«Engel» wieder fliegen lassen
24.06.2025 MuriVom Speisen zum Wohnen
Der «Engel» in Muri wird erneuert
Rund 300-jährig ist es, das einstige Hotel und Restaurant Engel in Muri. Nach seiner aktuell laufenden Rundumerneuerung soll das Gebäude künftig für ...
Vom Speisen zum Wohnen
Der «Engel» in Muri wird erneuert
Rund 300-jährig ist es, das einstige Hotel und Restaurant Engel in Muri. Nach seiner aktuell laufenden Rundumerneuerung soll das Gebäude künftig für acht Wohnungen Platz bieten.
«Natürlich liegt mir dieses Haus am Herzen», sagt Oswald Fischlin, der von September 1986 bis zu seiner Pensionierung im April 2019 im «Engel» gewirtet hat. Seither beschäftigt er sich mit dem Umbau des riesigen Gebäudes. Auch jetzt, wo die Arbeiten im Gang sind, ist er noch fast täglich auf der Baustelle anzutreffen und ist genau im Bilde darüber, was läuft. Von der bewegten Geschichte des Altbaus zeugen etwa die fünf Kamine, die zum Vorschein kamen. --red
Ein Besuch auf der Baustelle des ehemaligen Hotels und Restaurants
Zirka 300-jährig ist das Gebäude. Und nun erhält es eine Rundumerneuerung. Was bleibt, sind die Balken, auch wenn diese bisweilen über 20 Zentimeter angehoben wurden. Im einstigen Hotel und Restaurant entstehen acht Wohnungen. Oswald Fischlin gewährt Einblick in die aufwendige Baustelle.
Annemarie Keusch
Keine Isolation, gar nichts. Zwischen Dachgebälk und Ziegeln ist nichts. Das oberste Geschoss des «Engels» lag in den letzten Jahren brach. «Im Sommer heiss, im Winter kalt», fasst es Oswald Fischlin zusammen. Er hat von September 1986 bis April 2019 im «Engel» gewirtet. Und er baut mit der Engel Muri AG das Gebäude nun zu Wohnungen um. «Ich habe so lange hier gewirkt, natürlich liegt mir dieses Haus am Herzen», sagt er. Entsprechend investiert er total rund sechs Millionen Franken. Seit letztem Dezember laufen die Bauarbeiten, im Januar, Februar nächsten Jahres soll alles abgeschlossen sein. «Es läuft nach Plan», sagt Fischlin beim Gang durch die fünf Stockwerke. Küche, Säli, Restaurant – davon ist kaum mehr etwas übrig geblieben. Einzig das Schild «Engel-Sääli» hängt über dem Raum, wo die Bauarbeiter jeweils ihre Pausen verbringen. Oswald Fischlin lächelt. «Ist doch schön.»
Nach der Schule arbeitete Fischlin auf dem elterlichen Bauernhof mit. Doch als er aus der Rekrutenschule zurückkehrte, hatten seine Eltern die Idee, in Ebikon das Restaurant «Trumpf Buur» zu eröffnen. Ganz automatisch stieg Oswald Fischlin mit ein. «Aber ich ging mit meinem Vater nicht immer einig», erzählt er. Entsprechend suchte er für sich eine andere berufliche Herausforderung. Und fand sie in der Gastronomie, ob im Ausland, in Genf, in Lausanne, zuletzt beim Hotel Le Plaza Basel bei der Mustermesse. Fischlin arbeitete sich hoch, war Chef de Service, Abteilungsleiter, Bankett-Manager. Aber er wollte mehr, etwas Eigenes.
Er baute den Saal und die Bar
Über seinen Treuhänder erfuhr er davon, dass der «Engel» zu kaufen war. «Das reizte mich. Die Grösse von Muri, die Nähe zur Industrie. Ich sah Potenzial.» Fischlin kaufte das Restaurant und Hotel und die alte Scheune, wo mittlerweile ein Mehrfamilienhaus steht, in dem auch er selbst lebt, nachdem die Scheune 1989 teilweise abbrannte. Investiert hat Fischlin immer, 1987 baute er den Saal, 1989 die Bar, 1994 und 1995 das Mehrfamilienhaus und nun baut er den «Engel» um, wo er nachher auch wohnen wird. «Ich war in meinem Element, liebte es, selbstständig zu sein», erzählt er. Auch wenn er nicht dachte, so lange in Muri zu bleiben. «Als mein Sohn geboren wurde, veränderte sich alles und ich blieb. Es stimmte immer für mich.» Auch, weil das Restaurant ganz gut lief. «Obwohl es ganz sicher nicht einfacher geworden ist über die Jahre.» Fischlin meint beispielsweise das Rauch- und Spielautomaten-Verbot. «Aufzuhören tat mir deshalb mit den nicht einfachen Entwicklungen in der Gastronomie nicht weh», gesteht er. 2019 war es mit seiner Pensionierung so weit.
Seither beschäftigt er sich mit dem Umbau des riesigen Gebäudes. Früh machte er sich Gedanken darüber, Zimmer auszubauen. «Das wäre aber zu teuer und die Anzahl Zimmer für einen wirtschaftlichen Betrieb wohl zu gering.» Fischlin entschied sich für Wohnungen. Die Bauarbeiten laufen, das Endresultat wird immer sichtbarer. «Darum ist auch keine Wehmut mehr dabei, dass die Geschichte dieses Restaurants definitiv zu Ende ist. Ich schaue immer vorwärts und geniesse es auch, weniger eingespannt zu sein.»
Acht Wohnungen entstehen
Wobei das für die aktuelle Zeit nicht stimmt. Oswald Fischlin ist quasi täglich auf der Baustelle anzutreffen, er gibt sich ein, stellt Fragen, will dabei sein. «Jetzt kommen dann die Ziegel weg und der Dachstuhl wird sandgestrahlt», erzählt er. Fischlin ist genau im Bilde darüber, was läuft. Auch in der Vergangenheit. «An diesem Haus wurde in dessen rund 300-jähriger Geschichte immer wieder gebaut», erzählt er. Davon zeugen die fünf Kamine, die eingebaut sind. Und es ist mit ein Grund dafür, dass ausser den Balken alles rausmusste. «Totalrenovation, alles andere ging nicht.» Heisst, auch die Raumhöhe wurde begradigt, die Balken bis zu 24 Zentimeter angehoben.
Acht Wohnungen entstehen, je Etage zwei – zuoberst zwei Maisonette-Wohnungen. Westseitig wird der «Engel» angebaut. Auch Balkone und ein Lift werden aussen angebaut, so, wie es die denkmalpflegerischen Auflagen möglich machen. Auch wenn noch ganz viel Arbeit bevorsteht, Oswald Fischlin freut sich, wenn das Bauprojekt in rund einem halben Jahr abgeschlossen ist und die Wohnungen vermietet werden können. «Es läuft nach Plan, obwohl man in solch einem alten Gebäude immer mit Unvorhergesehenem rechnen muss.»
Weitere Infos: www.engelmuri.ch.