Erfolgreiche Schlaftablette
25.11.2025 Sport, KampfsportDer Freiämter Antonio Lo Prete will an seiner letzten Weltmeisterschaft in Abu Dhabi eine Medaille
Aus einem verträumten Jungen wird einer der besten Kickboxer der Schweiz. Antonio Lo Prete ist mehrfacher Schweizer Meister und hat auch international einige ...
Der Freiämter Antonio Lo Prete will an seiner letzten Weltmeisterschaft in Abu Dhabi eine Medaille
Aus einem verträumten Jungen wird einer der besten Kickboxer der Schweiz. Antonio Lo Prete ist mehrfacher Schweizer Meister und hat auch international einige Medaillen gewonnen. In Abu Dhabi wird er sein letztes grosses Turnier bestreiten. «Ich will zuoberst auf dem Podest stehen», sagt das Mitglied von Kickboxing Wohlen.
Stefan Sprenger
1996. Die Mutter von Antonio Lo Prete schickt ihren Jungen ins Kickboxen. Bei Rocco Cipriano, der Wohler Kampfsportikone, soll er aufblühen. «Ich war eine Schlaftablette», sagt Antonio Lo Prete lachend. Der verträumte «Toni» ist 1998 an seinem ersten Turnier dabei – und hat verloren. Aber danach ging es nur noch bergauf. «Ich habe national kaum mehr Kämpfe verloren», erzählt der mehrfache Schweizer Meister im Lightcontact und im Pointfighting. Wie oft er zuoberst auf dem Podest stand, weiss er nicht mehr. «Irgendwann habe ich aufgehört zu zählen», sagt der 35-Jährige, der mit seiner Frau und den zwei Kindern in Waltenschwil lebt.
Zuletzt viele Verletzungen
International feiert Lo Prete einige Erfolge. Bronze an der Europameisterschaft, und besonders die Jahre vor der Coronapandemie waren hocherfolgreich, und er stand reihenweise auf dem Podest an internationalen Turnieren. Mit Corona kamen auch die Verletzungen bei ihm. 2022 reisst er sich an der EM das Kreuzband. Vor der WM 2023 muss er sich am Meniskus operieren lassen. 2024 ist es wieder das Kreuzband, 2025 wieder der Meniskus. «In den letzten zwei Jahren hatte ich drei Operationen», sagt er.
Und nun steht die Weltmeisterschaft in den Vereinigten Arabischen Emirate an. «Das Knie hält. Ich habe 10 kg abgenommen und jetzt schon mein Startgewicht erreicht. Ich hatte einen strengen Trainings- und Ernährungsplan. Ich trainierte bis zu 20 Stunden pro Woche und fühle mich sehr bereit für diese WM. Ich glaube sogar, ich war noch nie so gut drauf vor einem grossen Turnier. Und zusätzlich habe ich mittlerweile viel Erfahrung.» Wie passend: «Auf dieser grossen Bühne werde ich zum letzten Mal antreten. Ich bin jetzt 35 Jahre alt, habe im Job und der Familie immer mehr Verpflichtungen, und dieser gigantische Trainingsaufwand lässt sich nicht mehr tragen. Hinzu kommen die Verletzungen in den letzten Jahren. Es ist nun gut, ich will mehr für meine Familie da sein.»
«Ich muss unbedingt etwas loswerden ...»
Seine letzte WM will er nochmals geniessen – und wenn möglich soll sie erfolgreich werden. Er sagt: «Ich gehe nicht zum Spass an die WM. Ich will zuoberst auf dem Podest stehen. Ich will alles geben, alles versuchen, noch einmal nach dem WM-Titel greifen.»
Der Spitzensport wird danach in den Hintergrund treten. Das Kickboxen nicht. Im Dojo in Wohlen ist Antonio Lo Prete nicht nur Sportler. Er ist auch Trainer, Freund, Mentor für Nachwuchssportler. Er wurde in den letzten 25 Jahren ein gewichtiger Teil der Klubgeschichte. «Logisch, dass ich auch weiterhin im Kickboxtraining bin, einfach nicht mehr so oft wie bis anhin.» Als Mitglied der Geschäftsleitung des Wohler IT-Unternehmens Dreikom AG ist er immer mehr eingespannt. Und – was für ihn enorm wichtig ist – die Familie: Tochter Emma ist 3, Sohn Lio ist 5.
Rocco Cipriano: «Er hat sein halbes Leben hier verbracht»
«Und ich muss unbedingt etwas loswerden: Danke an meine Frau Maya. Sie unterstützt mich, wo es nur geht. Von der Ernährung bis zu mentalen Themen – sie ist eine riesige Stütze.
Ohne sie würde all das gar nicht funktionieren.» 1999 war der kleine «Toni» ein verträumter Junge, eine Schlaftablette. «Das war sein Spitzname», sagt sein Trainer und Mentor Rocco Cipriano. «Irgendwann hat er Klick gemacht. Und er hat sich geändert. Danach war er keine Schlaftablette mehr – im Gegenteil – er hat sein halbes Leben im Dojo verbracht und uns alle mitgeprägt.» Antonio Lo Prete bestätigt das. «Kickboxen ist eine Lebensschule. Wichtig für die Selbstsicherheit, das Selbstvertrauen, für den Respekt. Der Sport ist eine Philosophie. Kickboxing Wohlen ist meine Familie. Der Entscheid, vor über 25 Jahren ins Kickboxen zu gehen, war absolut richtig.» Die Geschichte von Antonio Lo Prete ist jetzt schon perfekt. Mit einer Medaille an seiner letzten WM würde sie zu einem Märchen werden. Übrigens: Der Sohn von Lo Prete kommt nach dem Papa. «Er ist auch verträumt. Bei uns zu Hause liegen die Box-Handschuhe bereit, falls er Lust hat.»
Erstmals seit vielen Jahren
Sieben WM-Teilnehmer von Kickboxing Wohlen
Die WAKO-Weltmeisterschaft findet bis 30. November in Abu Dhabi statt. 2000 Kämpferinnen und Kämpfer aus 120 Nationen nehmen daran teil.
Nebst Antonio Lo Prete (Kategorie: Pointfight und Light Contact bis 69 kg) sind zwei weitere Akteure von Kickboxing Wohlen dabei. Roy Cipriano (Full Contact bis 63,5 kg) und Stefanie Richner (Pointfight bis 60 kg). Cipriano und Lo Prete konnten gestern Montag ihre ersten Kämpfe gewinnen. Auch an der WM sind Rocco Cipriano und Andrea Faggiono (beide als Coach), Antonio Cerundolo (als Schiedsrichter und Offizieller) und David Nichini (als medizinischer Masseur und Physio). Erwähnenswert: Roy Cipriano tritt im Full Contact an, einer Ring-Disziplin. Er ist der Einzige von KB Wohlen, der im Ring antritt (und nicht auf dem Tatami). Es ist dieselbe Disziplin, die schon sein Vater Rocco ausübte. Und Roy Cipriano ist auch der erste Wohler Kämpfer, der seit seinem Vater im Ring antritt an einer WM. --spr


