«Es war der richtige Weg»
21.07.2023 Islisberg, KelleramtEhrenbürger Josef Brem blickt anlässlich des 40. Geburtstags der Gemeinde Islisberg auf die Trennung zurück
1983 fand in der Arner Turnhalle die Trennungsfeier von Arni und Islisberg statt. Josef Brem, Ehrenbürger von Islisberg und als ...
Ehrenbürger Josef Brem blickt anlässlich des 40. Geburtstags der Gemeinde Islisberg auf die Trennung zurück
1983 fand in der Arner Turnhalle die Trennungsfeier von Arni und Islisberg statt. Josef Brem, Ehrenbürger von Islisberg und als «Geburtshelfer» oder «Götti» der Gemeinde bekannter Alt-Grossrat, zieht zum 40.Geburtstag von Islisberg eine durchwegs positive Bilanz.
Susanne Schild
Für seine Verdienste um die Trennung von Arni und Islisberg wurde Josef Brem das Ehrenbürgerrecht von Islisberg verliehen. «Ich habe heute noch sehr guten Kontakt zu der Gemeinde, obwohl ich in Jonen aufgewachsen bin und immer noch in Jonen lebe», sagt der mittlerweile 83-jährige Alt-Grossrat.
Mit Islisberg verbindet ihn viel. Deshalb wird er auch «Götti» von Islisberg genannt. «Dass Arni-Islisberg in zwei regelrechte Einwohnergemeinden getrennt werden konnte, erforderte hartnäckige Vorbereitungsarbeit rechtlicher und politischer Art», erinnert er sich zurück. Josef oder «Seppi», wie er von vielen auch genannt wird, war der Mann, der die verschiedenen Fäden aus den betroffenen Gemeinden mit den Rechtsgutachtern, Professor Martin Usteri aus Zürich und Leo Weber aus Muri, mit dem kantonalen Departement des Inneren und dem Kantonsparlament zusammenführte. «Weil Arni-Islisberg über keinen ‹direkten Draht› nach Aarau verfügte, habe ich mich der Trennungssache angenommen.» Und weiter: «Es war mein grösster, anspruchsvollster und zeitaufwendigster Auftrag. Doch die Mühe hat sich gelohnt.»
Potenzial von Islisberg ist gross
Im Dezember 1974 bejahten die Einwohner in einer Konsultativabstimmung die Trennung. 1978 lehnte der Grosse Rat noch mit 99:45 Stimmen eine Tennungsmotion ab, weil man eine selbstständige Gemeinde Islisberg mit 160 Einwohnern nicht als lebensfähig betrachtete. Ausserdem habe der Regierungsrat Angst gehabt, dass die Trennung von Islisberg und Arni einen Flächenbrand auslösen würde und viele Gemeinden folgen würden. «Heute wissen wir, dass diese Befürchtung unbegründet war.» Brem, der 1977 und 1981 mit der höchsten Stimmzahl aller im Bezirk Bremgarten gewählten Grossräte erneut nach Aarau geschickt wurde, kämpfte weiter.
«Mein ‹Patenkind› Islisberg habe ich immer für lebensfähig gehalten», betont Brem.
Natürlich habe es auch Zweifler auf politischer Seite gegeben, räumt er ein. Doch das Potenzial der Gemeinde sei damals schon gross gewesen. «Zehn Kilometer vom Stadtrand von Zürich entfernt wurde es als Wohngebiet entdeckt und bot die besten Wachstumsvoraussetzungen.» Das hat sich bestätigt.
Waren es 1983 noch 168 Einwohner, zählte Islisberg 699 im Jahr 2022. Auch der anfängliche Steuerfuss von 130 Prozent ist mittlerweile auf 92 Prozent gesunken. «Zudem zahlt Islisberg in den Finanzausgleich ein.» Das sei ein Zeichen für eine gute Steuerkraft pro Einwohner und zeige, dass man finanziell gut aufgestellt sei. Als sich Islisberg vor 40 Jahren von Arni trennte, wurde es die 232. Gemeinde des Aargaus.
