Einsatz als Paparazzi

  30.04.2021 Sport

«Müllers Archivperlen»: Auf der Jagd nach Martina Hingis

Ein Fotoauftrag in Tschechien scheint zum Desaster zu werden. Der Freiämter Fotograf Andy Müller verpasst den Flug (unverschuldet) und muss sich als Paparazzo versuchen. Am Ende gibt es doch noch den Schnappschuss von Martina Hingis und das Happy End.

Die Tennis-Schweiz traf im März 1997 im Fed-Cup auswärts auf Tschechien. Gespielt wurde in einer Mehrzweckhalle in Kosice. Wie es der Zufall wollte, war der Chef dieser Halle in Kosice ausgerechnet Karol Hingis, der Vater der Schweizer Tennisspielerin Martina Hingis. «Das war natürlich für die Schweizer Presse eine tolle Geschichte», erzählt der Freiämter Fotograf Andy Müller, der den Auftrag erhielt, in Tschechien Bilder von der Familie Hingis zu knipsen.

Damals arbeitete er als freier Fotograf für die Nachrichtenagentur Reuters. Oft entstanden für ihn Doppelaufträge, meistens mit dem «Blick». Der «Blick» schickte ihn mit einem Journalisten nach Kosice. «Als ungeübter Flugpassagier war ich an jenem Morgen nervös und entsprechend früh war ich am Flughafen.» Das Problem: Der «Blick»-Journalist verpennte und dieser hatte Müllers Flugticket. Also verpasste auch er den Flieger. Das Fed-Cup-Team hat natürlich nicht verschlafen und war im Flieger Richtung Tschechien. Das Bild der Begrüssung von Vater und Tochter Hingis war futsch. «Genau von solchen Szenarien hatte ich immer geträumt.»

Müller und der «Blick»-Journalist landeten erst viel später in Kosice. Vor der Partie der Schweiz gegen Tschechien waren Bilder von Vater Karol und Tochter Martina enorm gefragt. Als bekannt wurde, dass die beiden einen Spaziergang durch die Stadt machen, legte sich Andy Müller auf die Lauer. Das war aber nicht nach dem Gusto von Mutter Melanie Molitor. «Sie wollte nicht, dass Fotografen den Spaziergang begleiteten», so Müller. Also musste er – zum ersten Mal in seiner Karriere – als Paparazzo fungieren. «Und so kam es, dass ich dieses Bild vom Spaziergang von Vater Karol, Tochter Martina, Mutter Melanie Molitor und Patty Schnyder als Paparazzo schiessen musste.» Es ist wahrlich kein grandioser Schnappschuss, wurde aber trotzdem oft in den Schweizer Medien abgedruckt. Die Geschichte dahinter ist sicher besser als das Foto. --red

Der Freiämter Andy Müller ist seit 30 Jahren professioneller Sportfotograf – auch von dieser Zeitung. Heute ist er 66 Jahre alt und pensioniert. Er zügelte nun innerhalb von Rudolfstetten und räumte sein riesiges Bilderarchiv auf, das teilweise noch aus Negativabzügen besteht. Diese Zeitung zeigt einmal pro Woche eine Perle aus dem Archiv von Andy Müller und erklärt die Geschichte dahinter.


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