Einst in Wohlen, jetzt an der EM
21.06.2024 Sport, FussballDer frühere FC-Wohlen-Spieler Taulant Seferi ist mit Albanien an der Europameisterschaft
Kroatien gegen Albanien. Es war das wohl bislang verrückteste Spiel an der Fussball-EM. In der hektischen Schlussphase wird mit Taulant Seferi ein früherer Akteur des ...
Der frühere FC-Wohlen-Spieler Taulant Seferi ist mit Albanien an der Europameisterschaft
Kroatien gegen Albanien. Es war das wohl bislang verrückteste Spiel an der Fussball-EM. In der hektischen Schlussphase wird mit Taulant Seferi ein früherer Akteur des FC Wohlen eingewechselt und ist mittendrin im Spektakel. Und auch an der Schiedsrichter-Front gibt es Freiämter an der EM.
Stefan Sprenger
Fussball-EM in Deutschland. In der 64. Minute wird er eingewechselt. Sein Team Albanien führt gegen den grossen Favoriten Kroatien mit 1:0. Dann drehen die Kroaten innert zwei Minuten das Spiel, treffen in der 74. und 76. Minute zum 1:2. Taulant Seferi wirbelt in der Offensive, versucht alles, um noch einen Punkt zu ergattern, vergibt selbst eine gute Gelegenheit. In der verrückten Schlussphase erzielen die Albaner tatsächlich noch das viel umjubelte Tor zum 2:2 nach 95 Minuten. Albanien steht kopf. Und der neutrale Fussballfan freut sich über dieses wahnsinnig spannende und spektakuläre Spiel.
Die Kenner des FC Wohlen bemerkten es sicherlich, dass dieser eingewechselte Taulant Seferi – der im ersten Spiel der Albaner gegen Italien (1:2) in der Startformation fungierte – einst das FC-Wohlen-Trikot trug.
Bern, Wohlen, Ukraine, Katar: Sein verrückter Weg
Seine Geschichte ist besonders. Seferi wuchs in Nordmazedonien auf, gab als 13-Jähriger sein Profi-Debüt bei Skopje. Zwei Jahre später, im Jahr 2015, wagte Seferi den Schritt ins Ausland. Als Toptalent wechselte er zu den Young Boys nach Bern. Doch er verletzte sich, hatte es fortan schwierig. «In den ersten drei Jahren bei YB hatte ich sechs Operationen und keinen Ball berührt», sagte er damals zum Schweizer Fernsehen. YB leiht ihn aus, zu Winterthur, zu Xamax. Im Februar 2018 kam der Offensivspieler für die Rückrunde auf Leihbasis zum FC Wohlen. Hier absolvierte er 15 Spiele und erzielte zwei Tore. Es war damals die letzte Saison des FC Wohlen in der Challenge League, der Verein zog sich danach aus dem Profigeschäft zurück. Ein spannender Fakt: Mit Seferi gewann der FC Wohlen keine einzige Partie.
Er wird später erneut ausgeliehen, landet beim albanischen Meister Tirana, dann bei Vorskla Poltawain der Ukraine. Dort ist er auch, als der Krieg 2022 ausbricht. Mittlerweile spielt Seferi auf Leihbasis für den katarischen Klub FC Baniyas.
Noch Chancen auf Achtelfinal
Kurz bevor er zum FC Wohlen kam, entschied er sich, für die albanische Nationalmannschaft aufzulaufen, 2019 debütierte er im EM-Qualifikationsspiel gegen Andorra. Mittlerweile hat er 21 Spiele für Albanien absolviert. Ein Highlight war das EM-Qualifikationsspiel im letzten Oktober. Albanien bezwingt Tschechien mit 3:0, Doppeltorschütze ist Taulant Seferi. Nun spielte er gegen Italien und Kroatien. Und er wird wohl auch im abschliessenden Gruppenspiel der Albaner gegen Spanien (Montag, 21 Uhr) auf dem Platz stehen. Die Albaner brauchen einen Sieg, um noch Chancen auf den Achtelfinal zu haben. Das wird schwierig, aber nicht unmöglich.
VAR vom FC Tägerig
Auch abseits des Rasens gibt es einen Freiämter Protagonisten. Der Freiämter Fedayi San, der für den FC Tägerig pfeift, ist Video-Schiedsrichter (VAR) an der Europameisterschaft. Beim Vorrundenspiel zwischen Slowenien und Dänemark (1:1) war er der VAR des Schweizer Schiedsrichters Sandro Schärer – und blieb arbeitslos. Fedayi San musste nie eingreifen, was für die starke Leistung der Unparteiischen spricht.
Übrigens: Der Einsatz von Schiedsrichter Sandro Schärer an der EM in Deutschland beendete eine lange Durststrecke. Denn das letzte Mal, als ein Schweizer an einem grossen Fussballturnier ein Spiel leitete, ist genau 14 Jahre her. Am 16. Juni 2010 arbitrierte Massimo Busacca an der Weltmeisterschaft in Südafrika die Partie zwischen dem Gastgeber und Uruguay (0:3). Sein erfahrener Schiedsrichter-Assistent damals hiess Francesco Buragina aus Wohlen. Und so schliesst sich damit auch ein besonderer Freiämter Schiedsrichterkreis.