Stutz im Verkauf zwei und in der Bäckerei einen Lehrling aus. Zwei Bäcker/Konditoren schlossen diesen Sommer ihre Ausbildung ab. Für die Lehre mit Start im August 2022 sucht das Unternehmen in beiden Bereichen je einen Lehrling.
Die Schüler nicht nach ihren Noten beurteilen
Schnupperlehrlinge seien willkommen, erklärt Urs Stutz. Er appelliert an die Unternehmen, die Jugendlichen erst richtig kennenzulernen und erst dann ihre Schulzeugnisse und Lebensläufe anzuschauen. «Vielleicht bin ich mit 49 Jahren altmodisch. Aber früher hat man auf die Person geschaut, nicht auf die Papiere. Kommt jemand schnuppern, möchte ich seinen Charakter kennenlernen. Bei echtem Interesse kann bei uns eine Schnupperlehre eine ganze Woche dauern.» Seine Firma gehöre noch zu denjenigen, in der man in die Filiale kommen könnte, um direkt nach einer Schnupperlehre zu fragen. «Man muss auch beachten, dass die Schüler bei ihrer Berufswahl noch sehr jung sind. Die Entwicklung findet noch statt. Man muss den Menschen sehen und nicht die Noten.» Er schätzt deshalb die Aktion «Berufe Kelleramt» sehr.
Das tut auch die Schülerin Norina Hug. «Ich konnte in diesen zwei Tagen neben einer Bäckerei auch in eine Gemeindeverwaltung und in eine Schreinerei reinschauen. Alle drei Berufe waren sehr interessant.»