Es fehlen nicht nur Tore
14.11.2025 Sport, Fussball1. Liga classic: Concordia Basel – FC Wohlen (Samstag, 17 Uhr, Sportanlagen St. Jakob)
Der FC Wohlen steckt in einem Formtief. In den letzten vier Spielen gab es drei Niederlagen und ein Unentschieden. Was sind die Ursachen für die schwachen Leistungen? Und ...
1. Liga classic: Concordia Basel – FC Wohlen (Samstag, 17 Uhr, Sportanlagen St. Jakob)
Der FC Wohlen steckt in einem Formtief. In den letzten vier Spielen gab es drei Niederlagen und ein Unentschieden. Was sind die Ursachen für die schwachen Leistungen? Und vor allem: Wie kommt die Mannschaft in den letzten zwei Spielen der Vorrunde aus diesem Loch raus?
Josip Lasic
Der FC Wohlen hat in bisher 13 Meisterschaftsspielen 18 Tore erzielt. Unter den Teams der oberen Tabellenhälfte ihrer Erstligagruppe – der FCW steht momentan auf Rang 8 – haben die Freiämter den niedrigsten Wert. Die mangelnde Offensivkraft soll einer der Hauptgründe für die schwachen Resultate sein. Beim 1:1 gegen Delémont hätten die Wohler das Spiel mit mehr Effizienz schon in der ersten Halbzeit entscheiden können. Die 0:2-Niederlage gegen Courtételle nannte Trainer Piu ein «Spiel der vergebenen Chancen». Auch beim 1:3 gegen die Black Stars Basel blieb das Team offensiv blass. Piu fordert Verstärkungen im Angriff in der Winterpause. Bisher überzeugte nur Dramane Sissoko mit sieben Toren.
Doch liegt das Problem nur dort? FCW-Sportchef Carmine Viceconte war früher selbst Stürmer. Der heute 46-Jährige ging mit dem FC Aarau in der Nationalliga A und mit Solothurn und dem FCW in der Nationalliga B beziehungsweise der Challenge League auf Torejagd. Wie sieht er die aktuelle Situation? «Um zu gewinnen, benötigen wir Tore. Mindestens eines mehr als der Gegner», sagt Viceconte. «Wenn ich das Spiel gegen die Black Stars ansehe, muss ich sagen, dass wir keine Gefahr ausstrahlen. Wir hatten oft den Ball, kamen aber kaum in den Strafraum. So konnten wir uns keine Torchancen erarbeiten. Solange sich das nicht ändert, hilft auch ein neuer Stürmer nicht.»
«99 Prozent Einsatz reichen nicht»
Das Team war im letzten Spiel tatsächlich sehr harmlos. Goalgetter Dramane Sissoko erhielt kaum brauchbare Anspiele. Die übrigen Spieler schossen so gut wie gar nicht auf das Tor. Meist spielten sie den Ball weiter, schoben die Verantwortung ab. Es fehlen nicht nur Tore. Es fehlt an Mut, Ideen und Konzept. Eine positive Ausnahme war Nicola Peter. Mit einem Distanzschuss erzielte er das einzige Wohler Tor. «Das hat mir gefallen. Er hat Verantwortung übernommen», sagt Viceconte. «Nach seinem ersten Schuss holte er sich den Ball zurück und probierte es erneut.
Peter war fast ein Jahr verletzt. Das war erst sein sechstes Spiel für uns – und er zeigte erneut eine starke Leistung.» Der Mittelfeldspieler gehörte zu den wenigen, die sich aktiv gegen die Niederlage stemmten und bis zum Schluss Einsatz und Kampfgeist zeigten. Vom Rest der Mannschaft kamen – besonders in der zweiten Halbzeit – zu wenige Impulse. Der Glaube an eine mögliche Wende war nie wirklich spürbar.
Der Sportchef wünscht sich diesen Willen im ganzen Team. «Alban Pnishi ist unsere Lebensversicherung in der Defensive, Peter und Michael Weber treiben im Mittelfeld an, und Sissoko sorgt vorne für die Tore. Doch um Spiele zu gewinnen und Rückschläge zu vermeiden, braucht es mehr als nur einzelne Leistungsträger. Es braucht eine geschlossene Mannschaft, die über 90 Minuten alles gibt. Wer das Wohler Wappen auf der Brust trägt, muss wissen: 99 Prozent Einsatz reichen nicht. Nur mit voller Leidenschaft, Kampfgeist und absolutem Teamwillen können wir unsere Ziele erreichen. Ansonsten bleiben wir Mittelmass.»
Abrutschen in Abstiegskampf droht
Doch warum wirkt Wohlen so zahnlos? Was fehlt dem Team? Warum entscheiden sich die Spieler lieber für einen schlechten Pass, statt selbst abzuschliessen? «Mangelndes Selbstvertrauen. Vielleicht auch fehlende Qualität», so Viceconte. «Aber so schlecht ist die Mannschaft nicht. Wir haben einige Punkte geholt. Die Spieler haben Potenzial. Es liegt auch am Trainerstab, dieses komplett aus ihnen herauszuholen.» Wohlen hat in dieser Saison gute Leistungen gezeigt. Zwischendurch blieb die Mannschaft in der Meisterschaft sechs Spiele in Serie ungeschlagen und hatte Anschluss an die Spitzenplätze. Dann folgte jedoch der Einbruch: Zunächst gab es eine 0:4-Niederlage in der Cup-Qualifikation gegen das Schlusslicht Old Boys Basel. Dem folgte ein bitteres Unentschieden gegen Delémont und zuletzt die Niederlagen gegen Courtételle und die Black Stars, die in der Tabelle nun beide vor den Freiämtern stehen. Muttenz auf Rang zwei hat sieben Punkte Vorsprung, Buochs auf den Abstiegsplätzen nur fünf Punkte Rückstand.
Das Ziel war es, vorne mitzuspielen. Aktuell ist von einer Spitzenmannschaft jedoch wenig zu sehen. Wenn in den letzten beiden Spielen vor der Winterpause gegen Concordia Basel und Bassecourt keine Punkte geholt werden, droht Abstiegsgefahr. Morgen Samstag, 17 Uhr, geht es zum Tabellendritten Concordia. Die Basler haben in ihren letzten vier Spielen unter anderem einen 7:2-Sieg gegen Schötz und zuletzt ein 5:0 gegen Zug gefeiert. Die Formkurve spricht gegen die Freiämter. Concordia ist in Torlaune, während Wohlen offensiv kaum Akzente setzt. Wenn die Mannschaft den Winter nicht im Tabellenkeller verbringen will, braucht es jetzt eine Reaktion – vom Trainerteam ebenso wie von den Spielern.