Viel gemacht in den 40 Jahren
Bis heute noch trägt Islisberg den Titel der «jüngsten Gemeinde» im Kanton. «An den 14.September 1982 erinnere ich mich noch genau. Wir feierten im kleinen Rahmen im Restaurant Berghof in Islisberg.» Der Grosse Rat hatte an diesem Tag das «Dekret über die Bildung der Einwohnergemeinden Arni und Islisberg» einstimmig angenommen. «Damit war der Weg frei.»
Bei der Gründung des Kantons Aargau 1803 wurde die Doppelgemeinde Arni-Islisberg gebildet. «Richtig zusammengewachsen sind die beiden aber nie», sagt Brem. «Im Gemeinderat sassen drei Arner und zwei Islisberger. Arni hatte eine Stimmkraft von zwei Dritteln, Islisberg nur von einem Drittel. Daher war es schwierig für Islisberg, seine Anliegen durchzubringen», erinnert Brem sich zurück. Oder besser gesagt: «Die Islisberger wurden immer überstimmt.» Daher hätten sie sich benachteiligt gefühlt. Ausserdem sei in vielen Bereichen nicht zusammengearbeitet worden. Beide Gemeinden verfügten über eigene Ortsbürgergemeinderäte, Schulpf legen, Schulen, Bauhoheiten und verschiedene Steuerfüsse. «Dieser Zustand war zu der Zeit teilweise im Aargau gesetzeswidrig, aber das wusste der Kanton seit Jahrzehnten.» Die Trennung sei die einzige Möglichkeit für Islisberg gewesen, nicht stehenzubleiben.
«Die Selbstständigkeit hat sich gelohnt», ist Brem nach wie vor überzeugt. Es sei viel gemacht worden in den letzten vier Jahrzehnten. «Heute verfügt Islisberg über eine gut ausgebaute Kantonsstrasse, ein tolles Schul- und Gemeindehaus und ein intaktes Vereinsleben. Wäre Islisberg ein Anhängsel von Arni geblieben, hätte es wohl mittlerweile eine Art Weilerstatus», ist Brem überzeugt. Und weiter: «Vermutlich hätte der Kanton im Rahmen der Sparmassnahmen Islisberg auch die eigene Schule weggenommen und kein neues Schulhaus gebaut.»
Der Einsatz hat sich gelohnt
Für Brem steht fest, dass 1983 keine «Scheidung», sondern ein Geburtstag gefeiert wurde. «Ich bin immer zuversichtlich und überzeugt gewesen, habe hinter der Trennung gestanden. Für mich ist es eine Befriedigung, dass sich der Einsatz dafür gelohnt hat, was man an dem Resultat nach 40 Jahren sehen kann.» Überall gebe es Risiken und Chancen. Im Fall Islisberg hätten die Chancen überwogen. «Heute wäre eine solche Trennung tatsächlich nicht mehr möglich. Darum war vor 40 Jahren genau der richtige Zeitpunkt.» Verschiedene Komponenten hätten damals den Erfolg ausgemacht. «Heute redet niemand mehr von Trennung.» Die Unabhängigkeit sei selbstverständlich geworden und gehöre zur Normalität. «Das Verhältnis der beiden Gemeinden ist heute besser denn je.» Das könne man auch an der Fusion der Feuerwehren sehen. «Es werden Synergien genutzt, wo es sinnvoll ist.» Und noch eines ist zur Tradition geworden: Das Dorffest, das am 31. Juli 1983 zum ersten Mal durchgeführt wurde, feiert ebenfalls seinen 40. Geburtstag.
Dorffest Islisberg
Das traditionelle Dorffest findet am 31. Juli im Festzelt beim Gemeindehaus statt. Ab 18 Uhr können Grillspezialitäten genossen werden und um 20 Uhr wird der offizielle Teil eröffnet. Die Festansprache wird Freddy Lutz halten. Auch dieses Jahr steht für die kleinen Gäste eine Hüpfburg zur Verfügung. Um 21.30 Uhr dürfen sich die Kinder zum Lampionumzug versammeln. Im Festzelt spielt die Musik zum Tanz auf. Die weitherum bekannte Bar wird bis um 4 Uhr offen sein. Kuchenspenden sind willkommen. Bitte ab 18 Uhr beim Buffet im Festzelt abgeben. Der Ablass von Feuerwerk am 31. Juli ist verboten. Das OK duldet kein Feuerwerk auf dem Festareal und bittet alle Gäste, sich daran zu halten. --zg