Fahnen hoch bei Sonnenaufgang
06.08.2024 Region UnterfreiamtSommerserie – Blick hinter die Kulissen: Unterwegs mit der Schifffahrtsgesellschaft Hallwilersee
Was braucht es alles, damit ein Ausflugsschiff wie die «Brestenberg» auf dem Hallwilersee Gäste über den See führen kann? Die Redaktion durfte ...
Sommerserie – Blick hinter die Kulissen: Unterwegs mit der Schifffahrtsgesellschaft Hallwilersee
Was braucht es alles, damit ein Ausflugsschiff wie die «Brestenberg» auf dem Hallwilersee Gäste über den See führen kann? Die Redaktion durfte das Schiff begleiten.
Es ist acht Uhr morgens in der Werft der Schifffahrtsgesellschaft beim «Delphin» in Meisterschwanden. Ruhe liegt über dem See und dem Ufer bei der Anlegestelle, das Gezwitscher einzelner Vögel ist zu hören. Wenige Menschen bewegen sich zwischen den fünf Schiffen der Gesellschaft hin und her. Schiffsführer Patrick Schifferle und der angehende Schiffsführer Andreas Kneubühl sowie eine Matrosin betreten die «Brestenberg». Sie machen ihr Schiff bereit für die Ausfahrt an diesem schönen Sommermorgen. Kneubühl hisst die Fahnen. «Wir machen dies jeden Morgen. Denn in der Schifffahrt sind die Fahnen von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang oben.»
Schifferle studiert in dieser Zeit den Tagesbefehl. Dieser gibt Auskunft über das aktuelle Wetter, den Tagesplan und darüber, ob und welche Gruppen angemeldet sind.
Am Morgen wird geputzt und aufgefüllt
Die Matrosin beginnt im Innenraum mit der Reinigung. Fenster, Böden und die WCs werden nach und nach geputzt. Je nachdem, wie stark das Schiff am Vortag besucht war, benötigt diese Arbeit mehr Zeit. Wenn Schulklassen dabei waren, kann es auch sein, dass der Aussenbereich gewaschen werden muss. Weiter geht die Arbeit auf den beiden Decks mit der Kontrolle der Bänke, auch die Tische werden gereinigt.
Unterdessen wird das Schiff gelüftet. Der Schiffsführer macht einen Rundgang durch den Motorenraum im Heck. «Wir kontrollieren, ob eine Flüssigkeit ausläuft und ob alles in Ordnung ist.» Kneubühl, der zu 50 Prozent im Büro des Unternehmens tätig ist und zurzeit seine Vorbereitung für die Schiffsführerprüfung durchläuft, startet oben im Führerstand die technischen Geräte. Motor, Generator, Radar, Kompass werden in Betrieb genommen. Er arbeitet dazu mit seiner Checkliste. Jeder Punkt wird akribisch abgearbeitet. Anfang August legt der Nautik-Spezialist seine Führerprüfung ab. Mit der Schifffahrt ist er schon über elf Jahre verbunden. Zuerst war er auf dem Vierwaldstättersee unterwegs. Dort arbeitete er ebenfalls im Büro und auf dem Schiff. Damals jedoch noch als Matrose, er war für die Kasse zuständig. «Der Mix gefällt mir, nur Büro wäre nichts für mich», sagt er.
Wenn Gäste da sind, bleibt keine Zeit
Im Schiff drin hat sich ebenfalls einiges getan. Die Mitarbeiterin vom Buffet hat ihre Bestände aufgefüllt und die frischen Produkte einsortiert und präsentiert. Das Buffet ist vorbereitet, der Kassenstock eingefüllt und die Kasse in Betrieb genommen. Die Mitarbeiterin hat die Tafel mit der Tagesspezialität beschriftet und alle Tabletts oben im Regal bereitgestellt. Wenn das Geschäft losgeht am Buffet, bleibt ihr keine Zeit für die Dinge. Getränke, Chips und Glace sind bereit für die hungrigen Gäste. Sie wird Tablett für Tablett füllen und einkassieren. Sobald Gäste an Bord sind, ist sie gefordert mit der Ausgabe am Buffet und den Arbeiten in der Bordküche. Dazu hilft sie bei den Stationen jeweils der Matrosin, das Schiff anzubinden.
Bis zu 300 Passagiere
Das Schiff ist bereit für die erste Fahrt um 9 Uhr und legt vom Steg eins der Werft ab. Der Schiffsführer und der angehende Schiffsführer manövrieren das Boot zum Steg beim «Delphin». Bereits warten die ersten Gäste. Schifferle und Kneubühl zählen vom Führerstand aus, wie viele Gäste jeweils aus- und zusteigen, so erhalten sie eine Statistik. Das 34 Meter lange und 6,5 Meter breite Schiff bietet 300 Personen Platz. Da gilt es an schönen Tagen aufzupassen, damit die Anzahl Gäste zum Schiff passt.
Nach Sonnenuntergang werden die Fahnen eingeholt
Am Mittag wechselt die Führungscrew. Wie bei anderen Unternehmen, die professionelle Transporte tätigen, gilt auch für das Führen von Schiffen die Arbeits- und Ruhezeitenverordnung. Es gilt diese gesetzliche Vorgabe einzuhalten. So fährt eine zweite Crew die Nachmittagsgäste über den See. Um 19 Uhr verabschiedet die Crew die letzten Gäste vom Schiff am Steg beim Restaurant Delphin. Die «Brestenberg» wird zurück in die Werft zum Steg eins gefahren. Hier wird sie mit vier Seilen festgebunden. Die Matrosin pumpt die Fäkalien ab, füllt das Frischwasser nach und wischt den Boden. Der Abfall und das Leergut werden entsorgt. Im Führerstand werden die technischen Geräte heruntergefahren. Motor und Generator ausgeschaltet. Dies gilt auch für Radar, Kompass und Co.
Die Fahnen auf dem Schiff werden jetzt wieder eingezogen. Zusammen verlässt die Bordcrew das Schiff. Der Schiffsführer schliesst die «Brestenberg» noch ab. --vaw
Mehr Infos zu den Fahrten auf dem See: www.schifffahrt-hallwilersee.ch.