Thema Fachkräftemangel: Das Beriker Vorstandsmitglied von GastroAargau Heiner Kuster spricht über den Weg aus der Krise
Der Fachkräftemangel in der Gastronomie ist notorisch hoch und dieses Problem plagt die Branche seit Jahren. Heiner Kuster, Besitzer des ...
Thema Fachkräftemangel: Das Beriker Vorstandsmitglied von GastroAargau Heiner Kuster spricht über den Weg aus der Krise
Der Fachkräftemangel in der Gastronomie ist notorisch hoch und dieses Problem plagt die Branche seit Jahren. Heiner Kuster, Besitzer des Familienbetriebs Hotel Restaurant Stalden, spricht über die Gründe, die Herausforderungen und über mögliche Massnahmen, um die Gastroszene attraktiver zu machen.
Sabrina Salm
Die Zahl der Auszubildenden im Gastgewerbe ist seit Jahren rückläufig. Damit kommen in der Schweiz immer weniger neue Fachkräfte auf den Arbeitsmarkt. Die Gastrobranche hat an Attraktivität verloren. Der Lohn ist zu tief, der Stress hoch und die Arbeitszeiten nicht verlockend. «Ganzheitliche Lösungen werden gebraucht», sagt Heiner Kuster, der Vorstandsmitglied von GastroAargau ist.
Gemeinsam Kosten tragen
«Über die Vier-Tage-Woche muss man diskutieren.» Dieses Modell sei vielversprechend und umsetzbar. Er und seine Vorstandskollegen sind sich aber bewusst, dass es mehr braucht. Die Branche braucht Lösungen und ein Umdenken.
Das Ziel sei im Allgemeinen, die Lehren aufzuwerten. Mit einem Bachelor-Titel für Lernende zum Beispiel. «Wir brauchen eine Würdigung unserer Aus- und Weiterbildung.» Doch das kostet und immer weniger Betriebe sind bereit, diesen Zusatzaufwand auf sich zu nehmen. Oder können es schlicht nicht mehr. «Die Berufsbildung kann aufgrund von schwindenden Lernenden nicht mehr kostendeckend geführt werden», erklärt Kuster. Deshalb habe der GastroAargau-Vorstand an seiner Generalversammlung die Einführung eines Ausbildungsbeitrages für alle Mitglieder von GastroAargau beantragt. «Der Antrag wurde mit grosser Mehrheit angenommen», freut sich das Vorstandsmitglied. Alle Mitglieder beteiligen sich demnach gemeinsam an der Ausund Weiterbildung. «Aufgrund des Fachkräftemangels und auch der sinkenden Lehrlingszahlen ist dies zwingend notwendig.» Andere Kantonalverbände hätten dies schon länger.
Wiedereinsteiger und Teilzeitmitarbeiter gewinnen
Begeistert ist Heiner Kuster auch vom Projekt Invol. Denn: Es erschliesst zusätzliches Nachwuchspotenzial. Die Integrationsvorlehre Invol bereitet anerkannte Flüchtlinge und vorläufig aufgenommene Personen branchenspezifisch auf den Einstieg in eine beruf liche Grundbildung vor. Auch Kuster hat wertvolle Erfahrung mit dem Projekt gemacht. «Oft liegt es nicht beim fachlichen oder handwerklichen Können, sondern es hapert an der Sprache und dann eben oft in der Schule.» Mit dem Projekt ergeben sich Chancen für beide Seiten.
Es fehlen der Branche vor allem Köche, Servicefachangestellte und Front-Office-Leute – und das nicht erst seit der Covid-19-Pandemie. «Natürlich war die Zeit einschneidend. Viele Gastronomen konnten sich nicht halten. Denn trotz Schliessung und Unterstützung vom Bund hatte man 30 Prozent der Lohnkosten ohne zusätzliche Einnahmen selber zu berappen.» Da das Hotel Restaurant Stalden ein kleiner Familienbetrieb sei, konnten sie zu dieser Zeit von den Reserven zehren. Durch die Zwangsschliessungen wurden viele Mitarbeitende in Hotels und Restaurants auf die Auszeitbank gesetzt und zur beruflichen Umorientierung gebracht. Und das sei sicher auch ein Grund, dass nun das Personal fehle. Dagegensteuern will man mit den «Go-Kursen», die es bei GastroAargau gibt. «Wir wollen Leute, die Teilzeit arbeiten, animieren, in die Gastronomie einzusteigen», erklärt Heiner Kuster. Auch der Wiedereinstieg ins Gastro-Berufsleben soll so gefördert werden.
Kreativ sein. Sich neu erfinden. Gerade Gastronomie und Hotellerie mussten das in den vergangenen Jahren immer wieder. Und sie haben bewiesen, dass sie es können.