Marco Huwyler, Redaktor.
Es ist unsere Überlebenspflicht, täglich Nährstoffe zu uns zu nehmen. Unsere Vorfahren haben viel ihrer Lebenszeit bloss zum Stillen dieses Bedürfnisses geopfert. Teile der Menschheit tun das noch ...
Marco Huwyler, Redaktor.
Es ist unsere Überlebenspflicht, täglich Nährstoffe zu uns zu nehmen. Unsere Vorfahren haben viel ihrer Lebenszeit bloss zum Stillen dieses Bedürfnisses geopfert. Teile der Menschheit tun das noch immer. Doch bei uns – da ist Essen zum Glück heute öfter Genuss als Pflicht. Etwas vom Schönsten im Leben überhaupt, wie ich finde.
Dabei haben wir die Qual der Wahl. Würde man jedes Produkt eines Supermarkts nur schon inspizieren – man wäre tagelang beschäftigt. Ganz zu schweigen von den unerschöpflichen Möglichkeiten, wie man das zu Erwerbende kochschöpferisch kombinieren kann. Ein Leben würde nicht ausreichen, um die Fülle der globalen Kulinarik in ihrer Gänze auszuprobieren, selbst wenn man nie dasselbe essen würde (was natürlich Unsinn wäre, denn in der Wiederholung und Vorfreude liegt ein wesentlicher Teil des Genusses).
Ich frage mich jedoch, welch langer, mühseliger Weg der Menschheitsgeschichte das alles gewesen sein muss. So, wie ein Baby sich alles in den Mund steckt – und wenn es nicht davon abgehalten wird, im Zweifel darunter leidet –, so müssen es ja auch unsere Ahnen einst gemacht haben. Klar – etwas weniger unbedarft –, aber letztlich ging alles nur übers Ausprobieren. Angefangen beim Offensichtlichen, wie Früchten oder Pilzen. Wie viele Bauchleiden oder gar Vergiftungstode wurden wohl erlitten, bis man wusste, was nicht nur schmeckt, sondern auch behagt?
Kombiniert man die Lebensmittel dann zu Gerichten, wird es richtig komplex. Dabei braucht man nicht einmal in die Welt der Delikatessen abzudriften. Nehmen wir etwas vermeintlich Einfaches, wie Pasta. Der Mensch musste irgendwann mal auf die Idee gekommen sein, die passenden Getreidekörnchen aus ihren Ähren zu schälen, sie zu zermalmen, mit anderem zu Teig zu mischen, diesen trocknen zu lassen – nur um ihn in kochendem Wasser wieder aufzuweichen. Mit Salz überdies – das man auch irgendwie gewinnen musste. Ganz zu schweigen vom Parmesan, den ich bei solchen Gelegenheiten liebe.
Das Gedankenspiel liesse sich für jedes x-beliebige Gericht wiederholen – mit nicht minder faszinierendem Ergebnis. Brütet man länger darüber, kommt man deshalb zum Schluss: Unsere Nahrung ist eine gewaltige Errungenschaft. Dankbar für die Pionierarbeit, welche unsere Vorfahren geleistet haben, gebe ich dieses Wissen zumindest rudimentär weiter – auf dass sich meine Kinder nicht vergiften und genug essen. Allein dies erscheint mir schon schwer genug.