Entscheidung überdenken
15.04.2025 MuriOffener Brief zur Schliessung der Geburtenabteilung
Verschiedene Parteien aus den Bezirken Muri und Bremgarten wenden sich an den Stiftungsrat und die Leitung des Spitals Muri.
Bedauern und Sorge hat der Entscheid, die Geburtenabteilung zu schliessen, ...
Offener Brief zur Schliessung der Geburtenabteilung
Verschiedene Parteien aus den Bezirken Muri und Bremgarten wenden sich an den Stiftungsrat und die Leitung des Spitals Muri.
Bedauern und Sorge hat der Entscheid, die Geburtenabteilung zu schliessen, ausgelöst. Auch bei den Parteien in den Regionen. Die Mitte Bezirk Muri, die SP Bezirk Muri, die FDP Bezirk Muri, die Grüne Bezirk Muri, die Mitte Bezirk Bremgarten und die SP Bezirk Bremgarten reagieren nun mit einem offenen Brief. Diese Entscheidung stelle nicht nur eine bedeutende Veränderung für werdende Eltern dar. «Für viele Menschen im Freiamt ist das lokale Spital eine wichtige Konstante und ein Symbol für Nähe und Zuverlässigkeit.»
Vertrauen werde beeinträchtigt
Der Wegfall der Geburtenabteilung könne das Vertrauen in die medizinische Versorgung vor Ort generell beeinträchtigen. «Sie ist ein positiver Faktor für junge Familien, die in der Region wohnen oder sich dort niederlassen möchten.» Ohne diese Einrichtung könne die Attraktivität der Region für junge Eltern sinken. Die Familien müssten für Geburten auf weiter entfernte Spitäler ausweichen. «Dies könnte gerade in Notfällen lebensbedrohlich sein, da längere Fahrzeiten das Risiko für Mutter und Kind erhöhen. Studien belegen, dass ein Anfahrtsweg von mehr als 20 Minuten die perinatale Mortalität markant ansteigen lässt.»
Schwangerschaft und Geburt seien zwar natürliche Vorgänge, aber mit Risiken verbunden. Komplikationen wie plötzliche Blutungen, Geburtsstillstand oder Sauerstoffmangel beim Kind könnten innert Minuten für Mutter und Kind lebensbedrohlich werden. «Eine Geburt darf nicht zur Hochrisiko-Angelegenheit werden, nur weil Spitäler sparen müssen.» Geburten in der Nähe des Wohnorts würden es den werdenden Eltern, Kindern und Angehörigen ermöglichen, von Beginn an nahe beieinander zu sein. Im offenen Brief betonen die Parteien, dass Zentrumsspitäler oft überlastet seien. «Die Schliessung von kleineren Geburtsstationen führt zu mehr Stress für Gebärende und Geburtshelfende, zu Schichtwechseln mitten in der Geburt, zu mangelnder Betreuung.» Das erhöhe das Risiko traumatischer Geburtserfahrungen. Zudem ist für sie klar: «Geburtshilfe soll nicht rentieren müssen. Die Profitlogik führt dazu, dass gerade die nicht planbaren, aber lebenswichtigen Leistungen weggespart werden.» Das sei unethisch und gefährlich. Geburtshilfe gehöre zur Grundversorgung und muss als solche vom Kanton finanziell gestützt werden.
Gefährde den Stiftungsgedanken
Zudem werfe die Schliessung der Geburtenabteilung auch Fragen zur Umsetzung der Ziele und Grundsätze der Stiftung auf, wie sie in der Stiftungsurkunde verankert sind. In der Stiftungsurkunde sei festgelegt, dass das Spital Muri stets das Wohlergehen und die Gesundheit der Menschen in der Region fördern soll. «Die Auflösung dieser Abteilung würde der Region nicht nur eine bewährte medizinische Einrichtung entziehen, sondern auch den Kern des Stiftungsgedankens gefährden.»
Die Mitarbeitenden des Spitals Muri sind das Herzstück der Institution. «Erst recht in Zeiten des Fachkräftemangels. Sie leisten jeden Tag einen unschätzbaren Beitrag zur Gesundheit und zum Wohlbefinden der Gemeinschaft.» Durch die Schliessung der Geburtenabteilung werde jedoch nicht nur ein wichtiger Arbeitsplatzbereich betroffen, sondern auch das Vertrauen und die Motivation des gesamten Teams beeinträchtigt. Eine Einbindung der Mitarbeitenden in die Entscheidungsfindung könne wertvolle Perspektiven und innovative Lösungsvorschläge hervorbringen, die sowohl den Betrieb als auch die Patientenbedürfnisse berücksichtigen.
Alternative Lösung suchen
Darum bitten die Parteien darum, die Entscheidung zu überdenken und im Dialog mit den Mitarbeitenden nach alternativen Lösungen zu suchen, die den Bedürfnissen der Region gerecht werden und die Ideale der Stiftungsurkunde wahren. Sie appellieren zudem an die Verantwortung als Leitung des Spitals Muri, nicht nur wirtschaftliche Aspekte zu berücksichtigen, sondern auch die Auswirkungen auf die Mitarbeitenden, Patienten und Bevölkerung umfassend zu bewerten, mit Blick auf die Werte der Stiftung. «Im Namen der Einwohnerschaft im Freiamt hoffen wir auf eine konstruktive Zusammenarbeit, um die Zukunft der Geburtenabteilung zu sichern.» --red