Eintauchen in Erinnerungen

  02.07.2021 Region Unterfreiamt

Ueli Merten eröffnet in der Alpinit in Sarmenstorf ein Antikgeschäft

Ueli und Rita Merten sind beide begeisterte Sammler, darum besuchen sie regelmässig Flohmärkte und Brocante-Geschäfte in der halben Schweiz. In all den Jahren haben sich viele Raritäten angesammelt. Von einem Teil wollen sie sich trennen – um auch anderen eine Freude zu machen.

Chregi Hansen

«Das ist die Hochzeitstruhe, welche meine Grossmutter von ihren Eltern geschenkt bekommen hat», erklärt Ueli Merten, während er den schweren und kunstvoll bemalten Deckel öffnet. Im Innern sind das Herstellungsjahr (1874) und die Namen der Vorbesitzer eingraviert. «Die Truhe ist noch in einem tollen Zustand, selbst die Schlüssel sind immer noch vorhanden», fügt er an.

Doch viel Zeit, das alte Stück zu bewundern, bleibt nicht. Denn Merten führt bereits zur nächsten Rarität, einem Bodenseeschrank aus dem Jahr 1780. «Den habe ich einst als Kind erhalten und später meinem Sohn weiterverschenkt. Kürzlich brachte er ihn zurück, jetzt verkaufe ich ihn», erzählt er. Und weist fachkundig darauf hin, dass die Elemente des grossen Schranks weder geleimt noch verschraubt, sondern nur gesteckt sind.

Und weiter geht es zu einem Studierpult aus dem Gymnasium Engelberg und einem Louis-Seize-Schrank aus Nussholz aus dem Jahr 1780. Zwei besonders schöne Möbel – für beide haben sich bereits Interessenten gemeldet. Obwohl das Geschäft noch gar nicht offen ist. Denn offiziell eröffnet die «0.C3 Antik Loft» in der Sarmenstorfer Alpinit erst heute.

Gelegenheit genutzt

Dass der frühere Heimleiter und Dozent an der Hochschule für Soziale Arbeit dereinst ein Antiquitätengeschäft eröffnen würde, das hätte er sich wohl nie erträumt. Während andere ihren Ruhestand geniessen, eröffnet er einen Laden. «Das war so nicht geplant», lacht Merten. Aber es ist auch nicht ganz Zufall. Denn Mertens Mutter war schon Antiquitätenhändlerin, die Leidenschaft für alte Möbel und Gegenstände hat er von ihr geerbt. Und auch seine Frau Rita lässt sich begeistern von der Sammelleidenschaft. «In den vergangenen 44 Jahren hat sich immer mehr Material angesammelt. Fast alles, was wir hier verkaufen, stand früher einmal in unserer Wohnung», erklärt der Inhaber des Geschäfts.

Zudem hatte das Ehepaar Freude daran, seine Umgebung immer wieder neu und schön einzurichten. Was nicht mehr benötigt wurde, lagerten sie ein. Jetzt sei es Zeit, das Lager zu räumen, so Merten. «Ich werde dieses Jahr 70, es ist Zeit, etwas aufzuräumen», schmunzelt er. Und wie es der Zufall will, wurde in der Alpinit für einige Monate ein Loft frei. Der Präsident der Genossenschaft nutzt die Möglichkeit, hier ein Geschäft zu eröffnen. Vorerst bis Weihnachten, wie er betont. «Aber wer weiss, wenn es gut läuft, dann vielleicht auch länger», fügt er an.

Wundervolles Sammelsurium

Während mehrerer Wochen hat er den Raum liebevoll eingerichtet. Die alten Möbel sind einerseits Verkaufsstücke, dienen aber auch als Regale und Tresen für kleinere Artikel wie Bücher, altes Kinderspielzeug, einen Samowar, Kupferpfannen, einen Kronleuchter, Apothekerf laschen, Originaldrucke, Grafiken und vieles mehr. «Alles, was hier steht, kann man kaufen», betont Merten. Und zu fast jedem Stück weiss er eine Geschichte zu erzählen. Die Preise seien moderat, betont er. Und verhandelbar. «Mir geht es nicht primär ums Geld. Ich will, dass die Möbel und Gegenstände wieder in gute Hände kommen und weiter genutzt werden.»

Der Loft ist ein wahres Sammelsurium. Bei so manchem Gegenstand fragt sich der Betrachter, wozu er einst diente. Merten kennt die Antworten. «Ich habe mich schon immer für alte Dinge interessiert. Von daher kann ich auch gut unterscheiden, was wertvoll ist und was nicht», erklärt er. Einige Stücke hat er im Vorfeld restauriert, anderes verkauft er im Zustand, in dem es sich befindet. Und Angst, dass das Sortiment bald zur Neige geht, hat er nicht. «Ich habe noch viel im Lager», lacht er. Sein Ziel ist es denn auch, das Geschäft immer wieder mit neuen Artikeln auszustatten, sodass jeder Besuch neue Entdeckungen ermöglicht.

Seine Frau tut sich schwerer mit dem Trennen

Doch tut er sich nicht schwer, alte und lieb gewonnene Artikel wegzugeben? Vor allem, weil viele davon aus dem eigenen Familienbesitz stammen. «Nein», sagt er mit Überzeugung. «Es lohnt sich nicht, sie im Keller zu horten.» Seine Frau allerdings tue sich etwas schwerer. «Sie hat schon zwei Stücke wieder zurückgeholt, die ich verkaufen wollte», lacht Merten. Vorerst ist das Geschäft ausser Sonntag und Montag jeden Tag von 13.30 bis 18 Uhr geöffnet. «Ich freue mich, möglichst viele Kunden zu empfangen und mit ihnen fachsimpeln zu können», sagt er. Nur eines schliesst er kategorisch aus. Ueli Merten wird keine Waren ankaufen, sondern nur verkaufen. «Das Lager soll leer werden, nicht voll.»


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